2011 Glocken läuten die Weihnacht ein
Der Heilige Abend ist vielen Familien wahrhaft heilig, verläuft deshalb nach alt vertrauter Regie und unterscheidet sich - die sehr mit der Zeit gehenden Gabentische ausgenommen - wenig von den Christabenden der Großeltern. Darin zeigt sich die ganz eigene, ja heilige Signatur dieses Festes.
Dass mitten im "Schnee und Eise der Dezembernacht" das Licht zu wachsen beginnt, geht ja immerhin auf den Weltenlauf selbst zurück. Und so lassen sich auch die Wurzeln der Weihnacht bis auf die Sonnenkulte der Ägypter und Römer zurückverfolgen.
Geburt der Sonne und des Sohn Gottes
Über Jahrtausende – von den Mithraitischen Riten Persiens über die Saturnalien im alten Rom bis zur Krippe in Bethlehem und die nicht mehr genau datierbare Festlegung des Weichnachtstages im vierten Jahrhundert - erwuchs das Fest der Feste, wurde aus der Wiedergeburt der Sonne das Geburtsfest des Gottessohnes.
Und mindestens seit dem vierten Jahrhundert dürften auch schon Glocken zur Christnacht gerufen haben. Es haben sich ihrer – allerdings in Form kleiner geschmiedeter oder genieteter Glöckchen - bereits ägyptische Wüstenväter und irische Wandermönche bedient.
Alte und ehrwürdige Lullusglocke
Die älteste gegossene Glocke - jedenfalls Deutschlands - läutet seit fast 1.000 Jahren aus dem Katharinenturm der Stiftsruine im hessischen Bad Hersfeld - die Lullusglocke. Sie ist nur an Hochfesten wie Weihnachten oder am Gedenktag des Heiligen zu hören und erinnert an den Gründer jener einst so mächtigen Benediktinerabtei.
Heute ist Bad Hersfeld die größte romanische Kirchenruine der Welt. Zusammen mit Klöstern wie Fulda, Erfurt oder Helmarshausen gehörte sie zu den Zentren der Glockengießerkunst. Und in Helmarshausen, der einst für seine Schreib – und Goldschmiedemeister berühmten Reichsabtei an der Weser, verfasste der Benediktinermönch Rogerus um 1110 auch die bedeutendste mittelalterliche Anweisung dafür.
Mächtige Abteiengeläute
Es hat also seine Berechtigung, Benedikts Söhne als Väter der Glocken zu rühmen. Und so ist es kein Wunder, dass aus den Türmen vieler Benediktinerstifte und Abteien großartige Glockenstimmen kommen. Einige der schönsten Geläute werden heuer im Bayerischen Rundfunk die Weihnacht einläuten.
Berühmte Abteikirchen
Bad Hersfeld
Im Katharinenturm der Stiftsruine Bad Hersfeld läutet die älteste datierte Glocke Deutschlands, vielleicht sogar Europas, die Lullusglocke. Abt Meghiner ließ sie einer Inschrift nach von einem gewissen Gwenon gießen, wahrscheinlich um 1040. Die 1.060 Kilogramm schwere Bronzeglocke erhielt ihren Namen von dem Mainzer Erzbischof Lullus, der 769 ein Benediktinerkloster in Hersfeld gründete und eine Stiftskirche erbaute, die heute noch als Ruine erhalten ist. Für die Glocke wurde eigens ein separater Glockenturm gebaut. Heutzutage läutet die Lullusglocke an hohen kirchlichen Feiertagen und am 16. Oktober, dem Todestag des Bad Hersfelder Stadtgründers.