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Bayerns älteste Tourismusregion Die Erfindung der Fränkischen Schweiz

1793 reiten Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck in die Fränkische Schweiz. Viele sehen in der Pfingstreise der beiden romantischen Autoren die Geburtsstunde des Tourismus in dieser Region, die heute zum Eldorado für Kletterer, Mountainbiker und Familien geworden ist.

Von: Thomas Senne

Stand: 20.05.2020 | Archiv

Bayerns älteste Tourismusregion: Die Erfindung der Fränkischen Schweiz

"Teuerste Eltern! Hier haben Sie eine kleine Beschreibung der Reise, die ich mit Tieck in den Pfingstferien ins Bayreuthische vorgenommen habe, und die uns so viel Vergnügen gemacht hat. Unser Hauptzweck war, die Merkwürdigkeiten der Natur, die wir von Erlangen so nahe haben, kennen zu lernen."

Wilhelm Heinrich Wackenroder

"Am Freitag vor Pfingsten bestiegen wir am Morgen um fünf Uhr unser Roß bei einem sehr schönen hellen Himmel und einer angenehmen Luft. Wir hatten in einem Mantelsack Wäsche und Kleider bei uns, den, wie wir ausmachten, jeder abwechselnd hinter sich aufs Pferd schnallen sollte; ich machte den Anfang."

Ludwig Tieck

Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder – in der Schilderung ihrer "Pfingstreise von 1793 durch die Fränkische Schweiz, den Frankenwald und das Fichtelgebirge". Die beiden stammen aus Berlin, studieren aber in Erlangen. Sie machen sich 1793 auf den Weg in die Fränkische Schweiz.

"Dann kamen wir nach Ebermannstadt, eine kleine katholische Stadt; Kruzifixe und Heiligenbilder findet man allenthalben hier, selbst an den Landstraßen im Überfluß. Die Leute (…) sind prächtig, wie ich denn überhaupt die Katholiken viel lieber leiden mag als meine frostigen Religionsverwandten. Sie haben noch weit mehr vom religiösen Enthusiasmus, sie sind alle sehr freundlich und höflich, sie gehen ganze Strecken mit, um einem den Weg zu weisen."

Ludwig Tieck

Besonders die Frauen hatten es Ludwig Tieck angetan. Von ihren blonden Haaren und blauen Augen war er sehr beeindruckt und lobte "einen gewissen schwärmerischen Madonnenblick".  

Die Reiseberichte machten in Berlin die Runde

Am 2. Juni 1793 waren die beiden Protestanten zu ihrer legendären Pfingstreise aufgebrochen. Eine Reise, über die Ludwig Tieck ausführlich in einem Brief an einen Freund berichtete und von der Wilhelm Heinrich Wackenroder in einem Schreiben an seine Eltern erzählte, weiß Reinhard Löwisch von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Texte, die bald in Berliner Literatenzirkeln kursierten.

"Das waren – wenn man so will – die offiziellen Begründer des Tourismus in der Fränkischen Schweiz, ganz genau, durch ihre Reise. Durch ihren Ritt – muss man eigentlich sagen – durch die Fränkische Schweiz ins Bayreuther Land und ins Fichtelgebirge hoch haben sie eben die Fränkische Schweiz in einer Art und Weise beschrieben, wie es vorher noch nicht der Fall gewesen ist. Früher – also vor der Reise der beiden, Wackenroder und Tieck – gab es ja nur in Gänsefüßchen die Höhlen der Fränkischen Schweiz. Und diese Höhlen waren die ursprünglichen, die ersten Auslöser für Besuche von Gästen in der Region bei uns. Und im Nachgang zu den Höhlen kamen dann eben auch die Studenten aus Erlangen – das war eine Partneruniversität zu Berlin – und haben eben die Fränkische Schweiz in einer romantischen Art und Weise beschrieben, die dann später als romantische Epoche in die Literaturgeschichte eingegangen ist."

