Herzinsuffizienz Leben mit schwachem Herzen
Wenn das Herz zu schwach ist, gelangt nicht genug Sauerstoff an die Organe. Herzinsuffizienz sollte deshalb frühzeitig erkannt und therapiert werden.
Das Herz versorgt sämtliche Organe im Körper mit Blut und überlebenswichtigem Sauerstoff. Wenn es jedoch zu schwach ist, gelangt nicht genug Sauerstoff an die Organe. Man nennt dies Herzschwäche oder Herzinsuffizienz. Eine Herzinsuffizienz kann plötzlich oder schleichend auftreten. In jedem Fall stellt sie eine relevante Bedrohung der normalen Organfunktion dar und sollte daher unbedingt rechtzeitig erkannt und therapiert werden.
Experte:
Die Herzinsuffizienz kann in zwei verschiedenen Formen auftreten: Zum einen kann das Herz eine zu schwache Pumpfunktion aufweisen. An dieser Form leidet rund die Hälfte aller Herzinsuffizienz-Patienten. Zum anderen kann das Herz zu steif in seiner Beschaffenheit sein, wodurch das eintretende Blut nur erschwert weiterverarbeitet werden kann. Beide Formen der Herzschwäche können zu Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Atemnot, Einschränkungen der Merkfähigkeit, Reizbarkeit und Wassereinlagerungen in den Extremitäten führen. Diese Symptome kommen jedoch auch bei anderen Erkrankungen vor, so dass die Herzinsuffizienz häufig zu spät diagnostiziert wird.
Die Herzinsuffizienz ist seit dem Jahr 2010 die häufigste Entlassdiagnose in deutschen Krankenhäusern und gilt damit als sehr häufige Erkrankung.
Dem folgenden Text liegt ein Interview mit Prof. Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz an der Universität Würzburg zugrunde.
Die Herzschwäche zeichnet sich dadurch aus, dass sie kein einheitliches Krankheitsbild aufweist. Die Erkrankung hat sehr verschiedene Ursachen und kann sich über unterschiedliche Zeitfenster hinweg entwickeln.
Je nach Ursache kann sich eine Herzinsuffizienz akut innerhalb weniger Stunden oder über viele Jahre hinweg entwickeln. Bei Verdacht auf Herzschwäche ist es daher aus medizinischer Sicht wichtig, sich von der allgemeinen Symptomatik zu den jeweils vorliegenden, fallspezifischen Besonderheiten vorzutasten.
Zu den wichtigsten Ursachen einer Herzinsuffizienz zählt in Deutschland die koronare Herzerkrankung. Dabei handelt es sich um eine Verengung der Herzkranzgefäße. Im schlimmsten Fall kann eine derartige Verengung zu einem Herzinfarkt führen, bei dem Herzmuskelgewebe abstirbt.
"Ungefähr 35 bis 40 Prozent der Herzschwäche-Fälle in Deutschland beruhen auf der koronaren Herzerkrankung."
Prof. Dr. Stefan Störk
Neben der koronaren Herzerkrankung gibt es eine Reihe weiterer Ursachen einer Herzschwäche, die zunehmend bei älteren Patienten auftreten können.
Allen voran: hoher Blutdruck. Dieser kann in Bezug auf eine Herzschwäche besonders dann gefährlich werden, wenn der hohe Blutdruck über Jahre hinweg nicht adäquat behandelt wurde. In so einem Fall können sich verdickte Herzwände entwickeln, die im höheren Alter zu einer Unterversorgung der Herzmuskelzellen mit Sauerstoff beitragen können. Eine derartige Unterversorgung des Herzens kann sich in Folge zu einer Herzinsuffizienz entwickeln.
