Bayern 2

     

radioTexte am Dienstag Diderot und der Luxus

Schriftsteller, Drehbuchautor und vielfach preisgekrönte Sprecher Gert Heidenreich | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 02.04.2019
21:05 bis 22:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

"Die Armut hat ihre Freiheiten, der Reichtum seine Zwänge“, so der französische Aufklärer und Enzyklopädist Denis Diderot über den Luxus und seine soziale Funktion.

"Gott, dessen Vorsehung täglich an der Sorbonne neu bewiesen wird, hat unter anderen dafür Sorge getragen, dass alle Erbprinzen, die zu Besuch nach Paris kommen, das Refugium Denis Diderots, des sogenannten Philosophen, besuchen konnten“. In der Tat wollte jeder aristokratische Paris-Besucher und aufgeklärte Diderot-Leser den eloquenten Philosophen und Herausgeber der Enzyklopädie kennenlernen. Laut einer kurios-köstlichen von Diderot selbst verfassten Geschichte, empfing er seine Gäste in seinem alten Schlafrock und mit der Nachtmütze in der Hand. Nachdem er die Geschichte der Hellenen, ein medizinisches Lexikon und einen philosophischen Traktat von Shaftesbury aus dem Englischen übersetzt hatte, machte er sich an die Übersetzung der Cyclopaedia, or An Universal Dictionary of  Arts an Sciences von  E. Chambers. Aus der ursprünglich geplanten vierbändigen Ausgabe wurde ein opulentes Oevre, das bis heute zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur zählt. Die "Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“ wurde zum Standardwerk der Französischen Aufklärung und in den Augen ihrer ideologischen Gegner (Kirche, Gerichte, Universitäten) zur antiklerikalen und antiabsolutistischer Schrift. Führende Philosophen (Enzyklopädisten) Wissenschaftler, Handwerker und Techniker jener Zeit verfassten in Zusammenarbeit mit Diderot und D’Alembert insgesamt 60.000 Artikel über die unterschiedlichsten Sachgebiete. Zwanzig Jahre lang hat sich Diderot diesem Mammut-Projekt gewidmet, das den Pariser Verlegern höchste Umsätze bescherte, während er mit einem mittelmäßigen Salär auskommen musste.   

In seinem Artikel über den Luxus und dessen sozialen Funktion behauptet der Schriftsteller-Philosoph, dass der Luxus sogar für das Glück der Menschheit notwendig sei, und dass es Aufgabe der Staaten sei, sich um dessen Förderung und Verteilung zu kümmern.       

Mit Gert Heidenreich