Glocken läuten die Weihnacht ein Benedikts Söhne, Väter der Glocken - mächtige Abteiengeläute
Samstag, 24.12.2011
17:05
bis 17:20 Uhr
BAYERN 2
Von Georg Impler
Siehe auch 19.00 Uhr, Bayern 1
Der Heilige Abend ist vielen Familien wahrhaft heilig, verläuft deshalb nach alt vertrauter Regie und unterscheidet sich - die sehr mit der Zeit gehenden Gabentische ausgenommen- wenig von den Christabenden der Großeltern. Darin zeigt sich die ganz eigene, ja heilige Signatur dieses Festes. Dass mitten im "Schnee und Eise der Dezembernacht" das Licht zu wachsen beginnt, geht ja immerhin auf den Weltenlauf selbst zurück. Und so lassen sich auch die Wurzeln der Weihnacht bis auf die Sonnenkulte der Ägypter und Römer zurückverfolgen. Über Jahrtausende - von den Mithraitischen Riten Persiens über die Saturnalien im alten Rom bis zur Krippe in Bethlehem und die Einrichtung des Weichnachtstages im vierten Jahrhundert, erwuchs das Fest der Feste, wurde aus der Wiedergeburt der Sonne das Geburtsfest des Gottessohnes.
Und mindestens seit dem vierten Jahrhundert dürften auch Glocken zur Christnacht gerufen haben. Es haben sich ihrer - allerdings in Form kleiner geschmiedeter oder genieteter Glöckchen - bereits ägyptische Wüstenväter und irische Wandermönche bedient. Die älteste gegossene Glocke - jedenfalls Deutschlands - läutet seit fast 1000 Jahren aus dem Katharinenturm der Stiftsruine im hessischen Bad Hersfeld - die Lullusglocke. Sie ist nur an Hochfesten wie Weihnachten oder am Gedenktag des Heiligen zu hören und erinnert an den Gründer jener einst so mächtigen Benediktinerabtei. Heute die größte romanische Kirchenruine der Welt, gehörte sie zusammen mit Klöstern, wie Fulda, Erfurt oder Helmarshausen zu den Zentren der Glockengießerkunst. Und in Helmarshausen, der einst für seine Schreib - und Goldschmiedemeister berühmten Reichsabtei an der Weser, verfasste der Benediktinermönch Rogerus um 1110 auch die bedeutendste mittelalterliche Anweisung dafür.
Es hat also seine Berechtigung, Benedikts Söhne als Väter der Glocken zu rühmen.
Und so ist es kein Wunder, dass aus den Türmen vieler Benediktinerstifte und Abteien großartige Glockenstimmen kommen. Sieben der schönsten Geläute werden heuer im Bayerischen Rundfunk die Weihnacht einläuten:
So etwa das des ehemaligen Benediktinerklosters auf der Insel Reichenau im Bodensee. Es wurde 724 gegründet, zählte neben St. Gallen und Fulda zu den bedeutendsten Klöstern der karolingischen Zeit und gehörte zu den Urzellen der Glockengießkunst in Mitteleuropa.
St. Gallen entstand etwas früher, 719. Im berühmten mittelalterlichen Klosterplan findet sich zwar kein Hinweis auf eine Glockengießerei. Dennoch verfügt die Stiftskirche über ein neunstimmiges, großartiges Geläute.
Das weltweit mächtigste, barocke Glockenensemble klingt von den Türmen des 1089 von Markgraf Leopold II. gegründeten Benediktinerstifts Melk an der Donau. Das Kloster wurde nie aufgehoben und zeugt in seiner über dem Strom thronenden Pracht von der Baukunst Jakob Prandtauers.
Auch die Glocken von Ottobeuren werden die Weihnacht einläuten. Die vor knapp 1250 Jahren gegründete Benediktinerabtei im Unterallgäu trägt wegen seiner Pracht den Beinamen "schwäbischer Escorial"
Obwohl das Geläute des Salemer Münsters - einst galt es als das größte und eindrucksvollste seiner Zeit und wurde "Salemer Glockenhimmel" genannt - in der Säkularisation etwa die Hälfte seiner Stimmen eingebüßt hat, klingen die verbliebenen sieben Glocken in solcher Harmonie über den Bodensee, dass sie beinahe die verlorenen Glocken vergessen machen.
Aus der Abteikirche des ehemaligen Fuldaer Benediktinerklosters wurde der heutige hohe Dom zu Fulda. Von den zwei 65 Meter hohen Türmen des herrlichen Barockdoms schallt es in beeindruckender Klangharmonie des zehnstimmigen Geläutes.
Beschließen werden das diesjährige Weihnachtsläuten die mächtigen 10 Glocken des 1000 jährigen, österreichischen Benediktinerstifts Göttweig .Unübersehbar thront das "Österreichische Montecassino" über dem weltberühmten Donautal der Wachau und erinnert an das neue Jerusalem der Offenbarung des Johannes, die heilige Stadt und Wohnung Gottes unter den Menschen!
Von Georg Impler