Eine weitere Ursache für eine Herzschwäche im höheren Alter können Herzklappenfehler darstellen. Hier gibt es zwei besondere Fallkonstellationen: Einerseits verkalkt die Herzklappe mit dem Alter zunehmend, was in der Regel durch den Alterungsprozess des Körpers verursacht wird. Der Effekt der Verkalkung der Herzklappe kann allerdings durch verschiedene Risikofaktoren verschärft werden. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem Diabetes und zu hohe Blutfettwerte. Andererseits kann eine durch einen Herzklappenfehler hervorgerufene Herzschwäche durch eine Vergrößerung des Herzens, auch bekannt als Kardiomyopathie, verursacht werden. Diese führt im zunehmenden Alter häufig zu einer Aufweitung des Herzklappenrings. Beide Konstellationen können auch eine akute Herzinsuffizienz hervorrufen.
Herzrhythmusstörungen stellen eine weitere wichtige Ursache dar. Insbesondere das sogenannte Vorhofflimmern spielt eine wichtige Rolle.
In selteneren Fällen kann auch eine Herzmuskelentzündung, auch bekannt unter dem Fachbegriff Myokarditis, eine Herzinsuffizienz verursachen. Eine Entzündung des Herzmuskels kann beispielsweise durch Infektionen mit Viren, Bakterien und Pilzen entstehen.
"Es ist wichtig, den Verdacht einer Myokarditis sofort auszuräumen oder zu bestätigen, damit man gezielt behandeln kann."
Prof. Dr. Stefan Störk
Auch Stoffwechselstörungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, können zur Entwicklung einer Herzschwäche beitragen. Wenn eine Kombination aus Diabetes und Herzinsuffizienz das Krankheitsbild der Patienten prägt, ist die Prognose für einen komplikationsfreien Krankheitsverlauf deutlich schlechter.
Eine Herzinsuffizienz kann auch als Folge einer nicht ausreichend behandelten Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder gar eines Herzinfarktes entstehen.
Bei der Behandlung einer Myokarditis spielen die Selbstheilungskräfte des Körpers eine wichtige Rolle. Die behandelnden Ärzte schaffen in diesem Zusammenhang optimale Voraussetzungen, dass sich der Organismus und das Herz von selbst gut erholen können. Im Heilungsprozess der Herzmuskelentzündung ist auch die Vermeidung von Stress von enormer Bedeutung. Bei einem anhaltenden, hohen Stresslevel ist daher die Gefahr groß, dass die Myokarditis nicht ausheilen kann und sich im Herz festsetzt. Das kann wiederum zu bleibenden Schäden am Herzen führen.
Ähnlich ist die Situation beim Herzinfarkt. Hier bedarf es innerhalb von 60 Minuten nach dem akuten Verschluss des Herzkranzgefäßes einer Intervention mittels Kathetertechnik, um den Patienten die beste Chance auf das Ausbleiben dauerhafter Schäden am Herzen zu ermöglichen. Erfolgt die Intervention bei einem Herzinfarkt dagegen zu spät oder bleibt aus, kann sich die Pumpfunktion des Herzens durch das resultierende Absterben von Herzmuskelgewebe rapide und langfristig verschlechtern. Die verminderte Pumpfunktion kann sich dahingehend auch auf den Alltag der Patienten auswirken, dass selbst einfache Tätigkeiten nicht mehr beschwerdefrei durchgeführt werden können.
"Insofern ist es äußerst wichtig, dass man bei diesen Beschwerden früh den Arzt aufsucht. Dort wird geklärt, ob ein akutes Problem besteht, das sofort der Behandlung bedarf, oder ein chronisches Problem, was man konsequent nachbehandeln muss. Häufig wird allerdings auch festgestellt, dass gar keine Herzschwäche vorliegt und die Symptome auf ein anderes Problem zurückzuführen sind."
Prof. Dr. Stefan Störk
Ob und wie sich das Coronavirus SARS-CoV-2 auf eine Herzschwäche auswirken kann, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend beantwortbar. Bislang wurde nachgewiesen, dass das Virus sehr unterschiedlich ausgeprägt bei den Patienten auftreten kann. In diesem Zusammenhang wurde von wissenschaftlicher Seite auch festgestellt, dass es bei einer Covid-19-Erkrankung eine Beteiligung des Herzens gibt. Dennoch ist mit den Standardmethoden meist nicht eindeutig zuzuordnen, ob sich die Erkrankung zuerst auf den Herzmuskel setzt oder die Lungenbeschwerden verursacht, und ob das Herz vielleicht früher schon von (anderen) Herzmuskelentzündungen schon einmal betroffen war.
