Nachtstudio Sphinx ohne Geheimnis
Montag, 28.03.2016
22:05
bis 23:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Die politische Philosophie von Leo Strauss
Von Thomas Meyer
BR 2015
Er hat immer wieder auf die Bedeutung der Religion bei politischen Konflikten hingewiesen. Er hat als einer der ersten islamische und jüdische Texte des Mittelalters gesichtet, um zu verstehen, wie religiöse Texte zu Staatsdokrinen werden konnten. Es lohnt sich also, den 1899 im hessischen Kirchhain geborenen deutschen Juden Leo Strauss, der als amerikanischer Staatsbürger 1973 in Annapolis starb, vorzustellen.
Wer war dieser Leo Strauss, an dessen Schriften sich die Geister scheiden und der mehr und mehr ins Zentrum der Diskussionen über politische Philosophie und ihre Rolle in der Öffentlichkeit rückt? Von 1922 bis zu seinem Tod schrieb er über zwanzig Bücher und knapp 200 Artikel. Tausende Seiten umfassen seine dokumentierten Seminare, die die Philosophiegeschichte von der Antike bis zum 20. Jahrhundert behandeln. Strauss führte wieder eine alte Unterscheidung in den philosophischen Diskurs ein: den vom exoterischen und esoterischen Schreiben.
Was wird gesagt? Was wird verschwiegen? Für manche machte er sich mit dieser Rückbesinnung verdächtig. Ist das ein verschlüsselter Aufruf an eine geistige Elite, die Demokratie in einen autoritären Staat zu überführen? Also die Herrschaft der Philosophen, die schon Plato gefordert hatte. Oder war Strauss doch "nur" ein besonders tiefer Denker? Der Radioessay von Thomas Meyer versucht diesen Fragen und dieser Sphinx der Philosophie anhand von wenig bekannten Dokumenten auf die Spur zu kommen.