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Festplatz und Wunde Der Nürnberger Hauptmarkt

Kopfsteinpflaster zu Füßen, von Gebäuden umrahmt, von Marktständen getupft: auf dem Nürnberger Hauptmarkt finden der Obstmarkt, der Biomarkt, der Häfelesmarkt und der Christkindlesmarkt statt. Es ist ein uralter Marktort – auf Blut gegründet. Ein Blick auf die Geschichte des Nürnberger Repräsentationszentrums.

Von: Herbert Heinzelmann

Stand: 12.07.2022 | Archiv

Festplatz und Wunde: Der Nürnberger Hauptmarkt

Kaum einem der Menschen in Nürnberg, die hier Salat und Gemüse kaufen, fällt etwas zur Geschichte des Platzes ein, auf dem die Stände aufgeschlagen sind. Nur einer meint, dass der etwas mit dem "Kaiser vom Männleinlaufen" zu tun haben könnte. Und ein Händler ist der Annahme, dass Adolf Hitler hier die Reichsparteitage abgehalten hat.

Ein uralter Marktort

Beide liegen nicht ganz falsch. Doch das Marktrecht und damit das Recht auf einen Marktplatz hat Karl IV. den Nürnbergern noch als König sieben Jahre vor der Goldenen Bulle eingeräumt. Und den uralten Marktort haben die Nazis tatsächlich in Adolf-Hitler-Platz umgetauft, auch wenn sie ihre Parteitage am Dutzendteich begingen.

Turniere und sportliches "Stechen"

Aber hier war im Lauf der Jahrhunderte noch viel mehr los. Die Kaiser schritten über die Steine durch hölzerne, kunstvoll bemalte Triumphbögen hinauf zur Burg. Die jungen Adeligen trafen sich zu Turnieren und die jungen Handwerks-Gesellen zum sportlichen "Stechen". Strenge Kontrolleure überprüften die Wassermenge im Wein und den Anteil von Ziegelstaub im Safran. Verurteilte standen am Pranger.

Ein repräsentativer Ort – auf Blut gegründet

In der Guten Stube der Stadt schlug seit jeher das Herz des Handels, seit ca. 1700 mit einem besonderen Augenmerk auf das Weihnachtsgeschäft. Der Hauptmarkt war und ist Nürnbergs Repräsentations-Zentrum. Nur ist er auf Blut gegründet. Unter dem Pflaster finden sich die Reste des Judenviertels. Nach dem Pogrom im Jahr 1349, bei dem 600 Juden ermordet wurden, wird er zentraler Platz. Da stellt sich auch die Frage nach einem historischen Trauma.

Die Sendung ist eine Wiederholung vom 22. März 2015


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