"Wenn man ernsthaft oder schwer an der Coronavirus-Erkrankung leidet, muss man sich tatsächlich in jedem Fall bei jedem Patienten Sorgen machen, ob und in welchem Ausmaß das Herz mitbeteiligt ist."
Prof. Dr. Stefan Störk
Ob angesichts der vom Patienten berichteten Symptome tatsächlich eine Herzschwäche vorliegt, lässt sich nur durch eine Reihe an ärztlichen Untersuchungen verlässlich bestimmen.
Bei einem Verdacht auf eine Herzschwäche sollten Patienten keinesfalls zögern und umgehend einen Arzt aufsuchen. In erster Linie handelt es sich dabei um den Hausarzt, der die ersten Untersuchungen sofort in die Wege leiten kann. Dabei wird überprüft, ob das Hinzuziehen eines Kardiologen notwendig ist. In diesem Zusammenhang sollten die Hausärzte zuerst die Krankheitsgeschichte der Patienten sowie das genaue Ausmaß und den Typ der Beschwerden erfragen. Im Anschluss erfolgt in der Regel die Untersuchung des Patienten, die auch das Abhören von Herz und Lunge umfasst. Die Beine werden auf das Vorliegen von Ödeme überprüft, also eine Wassereinlagerung an Knöchel oder Unterschenkel. Nach der körperlichen Untersuchung wird ein Elektrokardiogramm (EKG) geschrieben.
Wenn es durch die ersten Untersuchungen Auffälligkeiten in Bezug auf eine Herzinsuffizienz gibt, sollte der Hausarzt zusätzlich einen Bluttest durchführen, um den Herzstresswert zu überprüfen, das sogenannte BNP. Manche Hausärzte können den Test bereits in ihrer Praxis auswerten lassen.
"Bei diesem Vorgehen hat man somit innerhalb nur eines Tages bereits sehr wichtige Informationen gesammelt, die für beziehungsweise gegen das Vorliegen einer Herzschwäche sprechen." Prof. Dr. Stefan Störk.
Das entscheidende Kriterium bei der Diagnose einer Herzschwäche ist schließlich der Herzstresswert. Wenn der BNP-Wert niedrig ist, kann eine Herzschwäche in der Regel ausgeschlossen werden. Wenn der BNP-Wert hingegen erhöht ist, sollte unbedingt eine weiterführende Diagnostik eingeleitet werden.
Wird im Rahmen des Bluttests ein leicht oder stark erhöhter Herzstresswert festgestellt, ist die Herzschwäche noch nicht bewiesen. Für die weiteren Untersuchungen ist das Hinzuziehen eines Kardiologen erforderlich.
Beim Kardiologen sollte in jedem Falle eine Herz-Echo-Untersuchung erfolgen. Mit dieser kann weiter überprüft werden, ob eine Herzschwäche vorliegt.
Kann durch die Echo-Untersuchung eine Herzschwäche festgestellt werden und handelt es sich dabei um den Erstbefund beim jeweiligen Patienten, so erfolgt in der Regel durch den Kardiologen eine Überweisung ins Krankenhaus zur weiteren Diagnostik. Es ist sehr wichtig, die Ursache der Herzinsuffizienz zu klären, damit möglichst gezielt behandelt werden kann. In der Klinik können dann sowohl invasive Untersuchungen wie Herzkatheter als auch eine spezielle Bildgebung wie Kernspin-Untersuchung durchgeführt werden. Für die Patienten erfordert das zumeist einen kurzen stationären Aufenthalt.