Reinhard Löwisch von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz

Die älteste Tourismusregion Bayerns

Felsen in der Fränkischen Schweiz

Studenten aus Preußen gaben also letztlich den Anstoß, dass die Fränkische Schweiz mit der Zeit immer mehr Besucher anzog und so zur ältesten Tourismusregion Bayerns wurde. Nur hieß die damals noch "Muggendorfer Gebürg". Denn der heute gebräuchliche Name für die charakteristischen Jura-Felsen, der an die Schweizer Berge en minature erinnern soll, wurde erst im 19. Jahrhundert geprägt. 1812 taucht der Begriff "Fränkische Schweiz" erstmals in einem Reiseführer eines gewissen Johann Christian Fick auf. Heute versteht man darunter im allgemeinen das Gebiet, das in etwa von den Städten Bamberg, Bayreuth, Nürnberg und Forchheim eingegrenzt wird.

Verstopfte Straßen und jede Menge freizeithungrige Gäste

Wie sehr sich der Tourismus in der Fränkischen Schweiz seit dem Besuch von Wackenroder und Tieck entwickelt hat, ist heute gut an den vielen Fahrzeugen auf der Bundesstraße B 470, der zentralen Verkehrsader in diesem Gebiet, abzulesen. Denn regelmäßig ist diese Straße am Wochenende bei schönem Wetter verstopft. Für die Freizeitaktivitäten stehen etliche Anbieter bereit. Mit seinem Unternehmen "Aktivreisen" ist Martin Maier schon seit langem im Outdoor-Bereich tätig. Bootstouren und die Vermietung von Kanus bietet er ebenso an wie Kletterkurse oder den Verleih von Fahrrädern. Rund 15.000 Gäste nehmen pro Jahr seine Angebote an.

"Jetzt sind wir in unserem Hauptlager. Hier haben wir übern Winter unsere ganzen Fahrräder eingelagert. Wir haben ca. 30 Mountain-Bikes, ca. zehn Touren-Räder und nochmal 20 E-Touren-Räder und E-Mountain-Bikes auf Lager. Die wir den Sommer über entweder an unsere Gäste vermieten oder mit ihnen auch geführte Touren machen. Unsere Kleinbusse, die wir hier haben, dienen primär dazu, um entweder die Ausrüstung zu den Gästen zu bringen oder um die Gäste nach einer Tour – entweder vom Bootfahren oder vom Radfahren – wieder abzuholen. Im Bereich unserer Werkstatt werden die Fahrräder gewartet, gepflegt und natürlich auch repariert"

Martin Maier, Aktivreisen

Ein Eldorado für Outdoor-Fans

Eine Kletterin in der Fränkischen Schweiz

Auch für Kletterfans bietet die Fränkische Schweiz einiges – und zwar schon seit etwa 100 Jahren. Wenn sich die Felsen im Frühjahr erwärmt haben, stehen über 8.000 Kletterrouten für alle Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, sagt Martin Maier. 

"Die Fränkische Schweiz hat sich zum Eldorado für Outdoor-Fans entwickelt. Lange Zeit lastete der Fränkischen Schweiz ja so ein bisschen das Schäufele-Image an – wenn ich das so sagen darf -, aber inzwischen haben wir ganz viele junge Gäste, über die wir auch sehr froh sind. Speziell bei uns ist es so, dass wir ganz viele Schüler haben, die auch zum Teil ihre Klassenfahrten und ihre Sommersportwochen in der Fränkischen Schweiz verbringen. Und wir wissen alle – der Schüler, der junge Gast von heute, ist der erwachsene Gast von morgen."

Martin Maier, Aktivreisen

Fränkische Schweiz muss "wettbewerbsfähig" bleiben

Doch kommt der Tourismus in dieser Region, der ja letztlich auf die Pfingstreise von Wackenroder und Tieck zurückgeht, nicht allmählich an seine Grenzen? Die Leiterin der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz in Ebermannstadt, Sandra Schneider, schüttelt den Kopf. Von zu viel Tourismus könne momentan noch keine Rede sein. Vielmehr müsse sich die Region anstrengen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 

