Nachtstudio Alles Theater (3/4)
Dienstag, 01.08.2017
20:03
bis 21:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Das Freie Theater gibt es nicht?
Über Glanz und Illusionen künstlerischer Freiheit
Von Stephanie Metzger
BR 2017
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
Manche Theaterschaffende sind freier als andere Theaterschaffende. Sie sind unabhängig, autonom, experimentell. Sie wählen ihre Themen selbst, bestimmen individuell über Arbeitsweisen, erforschen innovative ästhetische Strategien, suchen sich neue Orte. Im Idealfall formulieren und vollziehen sie damit Kritik - am Betrieb und an der Gesellschaft.
Freiheit als künstlerische Innovation, als Statement, als Widerstand und -Illusion? Denn manche Theaterschaffende sind unfreier als andere Theaterschaffende. Sie machen das, was sie eigentlich machen wollen "nebenher", hangeln sich von einem Projekt zum nächsten - wenn es ein solches überhaupt gibt - , leben prekär. Kreativität entwickeln sie vor allem in der Formulierung von Förderanträgen, Engagement fließt in ein Selbstmarketing, das dem Startup im Kreativquartier nebenan kaum nachsteht. Freiheit als Synonym für das unternehmerische Selbst, neoliberale Selbstausbeutung und ästhetische Anpassung an die Wünsche der Förderinstitutionen. Künstlerische Freiheit war und ist immer relativ, heute mehr denn je. Aber heißt das tatsächlich, dass es das "freie Theater" nicht gibt? Als eindeutiges Genre sicher nicht, zu heterogen sind die Erscheinungsformen. Aber vielleicht doch als Beharren auf alternativen künstlerischen Produktionszusammenhängen, in denen Freiräume jenseits gesellschaftlicher Verwertung möglich sind? Gibt es Alternativen? Der Essay diskutiert mit Theatermachern, Festivalleitern und Vertretern der Kulturpolitik über ihr Verständnis von Freiheit und Betrieb. Und er wirft Schlaglichter auf die künstlerische Relevanz und das gesellschaftskritisches Potential einer freien Theaterszene.