Manchmal liegt eine seltene Störung vor, die die Herzinsuffizienz hervorruft. Zu nennen sind hier vererbte Erkrankungen (Gen-Defekte) oder seltene Speichererkrankungen (z. B. Amyloidose). In diesen Fällen sind Spezialuntersuchungen (z. B. nuklearmedizinische Bildgebung oder genetische Testung und Beratung) an einem dafür geeigneten Zentrum erforderlich.
Welche Therapie zur Behandlung einer Herzschwäche geeignet ist, hängt von der jeweils vorliegenden Form der Erkrankung ab. Die bestehenden Therapiemöglichkeiten könnten in naher Zukunft zudem durch eine Reihe neuer Medikamente erweitert werden.
Die Behandlung einer Herzinsuffizienz ist grundsätzlich daran zu orientieren, ob es sich bei der Form der Erkrankung um eine Pumpfunktionsstörung oder eine Versteifung des Herzens handelt. Für beide Formen kommen unterschiedliche Therapiekonzepte in Frage. Entscheidend ist aber immer, dass der Patient selbst gut über seine Erkrankung Bescheid weiß. Er sollte in der Lage sein, Risiken zu erkennen und zu vermeiden, und die körperlichen Symptome täglich in einem Kalender notieren. Seit 2022 gibt es neue digital unterstützte Möglichkeiten, dieses Symptom-orientierte Monitoring in entsprechenden Apps darzustellen und über den Weg des Internets mit dem betreuenden Arzt und spezialisierten Herzinsuffizienz-Fachkräften zu teilen.
Wird eine Herzschwäche durch eine Pumpstörung verursacht, besteht die medikamentöse Behandlung in einer Kombination verschiedener Komponenten. Solange eine Wassereinlagerung (Ödem) besteht, kommen wasserausschwemmende Medikamente zum Einsatz, sog. Diuretika. Sie dämmen die Neigung zur Wassereinlagerung in der Lunge und in den Beinen ein. Um die schlechte Prognose zu bessern, werden drei Medikamentengruppen eingesetzt, die schon lange aus der Blutdrucktherapie bekannt waren: Betablocker, ACE-Hemmstoffe und Spironolacton. In den letzten Jahren zeigte sich, dass zusätzliche positive Behandlungseffekte entstehen, wenn man den ACE-Hemmer durch ein neues Medikament namens Entresto austauscht.
"Diese vier Medikamentengruppen hat man schon lange. Sie wirken in der Kombination sehr gut."
Prof. Dr. Stefan Störk
Seit 2021 empfehlen die Behandlungsleitlinien zusätzlich die Einnahme eines sogenannten Gliflozins. Diese Medikamentenklasse wird schon länger zur unterstützenden Diabetestherapie eingesetzt. Nun ist bewiesen, dass sich Gliflozine auch hervorragend zur Behandlung bei Pumpfunktionsstörungen des Herzens eignen.
Bei der Einnahme all dieser Medikamente ist es wichtig, sie kontinuierlich und sehr zuverlässig einzunehmen. Durch die tägliche Einnahme können sich die Herzschwäche sowie die Lebensqualität und die körperliche Leistungsfähigkeit wieder bessern.
Zusätzliche medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten ergeben sich, wenn die Pulsfrequenz zu schnell ist. Der Wirkstoff Ivabradin, der direkt am Sinusknoten als Schrittmacher der Herzens angreift, kann die Herzfrequenz in einen günstigen Zielbereich bewegen. Dieser befindet sich bei 50-70 Schlägen in Ruhe.
Zusätzlich sollte der Eisenstoffwechsel überprüft werden. Falls ein Eisenmangel nachweisbar ist, kann dieser mittels einer Eiseninfusion ausgeglichen werden (Tabletten sind hierbei nicht ausreichend).