"Ein Kerngeschäft ist das Marketing. Ja, dass wir die tollen Sachen, die man in der Fränkischen Schweiz haben, bündeln und nach außen vermarkten und dass die Gäste auch wissen, was sie bei uns alles Schönes erleben können und welche Genüsse vor allem. Und das andere ist natürlich, dass wir nach innen arbeiten mit den Hoteliers, mit den Gastronomen, tolle Produkte schnüren oder einfach inspirieren, Innovationen fördern, ja und auch den Zusammenhalt in der Region stärken. Die Fränkische Schweiz im derzeitigen Status steht sehr gut da als Tourismusregion. Und Gäste kommen gern und kommen auch immer wieder. Aber die Gäste sind natürlich auch anspruchsvoll und ihre Erwartungen werden ja über die Jahre nicht weniger, sondern mehr und dass wir diesen Erwartungen auch weiterhin gerecht werden in Qualität, in den Dingen, die wir anbieten. Und das andere ist eigentlich, dass wir auch wettbewerbsfähig bleiben – nicht nur in Deutschland, sondern gegen die ganze Welt. Weil: Heutzutage ist ja nicht die Entscheidung fahre ich in den Schwarzwald oder fahre ich in die Fränkische Schweiz, sondern fliege ich auf die Malediven oder fahre vielleicht auch noch mal in die Fränkische Schweiz."

Sandra Schneider, Leiterin der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz

Früher, zu Zeiten von Wackenroder und Tieck, war das alles anders. Damals waren die Menschen zu Fuß, mit dem Fuhrwagen, der Kutsche oder dem Pferd unterwegs.

"Ich und mein Pferd, ein großer Rappe, hatten viel Courage; wir setzten mit großer Freude über Gräben und Hügel hinweg; es war aber auch eine schöne Gegend und sehr schönes Wetter. Bei einem Dorfe kamen wir an einen sehr steilen Berg, wo ein schmaler Fußweg weit näher führte als der Fahrweg; man wollte aber nicht wagen, diesen Fußsteig zu reiten, bis ich auf … Wackenroders Furchtsamkeit nicht achtend, im Galopp hinaufsprengte."

Ludwig Tieck

Die Erfindung der Wiener Würstchen

Wiener Würstchen vor dem Ortsschild von Gasseldorf

Ein gut ausgebautes Straßennetz so wie heute, war damals nicht vorhanden. Schlechte, holprige Wege waren die Regel. Heute sind die Straßen längst asphaltiert und der Besucher freut sich, wenn er irgendwo in der Landschaft noch einen ursprünglichen Pfad entdeckt, der ihn dann vielleicht nach Streitberg oder ins benachbarte Gasseldorf führt. Auch Wackenroder und Tieck kamen durch den Ort, in dem ein Mann auf die Welt gekommen ist, der als Erfinder einer weltberühmten kulinarischen Spezialität gilt, erzählt Reinhard Löwisch von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz.

"Die sind durch Gasseldorf gekommen, aber sie wussten damals noch nicht, dass es einen Metzger gibt, der aus Gasseldorf stammt, der Johann Georg Lahner, der als Erfinder der Wiener Würstchen gilt. Wir stehen jetzt da an dem Denkmal, das an ihn erinnert seit seinem 150. Todestag. Und da kann man also nachlesen auf dieser Gedenktafel, dass er 1805 in Wien zum ersten Mal die Wiener Würstchen gemacht hat, die in Frankfurt Frankfurter heißen."

Reinhard Löwisch von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz

"Um Streitberg ist eine der schönsten Gegenden, die wir auf der ganzen Reise gesehen haben. Das Dorf liegt am Eingang eines Tales, das sich in mäßiger Breite zwischen bewaldeten Felsen, aus denen aber viele nackte Blöcke und Pfeiler hervorragen, in manchen Krümmungen durchwindet. Durch das Tal schlängelt sich die Wiesent, von kleinen Büschen eingefasst und von frischen Wiesen umgeben."

Wilhelm Heinrich Wackenroder

Burgen und Ruinen

Blick auf die Burgruine Neideck

Streitberg, umgeben von der Streitburg und der markanten Burgruine Neideck. Der Legende nach sollen die beiden Bauwerke einst zwei verfeindeten Brüdern gehört haben: Heute ziehen die beiden Ruinen viele Besucher an. Auf Texttafeln können sie sich vor Ort über die Geschichte der Burgen informieren.

"Die Ruine Neideck ist die ehemalige Stammburg des Konrad von Schlüsselberg, der ja im Mittelalter als einer der mächtigsten Geschlechter in der Fränkischen Schweiz geherrscht hat. Und seit dem 17. Jahrhundert ist diese Burg eine Ruine, aber eine höchst romantische Ruine. Und aus diesem Grund ist der Wackenroder und der Tieck hier – als sie durch Streitberg kamen – rechts abgebogen und den Berg hoch, den steilen Berg zur Ruine Neideck, um sich hier halt umzuschauen."

