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Lebenslang fit bleiben Gesund altern

Noch im Jahr 1900 lag die mittlere Lebenserwartung in Deutschland bei 47 Jahren. Kinder, die heute auf die Welt kommen, haben gute Chancen, 80 oder 90 Jahre alt zu werden. Doch wie bleibt man fit?

Von: Susanne Dietrich

Stand: 28.03.2024 |Bildnachweis

Eine Seniorin hält ein iPad in der Hand. | Bild: BR/Julia Müller

Noch im Jahr 1900 lag die mittlere Lebenserwartung in Deutschland bei 47 Jahren. Kinder, die heute auf die Welt kommen, haben gute Chancen, 80 oder 90 Jahre alt zu werden. Die Gerontologie oder Alterswissenschaft erforscht, was beim Älter-Werden im Körper passiert und was die Jugendlichkeit der Zellen beeinflusst. Ihre Erkenntnisse können dabei helfen, die zusätzlichen Lebensjahre gesund und mit Lebensqualität zu genießen.

Expertin:

Dr. Marianne Koch, Internistin, Kuratorin der Deutschen Hochdruckliga, Ehrenpräsidentin der Deutschen Schmerzliga und Kuratorin der Stiftung Allgemeinmedizin

Auch wenn es – was den Alterungsprozess betrifft – aus wissenschaftlicher Perspektive weiterhin viele Fragezeichen gibt, sind wesentliche Erkenntnisse der Altersforschung durch zahlreiche Studien belegt. So ist es etwa erwiesen, dass die Lebenserwartung eines Menschen in erheblichem Maße von den ererbten Genen abhängt. Langlebigkeit in der Familie ist also schon einmal eine gute Ausgangsposition für ein langes, gesundes Leben. Aber man kann auch selbst eine Menge dazu beitragen – von gesunder Ernährung, über regelmäßige Bewegung bis hin zur Pflege von sozialen Kontakten.

Buchtipp:

Dr. Marianne Koch: "Alt werde ich später. Neue Wege, um geistig und körperlich fit zu bleiben". Erschienen bei dtv.

Buchtipp:

Dr. Marianne Koch: "Mit Verstand altern. Wie es gelingt, geistig fit und lebendig zu bleiben." Erscheint am 16.5.2024 bei dtv.

Die Ernährung ist ein wichtiges Instrument, um auch im Alter gesund und fit zu sein. Dabei spielen frische Gemüse, Salate, Obst, Nüsse und hochwertige Pflanzenöle eine zentrale Rolle.

Frisches Obst und Gemüse enthält sogenannte Antioxidanzien, also Radikalenfänger, die dabei helfen, die Zellen von Abfallprodukten zu befreien. Außerdem wirken sich die enthaltenen Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe – Flavonoide, Beta-Carotin, Lykopene oder Phenolsäuren – positiv auf die Zellgesundheit aus. Hervorzuheben ist vor allem ihre Unterstützung der Immunzellen, die den Körper vor Alterskrankheiten wie Grippe, Krebs oder Gürtelrose bewahren.

"Gerade diese Substanzen, die nur im frischen Obst und Gemüse, aber leider nicht in den Vitaminpräparaten aus Apotheken und Drogerien vorkommen, helfen, die Zellen jung zu erhalten."

Dr. Marianne Koch

Wichtig im Alter: Kalzium und Eiweiß

Für die Festigkeit der Knochen ist es beim Älter-Werden wichtig, genug Kalzium über die Nahrung aufzunehmen – und zwar etwa 1.000 Milligramm oder ein Gramm Kalzium täglich. Denn das Skelett muss – wie andere Organe auch – ständig erneuert werden. Eine ausreichende Kalzium-Dosis erreicht man am einfachsten mit Milchprodukten wie (Hart-)Käse, bestimmten Gemüsesorten (etwa Brokkoli) oder kalziumreichem Mineralwasser.

Altersforscher haben festgestellt, dass Körperschwäche und Gebrechlichkeit mit der Abnahme der Muskulatur zusammenhängen, was wiederum oft auf eine zu geringe Zufuhr von hochwertigen Eiweißstoffen zurückzuführen ist. Daher wird Älteren empfohlen, auf eine eiweißreiche Kost zu achten. Hochwertiges Eiweiß ist beispielsweise in magerem Fleisch, Fisch oder auch Eiern enthalten.