Anders sieht die Therapie bei einer Herzschwäche aus, die durch eine Versteifung des Herzens verursacht wird. Hier gilt es zunächst, die genaue Ursache für die Versteifung zu finden und diese so gut wie möglich zu behandeln. Potenzielle Ursachen können in diesem Zusammenhang eine Diabeteserkrankung, eine Entzündung, ein genetisches oder ein Herzklappenproblem sein. Die Möglichkeiten, mit Medikamenten hier gezielt einzugreifen sind geringer als bei der Pumpschwäche. Auch hier ist es wichtig, mit wasserausschwemmenden Medikamenten die optimale Flüssigkeitsmenge im Körper aufrecht zu erhalten. Seit einem Jahr ist zudem bekannt, dass die oben erwähnten Gliflozine auch bei dieser Art der Herzinsuffizienz sehr günstig wirken und die Prognose relevant verbessern.
"Die unerwartet günstigen Effekte der Gliflozine haben uns positiv überrascht. Wir haben jetzt eine neue Therapieoption, die wir praktisch über das gesamte Spektrum der Herzschwäche hinweg einsetzen können."
Prof. Dr. Stefan Störk
Für die Behandlung der Herzschwäche tun sich derzeit weitere, neue Strategien auf. Bei dem Wirkstoff "AntimiR-132" handelt es sich um ein neuartiges Therapiekonzept, das in die interne Zellprogrammierung des Körpers eingreift. Nach ersten Vorversuchen soll demnächst eventuell auch an erkrankten Patienten überprüft werden, ob AntimiR-132 die Beschwerden und letztendlich auch die Prognose von Herzinsuffizienz-Patienten verbessern kann.
"Diese Strategie war im Tierversuch sehr vielversprechend. Es könnte sein, dass wir in der näheren Zukunft, das bedeutet in den nächsten drei bis fünf Jahren, noch mehr davon hören."
Prof. Dr. Stefan Störk
Das Treiben von Sport kann sich im Zuge der Therapie positiv auf eine Herzinsuffizienz auswirken. Dabei muss der Sport aber an den Schweregrad der Herzschwäche angepasst sein. Deshalb sollte vorher immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden.
In Bezug auf den Sport als Teil der Behandlung einer Herzschwäche hat sich der medizinische Standpunkt mittlerweile geändert. Vor 30 Jahren wurde bei der Diagnose einer Herzinsuffizienz zur sofortigen und andauernden Schonung sowie zum Verzicht auf Sport und andere Belastungen geraten. Heute sind die Mediziner der Ansicht: Sport kann bei einer Herzschwäche eigentlich nur nützen.
Insbesondere bei der Vorbeugung einer Herzinsuffizienz spielt Sport eine zentrale Rolle. In diesem Zusammenhang sollte bereits vom Kindesalter an regelmäßig Sport getrieben werden. Aber auch im mittleren Lebensalter sollte Sport in die Wochenplanung integriert bleiben – idealerweise mindestens dreimal 30 Minuten. Geeignete Sportarten sind jene, die der jeweiligen Person oder auch Gruppe Spaß machen.
Anders sieht die Situation bei Herzinsuffizienz-Patienten mit Symptomen aus. Diese sind durch ihre Symptome von Haus aus schlechter belastbar. Auf Sport müssen sie dennoch in der Regel nicht verzichten.
Sobald feststeht, worauf die Herzschwäche bei einem Patienten beruht, kann häufig ein Leistungstest gemacht werden. In diesem Rahmen wird eine Fahrrad- oder Spiroergometrie durchgeführt, bei der die Funktion des Herz- und Lungenkreislaufs unter Belastung untersucht wird. Das Ergebnis gibt Auskunft über die Ziel-Herzfrequenz sowie eine Zielbelastung für den jeweiligen Patienten – angepasst an die Schwere der Erkrankung. Darauf aufbauend kann zudem ein Trainingsprogramm für den Patienten erstellt werden, das in jedem Fall regelmäßiges Ausdauertraining sowie isometrisches Training beinhalten sollte. Ein derartiger Plan kann den Krankheitsverlauf und die Genesung der Patienten aus medizinischer Sicht deutlich beschleunigen.
