Isolation Auswirkungen der Corona-Krise auf die Geriatrie
Wenn die Fallzahlen während der Corona-Krise hochschnellen, hat das ganz konkrete Auswirkungen auf geriatrische Reha-Kliniken.
Im März und April 2020 wurden beispielsweise geriatrische Reha-Kliniken teilweise zweckentfremdet und zu Ersatz-Krankenhäusern deklariert. Dort wurden leichtere Fälle von Corona-Erkrankungen behandelt, die keine Intensivmedizin benötigten. Falls eine Lungeninfektion hinzukam oder sie Atemprobleme bekamen, wurden sie auf eine spezialisierte Intensivstation verlegt.
Puffer für Pflegeheim-Anwärter
In Bayern gab es im März und April 2020 einen Aufnahmestopp für Pflegeheime, um die gesunden Heimbewohner nicht zu gefährden. Daher wurden Patienten aus dem Akutkrankenhaus in geriatrischen Reha-Kliniken "zwischengeparkt", weil sie nicht in Pflegeheime entlassen werden durften und gleichzeitig die Akutbetten in Kliniken für Corona-Patienten benötigt wurden.
Ausfälle
Dafür brach gleichzeitig der reguläre Reha-Bedarf für Patienten nach Wahl-Operationen ein, weil die Operationen abgesagt wurden. Das bedeutete weniger Reha-Patienten und damit ein Einkommensverlust für die Kliniken. Gleichzeitig kam es durch Corona-Erkrankungen und Quarantänemaßnahmen zu Ausfällen beim Personal in der Pflege und Therapie sowie bei den Ärzten.
Besuchersperre
"Besuchsverbote sind für Patienten und Besucher eine große Belastung, vor allem wenn ein Demenz-Patient noch zusätzlich wegen Quarantäne isoliert werden muss. Diese Patienten können nicht verstehen, was jetzt mit ihnen passiert und warum – und leiden natürlich sehr darunter. Wir versuchen das mit Zuwendung zu kompensieren."
Dr. Peter Euler
Reha bei Corona-Patienten
Geriatrische Corona-Patienten werden genauso wie andere Patienten mit Pflege und Therapie behandelt und mobilisiert, auch wenn der Aufwand durch die vielen Schutzmaßnahmen höher geworden ist und mehr Zeit kostet.
Gefährliche Isolation
Die Lebensqualität vieler älterer Menschen hängt von ihren Sozialkontakten ab, so dass viele nun leiden, selbst wenn sie nicht erkrankt sind. Viele leben sowieso sehr isoliert; diese zusätzliche Isolierung zu ihrem eigenen Schutz belastet sie nun, das bestätigen auch Psychologen. Bei Corona-Kranken gehen Pflegende wegen des höheren Aufwands seltener ins Zimmer als sie es normalerweise machen würden. Wenn Kinder, Enkel und andere Familienmitglieder ältere Menschen weniger häufig oder gar nicht besuchen und den engen Kontakt meiden, dann dient das natürlich dem Schutz der älteren Person. Auf der anderen Seite leiden viele ältere Menschen darunter, weil sie den Kontext zum Teil nicht verstehen, weil die Bedrohung durch das Virus zu abstrakt ist.
Vereinsamung daheim
Kliniken können das kompensieren, da unterschiedliche Berufsgruppen und Personen 24 Stunden am Tag da sind. Von dieser Vereinsamung sind vor allem Menschen betroffen, die daheim leben. Videotelefonate per Smartphone, Tablet oder Computer können ihnen helfen, Kontakt zu halten und der sozialen Isolation zu entgegen. Viele werden natürlich entsprechende technische Hilfe dazu benötigen.