Gesunde Ernährung im Alter – ein Überblick

  • Frische Nahrungsmittel, möglichst schonend zubereitet und aus der Region
  • Milchprodukte, eventuell auch in der Magerstufe (z. B. Joghurt und Käse)
  • Viele Vitamine und Ballaststoffe aus Gemüse, Obst und Salaten, am besten aus biologischem Anbau
  • Viele Getreideprodukte, möglichst aus Vollkorn
  • Reis und Hülsenfrüchte
  • Wenig "rotes" Fleisch (Schwein, Rind, Lamm), mehr Geflügel und Fisch
  • Wenig verarbeitetes Fleisch wie Wurst und Räucherwaren
  • Wenig tierische Fette wie Speck, Schmalz, Butter oder Sahne (Ausnahme: fetter Fisch wie Lachs oder Makrele)
  • Wenig Zucker, Torten, Schokolade und andere Süßigkeiten
  • Genügend Flüssigkeit: mindestens eineinhalb Liter Wasser oder Kräutertee, reine Obstsäfte nur mit Wasser verdünnt, keine zuckerhaltigen Getränke wie Limonaden oder Colas
  • Wenig Alkohol: nicht mehr als ein bis zwei Gläser Wein oder ein halber Liter Bier am Tag
  • Kaffee und schwarzer Tee in Maßen

Vegetarische und vegane Ernährung im Alter

Sich im Alter durch vegetarische Ernährung mit genug Nährstoffen zu versorgen, ist kein Problem. Wer sich allerdings vegan ernährt, läuft Gefahr, zu wenig Vitamine, Kalzium und Eiweiß zu sich zu nehmen. Ältere Menschen, die vegan leben möchten, sollten sich deswegen von Ärzten beraten lassen, die in Geriatrie (Altersmedizin) ausgebildet sind.

Gefahr Übergewicht bei älteren Menschen

In Deutschland sind 55 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen mit Beginn ihres 60. Lebensjahres übergewichtig – 25 Prozent sogar adipös, also fettleibig. Damit gefährden sie ihre Gesundheit und ihre Lebenserwartung. Ab 40 oder 45 Jahren verlangsamt sich der Stoffwechsel und der Energiebedarf sinkt. Wer nicht regelmäßig intensiv Sport treibt, sollte deswegen ab diesem Alter seine Kalorienzufuhr etwas reduzieren. So verhindert man, dass das Gewicht langsam, aber kontinuierlich ansteigt.

Ob man selbst gefährdet ist, misst man am einfachsten mit dem sogenannten Body-Mass-Index: Das Gewicht (in Kilogramm) geteilt durch die Körpergröße im Quadrat (in Metern). Ein Wert zwischen 18 und 25 gilt als ideal, von 25 bis 29 spricht man von "leichtem" bzw. "mittlerem" Übergewicht und ab einem Wert von 30 bereits von Fettleibigkeit.

Tipps für gesundes Abnehmen

Diäten machen dick. Besser ist es, langsam und kontinuierlich abzunehmen – bei Übergewicht ist etwa ein Kilogramm pro Monat ausreichend. Dabei kann es zielführend sein, ein Ernährungstagebuch zu führen, um einen Überblick zu haben, was man täglich zu sich nimmt. Außerdem hilft es, auf Dickmacher wie Süßigkeiten und Limonaden zu verzichten, langsam zu essen und die Portionsgrößen um etwa ein Viertel zu reduzieren.

"Hat man die neue Art zu essen erst einmal eine Zeitlang durchgehalten, dann stellt man erstaunt fest, dass einem die früheren Kalorienbomben nicht mehr schmecken und dass man auch tatsächlich mit kleineren Portionen satt wird. Unser Körper ist, wie der Geist, zum Glück lernfähig. Und natürlich dürfen Sie von Zeit zu Zeit ruhig einmal heftig sündigen. Ob Sie von den neuen Abnehm-Spritzen mit dem Wirkstoff Semaglutid eine einfachere Gewichtsreduktion versuchen sollten, müssen Sie mit Ihrem/r Hausarzt/-ärztin besprechen. Die entsprechenden Mittel wirken wie eigene Darmhormone auf das Sättigungszentrum des Gehirns. Die Nebenwirkungen sind dabei meistens gering."

Dr. Marianne Koch