Reinhard Löwisch von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz

"Wir kletterten viel in den wüsten Steinhaufen umher und traten dann nach Streitberg unsern Rückweg an. Man hat dort treffliche Forellen und sie schmeckten uns nach der Wanderung sehr gut. Das Wirtshaus liegt charmant und ich möchte wohl einige Zeit in Streitberg wohnen, man sieht die Burg geradeüber vor sich, ein kleiner Bach fließt unter den Fenstern vorbei, man hört die Bäume rauschen und Mühlen aus der Ferne klappern."

Ludwig Tieck

Bräuche und Wallfahrten

Schmackhafte Forellen und Wirtshäuser mit ausgesuchten Biersorten ziehen auch heute noch viele Gäste an – und auch viele Bräuche sind bei Touristen und Einheimischen beliebt. Beispielsweise mit bemalten Eiern geschmückte Brunnen an Ostern. Oder: religiöse Prozessionen.

"Eine Menge Leute gingen langsam und singend ihre Straße fort, dann lachten sie wieder und waren lustige Männer,  Weiber und Mädchen; sie wallten zu einem wundertätigen Marienbilde hin, in der Gegend von Kulmbach. Eine Wallfahrt muss wirklich nicht ganz unangenehm sein."

Ludwig Tieck

"Die Wallfahrt in der Art, wie wir sie auch heute noch kennen und wie sie natürlich auch zur Zeit der beiden Genannten üblich war, geht schon auf einige Jahrhunderte zurück. Die Wallfahrt in der heutigen Form dürfte in etwa entstanden sein so Ende des Mittelalters, Beginn der Neuzeit. Im katholischen Bereich wurde die Wallfahrt, sehr stark protegiert durch Gegenreformation, also die Zeit nach Luther, in der die katholische Kirche wieder versuchte, ja, alte Stärke zu bekommen."

Georg Schäffner, Regionalkantor  und Organist in der Wallfahrtsbasilika von Gößweinstein

Die Wallfahrtsbasilika in Gößweinstein

Die Wallfahrt als ein Mittel, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken – ein Sinnbild für die eigene Lebensreise, stimmungsvoll umrahmt von religiösem Gesang, farbigen Fahnen und Kerzen: ein Augenschmaus für die beiden aus dem protestantischen Berlin stammenden Studenten, sagt Georg Schäffner, ausgewiesener Kenner des Wallfahrtswesens sowie Regionalkantor und Organist in der vom Barockbaumeister Baltasar Neumann errichteten Wallfahrtsbasilika von Gößweinstein. Gößweinstein haben Wackenroder und Tieck bei ihrer Pfingstreise von 1793 allerdings nicht besucht. Vermutlich kamen jedoch die Pilger, die sie unterwegs getroffen haben, aus dem Ort.

Soccerpark und Sommerrodelbahn

Der Ausblick vom Skywalk in Pottenstein

Was die beiden Reiter wohl von Golfplätzen, einem Kletterwald oder einem Soccerpark in der Fränkischen Schweiz gehalten hätten? Bei Pottenstein gibt es sogar eine stark frequentierte Sommerrodelbahn. Jetzt wurde sie um einen bis zu 40 Meter hohen "Skywalk" und um Gondel-Spaßgeräte erweitert – einen 360 Meter langen "Hexenbesen" und einen "Coaster", wie sie der Betreiber nennt. Der Betriebsleiter der Anlage, Uwe Heinlein, ist sichtlich stolz auf die Neuerungen.

"Wir haben versucht, dass wir nicht mehr Fläche brauchen wie zuvor. Unser Skywalk ist natürlich das Highlight. Wunderbar wie Sie sehen. Auch wenn man nach unten schaut, das Tal. Es ist sehr hoch. Auch zu erwähnen unser Höhenlehrpfad, den man erst betreten muss, bevor man auf den Skywalk kommt. Es sind sehr große Fundamente in die Erde eingebracht worden, auch mit Verankerungen, Litzenanker nach unten, um die Stabilität zu gewährleisten."