Insbesondere bei einer chronischen Herzinsuffizienz ist das regelmäßige Treiben von Sport von enormer Bedeutung. Ohne Sport verliert der Körper hier zunehmend an Muskelmasse, aber auch an Eiweiß und baut ab. Diesem auszehrenden Charakter der chronischen Erkrankung sollte daher durch körperliche Betätigung vorgebeugt werden.
Grundsätzlich sollten aber alle sportlichen Tätigkeiten der Patienten mit dem Kardiologen besprochen werden.
Leistungssportler, die mit der Diagnose Herzschwäche konfrontiert werden, sollten grundsätzlich ebenfalls ihren Trainingsplan mit ihrem Kardiologen abstimmen.
Es könnte nämlich eine Herzmuskelentzündung vorliegen. In diesem Fall bedarf es einer sofortigen Schonung. Für Leistungssportler kann die Schonung jedoch ein Problem darstellen. Der Körper, der auf täglichen Leistungssport eingestellt ist, wird zur Bettruhe gezwungen – das kann bei Sportlern auch Kreislaufprobleme verursachen.
"Diese speziellen Konstellationen müssen sehr intensiv, manchmal sogar auch im Krankenhaus, für eine längere Zeit beobachtet werden."
Prof. Dr. Stefan Störk
Als erfolgreiches Mittel zur Vermeidung einer Herzschwäche gilt das Unterbinden von Risikofaktoren. Zu den medizinischen Faktoren zählt unter anderem ein zu hoher Cholesterinwert. Dieser kann durch den eigenen Lebensstil stark beeinflusst werden.
Demnach können ein sitzender Lebensstil, hoher Blutdruck, deutliches Übergewicht sowie eine Tendenz zum Verzicht auf sportliche Betätigung die Höhe des Cholesterinwerts negativ beeinflussen. Erhöhtes Cholesterin als Risikofaktor lässt sich häufig normalisieren, indem ein bewusster und aktiver Lebensstil umgesetzt wird. Konkret sollte hier auf einen aktiven Alltag, sportliche Betätigung und eine bewusste Ernährung geachtet werden. Außerdem sollte in diesem Zusammenhang auf das Rauchen und den Konsum süßer Getränke verzichtet werden.
Anders sieht die Lage aus, wenn eine Stoffwechselstörung für einen besonders schlechten Umgang des eigenen Körpers mit dem Cholesterin sorgt. Dann ist in der Regel der Einsatz von Medikamenten notwendig, um den eigenen Cholesterinwert auf einem gesunden Niveau zu halten.
Welchen Einfluss hat der glucagon-like-peptide-1-receptor agonist, ein Inkretinmimeticum, das bisher für die Therapie von Diabetes 2 und zur Gewichtsreduktion zugelassen ist, auf das Risiko – speziell von Übergewichtigen ohne Diabetes – für Herzkreislauf-Erkrankungen? Dieser Frage ging eine Studie nach, die am 11. November 2023 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde.
Die Studie wurde an 17604 Patienten durchgeführt, die 45 Jahre oder älter waren, bereits ein Herzleiden, hatten und einen Body-mass-Index von 27 oder höher, aber keinen Diabetes hatten. 8803 von ihnen erhielten Semaglutid in der Dosierung von 2,4 mg wöchentlich, 8801 Patienten ein Placebo. Nach 39 Monaten stellte sich heraus, dass die Patienten, die das Verum bekamen, deutlich seltener einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder den Tod erlitten.
Bei der Frage, wieso diese günstige Wirkung eintrat, sind die Ärzte noch nicht sicher. Sie vermuten, dass der schützende Effekt nicht allein auf die Gewichtsabnahme zurückzuführen ist, sondern dass das Mittel Entzündungen im Körper hemmt und auch das Cholesterin senkt. Ob auch bisher herzgesunde Menschen von diesem oder einem ähnlichen Medikament profitieren können, muss in weiteren Studien erst erwiesen werden.
Eine Einordnung dieser Studie von anderen Medizinern finden Sie hier.