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Bräuche im Wandel Fränkische Osterbrunnen

Seit Palmsonntag sieht man sie wieder überall, die mit bunten Ostereiern prächtig geschmückten Brunnen. Und es werden immer mehr. Der Brauch der Osterbrunnen erlebt gerade wieder einen regelrechten Boom. Längst werden sie schon über die Grenzen Bayerns hinaus gesichtet, dabei kommt die Tradition des Brunnenschmückens eigentlich aus der Fränkischen Schweiz.

Stand: 11.04.2020 | Archiv

Fränkische Osterbrunnen: Bräuche im Wandel

Bereits eine Woche vor Ostern herrscht der Ausnahmezustand: Die Tourismuszentrale Fränkische Schweiz zählt rund 200 Orte, die ihre Brunnen und Quellen schmücken. Und Osterbrunnenfans aus der ganzen Welt stürmen mit organisierten Busfahrten die prächtigsten Brunnen. Höhepunkt ist der Bieberbacher Weltrekordbrunnen mit über 12.000 handbemalten Eiern.

Wie ist der Brauch des Osterbrunnenschmückens entstanden?

Brunnen waren früher keine Selbstverständlichkeit. Das Wasser musste mühsam vom Tal ins Dorf getragen werden.

Seit gut 100 Jahren werden in der Fränkischen Schweiz Brunnen und Quellen geschmückt. Die Gründe sind nicht eindeutig belegt - zum einen hat es mit der großen Bedeutung zu tun, welche das Wasser und die Brunnen für die Dörfer in der Fränkischen Schweiz hatten: Durch das Karstgestein herrschte auf den Hochebenen große Wasserarmut, teilweise musste in manchen Orten noch bis in die späten 50er Jahre Wasser mit einer Butte auf dem Rücken ins Haus getragen werden. Deshalb waren Brunnen im Dorf ein großer Segen für die Anwohner. Aus Freude und Dankbarkeit wurden sie geschmückt - und vielleicht auch ein bisschen um das Wasser gnädig zu stimmen, denn trotz Brunnen und Wasserleitungen war das kostbare Nass in heißen Sommern knapp.

Erste Belege für Osterbrunnen 1909

Die Aufseßer gelten als die fränkischen Pioniere des Osterbrunnenschmückens - dort finden sich die frühesten Nachweise für das Brunnenschmücken, erstmalig 1909, kurz nach dem ersten Brunnenbau.

In Engelhardsberg wird der Brunnen mit einer Fichte geschmückt, der mit selbstbemalten Eiern und bunten Bändern behängt ist.

In der Fränkischen Schweiz werden die meisten Brunnen bereits eine Woche vor Ostern geschmückt - und für die Teilnehmer an den organisierten Osterbrunnen-Busfahrten gibt es dann viel zu staunen. Nur die Engelhardsberger schmücken ihre Brunnen noch in der Osternacht. Seit über 100 Jahren ziehen sie in der Dunkelheit durch den Ort und behängen die kleinen Fichten, die auf die Dorfbrunnen gestellt und mit handbemalten Eiern und so genannten "Bensalas", bunten Kreppbändern, behängt werden. Pünktlich um Mitternacht singen sie dann am fließenden Wasser Ostern ein.


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