Zündfunk extra Popkultur am Feiertag
Freitag, 03.04.2015
19:05
bis 21:00 Uhr
BAYERN 2
19.05 "Aloa Input" live
Konzert-Mitschnitt vom 28. März 2015 im Münchner Funkhaus
Mit Florian Schairer
20.00 Nachrichten, Wetter
20.05 Legendäre Typen und Lieblingsklassiker der Zündfunk-Redaktion
Der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf
Von Tom Kretschmer
Internet: www.bayern2.de/zuendfunk
'Aloa Input' live. Ein Konzert-Mitschnitt vom 28.3.2015 im Münchner Funkhaus
'Aloa Input' sind Sänger und Bassist Flo Kreier, solo bekannt als Angela Aux, Gitarrist Marcus Grassl, früher bei 'Missent To Denmark', und Christoph 'Cico' Beck, der auch beim Projekt 'Joasihno' am Schlagzeug sitzt. Ihr 2013er Debüt lief unter dem Mini-Genre 'New Weird Bavaria' und brachte krautigen Indietronica-Sound, wie man ihn etwa von 'Animal Collective' kennt. Die Platte 'Anysome' bekam glänzende Kritiken und landete auf Platz 3 der Album-Charts von Zündfunk und Nachtmix. Nun also der Zweitling der drei Wahlmünchner. Entstanden sind die elf Songs auf einem Leuchtturm an der kroatischen Küste und klingen direkter als der Vorgänger. 'Mars etc.' kommt rockiger, gitarren-orientierter daher. Geblieben ist das sympathisch-verspulte Moment - zu hören bei den verschachtelten, mehrstimmigen Vokal-Spuren und den sich türmenden Sound-Schichten von Gitarren/Elektronik/Rhythmus. 'Aloa Input' sind kompakter, ohne den Sinn fürs Pop-Detail verloren zu haben. Mit der zweiten Platte ist das Münchner Trio zu einer mitreißenden Live-Band gewachsen. Der Zündfunk präsentiert das Release-Konzert am 28. März im Münchner Funkhaus und sendet am 03.04.2015 auf Bayern 2 den Konzert-Mitschnitt.
Legendäre Typen und Lieblingsklassiker der Zündfunk-Redaktion. Der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf
Zur Frankfurter Buchmesse 2014 erschien aus dem Nachlass ein neuer Roman von Wolfgang Herrndorf: 'Bilder einer großen Liebe'. Ein neuer Text des Autors von 'Tschick', dem ungeahnten Riesenerfolg aus dem Jahr 2010. Diese Geschichte der abenteuerlichen Reise von Maik und Tschick von Berlin Richtung Walachei gilt zurecht als eines der besten Bücher seit vielen Jahren. Höchste Zeit, den Autor und seine Romane und Erzählungen in der Zündfunk-Reihe der Lieblingsklassiker vorzustellen.
Es passiert nicht oft, dass ein Buch solche Kreise zieht wie Wolfgang Herrndorfs 'Tschick' im Herbst 2010. Noch dazu, wo der Autor sich vom Literaturbetrieb ziemlich fernhielt und sein Roman so geschrieben war, dass er Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen ansprach. Eine wichtiger Grund für die große Resonanz war vermutlich, dass 'Tschick' so klar, so menschenfreundlich und vor allem so wenig eitel geschrieben ist. So ähnlich wie Wolfgang Herrndorf das einmal in seinem Blog beschrieb: 'Immer die gleichen drei Dinge, die mir den Stecker ziehen: Die Freundlichkeit der Welt, die Schönheit der Natur, kleine Kinder.'
Genauso gibt es aber auch den dunklen, abgründigen Herrndorf. 'Sand', der Roman nach 'Tschick' ist so gescheit und gleichzeitig düster und hoffnungslos, dass man gar nicht anders kann, als an die Krankheit und das Ende von Wolfgang Herrndorf zu denken. Am 26. August 2013 nimmt sich der Autor in Berlin das Leben. Drei Jahre lebte er bis dahin mit einem unheilbaren Hirntumor, gab seinem Leben durch Arbeit Struktur und schrieb in dieser Zeit große Texte.
Wolfgang Herrndorfs Stimme fehlt, obwohl er sich selten in Interviews geäußert hat und in Talkshows sicher nie. Dafür hat er mit seinem Blog 'Arbeit und Struktur' ganz unaufgeregt gezeigt wie Literatur im Internet funktioniert (hat vor ihm nur Rainald Goetz so hinbekommen) und war mit seinen Büchern dem Pop ganz nahe, ohne ihn je zu thematisieren. Wiederholung vom 01.11.2014