Uwe Heinlein, Betriebsleiter der Sommerrodelbahn

"Das Maß ist voll"

Was dem einen gefällt, ist für andere, die in unmittelbarer Nachbarschaft der Anlage wohnen, zu viel des Guten: ein technoides Monstrum, das die Schönheit und Ruhe der Fränkischen Schweiz stark beeinträchtigt.

"Das Maß ist längst voll und mittlerweile ist es so, dass das einfach ja schon zum Teil ausufert und wir uns hier in einem Raum befinden, der, ja, langsam zum Disneyland mutiert. Ja, im Vergleich zu früher: Für mich persönlich ist es irgendwie eine Entseelung, Entwurzelung. Und der Charme der Natur und der Landschaft und auch der Tiere – also das geht völlig verloren. Auch die Mentalität der Leute, die dadurch angezogen werden, ist eine komplett andere. Muss immer höher, immer weiter, immer mehr sein. Der Mensch selber braucht anscheinend diese Reize, weil er die wirklichen Reize der Natur nimmer wahrnehmen kann."

Elisabeth Hölzel

Generell ist Elisabeth Hölzel, die eine Bürgerinitiative gegen die Ausmaße des Projektes ins Leben gerufen hat, keineswegs gegen Tourismus. Nur das Ausmaß erschreckt sie und ihre Mitstreiter: endlose Besucherströme direkt vor der Haustür mitten in der Natur als Gefahr für die Idylle.

Die Fränkische Schweiz und ihre Höhlen

Am 12., dem letzten Tag ihrer Pfingstreise, besuchten Wackenroder und Tieck nach einer Bayreuth-Stippvisite und Exkursionen ins Fichtelgebirge schließlich eine besondere Sehenswürdigkeit: die Rosenmüller-Höhle bei Muggendorf. 

"Die Rosenmüllersche Höhle (…) ist in Ansehung der Gestalten des Tropfsteins die schönste. Ihr Eingang ist eine schmale Spalte zwischen den Felsenpfeilern oben am Gipfel des Berges, und man steigt auf einer schrägstehenden Leiter mit einem Licht hinunter."

Heinrich Wackenroder

Verständlich, dass die beiden Studenten von den wunderlichen Felsformationen begeistert waren, meint die Höhlenexpertin Katja Huhn. Mittlerweile hat die Schönheit der im Laufe von Millionen Jahren entstandenen Höhle allerdings etwas gelitten.

"Die Rosenmüllerhöhle wurde als Schauhöhle in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts stillgelegt. Und da kamen danach, zu gut Deutsch, die Tropfsteinräuber – muss man sagen – her und haben alles, was in Griff- oder Leiterhöhe war raus geschlagen. Unvernunft, Dummheit, sehr schade. Weil: Wenn ein Tropfstein aus der Höhle rauskommt, wenn er nicht mehr in der Luftfeuchtigkeit ist, das Wasser nicht mehr hat, dann verliert er absolut seine Faszination. Er wird zum grauen Stein. Stellt man ihn in den Garten, verschwindet er mit der Zeit sogar, weil der kohlensaure Regen den Kalk wieder auflöst. Also: Es ist ein absoluter Blödsinn, einen Tropfstein aus der Höhle raus zu nehmen."

Katja Huhn, Höhlenexpertin

Tropfsteine in der Binghöhle

Der Preis des Tourismus? Vielleicht. Doch die noch immer gut erhaltene Streitberger Binghöhle, die von Katja Huhn umsichtig betrieben wird, beweist, dass ein behutsamer Umgang mit der Natur durchaus möglich ist.

Die erste verbürgte Reise in die Fränkische Schweiz

Prominente wie Fürst Pückler-Muskau, Karl Immermann oder Richard Wagner haben sich seinerzeit durch Berichte zu Ausflügen in die Fränkische Schweiz inspirieren lassen. Das Ende der ersten verbürgten Reise dieser Art von 1793, mit der in dieser Region der Tourismus einsetzte, beschreibt Ludwig Tieck. Seinen Reisebericht in Briefform schließt er mit folgenden Zeilen.

"Es war schon finster, als wir noch eine halbe Meile von Erlangen entfernt waren. Die Lichter aus dem Dorfe Rathsberg herunter machten einen äußerst romantischen Effekt. Müde kamen wir in Erlangen spät an, tranken Schokolade und legten uns schlafen."

Ludwig Tieck


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