Guter Hoffnung Schwangerschaft und Geburt
Werdende Mütter stehen vor vielen Fragen: Welche Untersuchungen stehen wann an? Muss die Geburt eingeleitet werden? Welcher Geburtsort ist der richtige für mich?
“Guter Hoffnung sein”, das ist eine etwas veraltete, aber schöne Umschreibung von Schwangerschaft. Frauen werden in Deutschland während der 40 Wochen Schwangerschaft engmaschig begleitet: In der Regel finden alle vier Wochen Vorsorgeuntersuchungen statt, ab der 32. Woche alle zwei Wochen.
Expertin:
Dr. Angela Wohlfarth, Frauenärztin mit Schwerpunkt Geburtshilfe und Perinatalmedizin, stellvertretende Bereichsleitung im Südklinikum Nürnberg
Wird der Geburtstermin überschritten, wird eine Untersuchung alle zwei Tage empfohlen. Bei allen Vorsorgen werden der Blutdruck, das Körpergewicht, der Urin und das Blut der Schwangeren kontrolliert, außerdem der Gebärmutterstand. Zudem werden normalerweise drei Ultraschalluntersuchungen durchgeführt.
Ist es bei so vielen Untersuchungen überhaupt möglich, unbeschwert “guter Hoffnung” zu sein? Dr. Angela Wohlfarth, Frauenärztin im Südklinikum Nürnberg, sagt: ja. “Die vielfältigen diagnostischen Möglichkeiten während der Schwangerschaft können die werdenden Eltern zwar verunsichern. Andererseits können so viele Komplikationen verhindert werden.”
Angela Wohlfarth betont, dass die zehn Vorsorgeuntersuchungen ein Angebot sind: “Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf einer kerngesunden Schwangeren reichen wahrscheinlich die drei Ultraschalluntersuchungen und die eine oder andere Vorsorgeuntersuchung.”
Dem Text liegt ein Gespräch mit Dr. Angela Wohlfarth zugrunde, Frauenärztin mit Schwerpunkt Geburtshilfe und Perinatalmedizin, stellvertretende Bereichsleitung im Südklinikum Nürnberg.
Die Zeit der in der Regel neun Monate dauernden Schwangerschaft wird in drei Phasen unterteilt, wobei jede Phase jeweils drei Monate umfasst (Trimenon).
Die Schwangerschaft ist in den ersten Wochen von außen noch kaum zu bemerken, dennoch passiert im Körper der Schwangeren sehr viel: Nach der Befruchtung teilt sich die Zelle mehrmals und nistet sich in der Gebärmutterschleimhaut ein. Aus dem Zellhaufen entwickeln sich der Embyro und die Plazenta, die dafür zuständig ist, das Baby mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Nach der zehnten Woche spricht man nicht mehr von einem Embryo, sondern von einem Fötus. Am Ende des ersten Trimenons hat der Fötus bereits Arme und Beine. Die Organe und das Gehirn entwickeln sich.
Die werdende Mutter bemerkt die Schwangerschaft meist mit dem Ausbleiben der Periode. Hormonell richtet sich der Körper auf die kommenden Monate ein, viele Frauen erleben diese Umstellung mit Symptomen wie Brustspannen, Stimmungsschwankungen und Übelkeit.
Untersuchungen:
Zwischen der 4. und 8. Schwangerschaftswoche findet die erste Vorsorgeuntersuchung statt. Frauenärztin oder Hebamme stellen den Mutterpass aus. Sie tragen dort alle gesundheitlich relevanten Daten ein. Durch eine Blutprobe werden Blutgruppe und Rhesusfaktor der Mutter bestimmt, außerdem wird ihr Impfstatus überprüft und auf Geschlechtskrankheiten wie HIV oder Syphilis gescreent. Auf Wunsch kann außerdem ein Screening auf die Krankheiten Zytomegalie und Toxoplasmose durchgeführt werden.
Zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche findet der erste Ultraschall statt: Hier überprüft die Gynäkologin, wo genau sich der Embryo eingenistet hat, um eine Eileiterschwangerschaft auszuschließen. Außerdem sieht die Ärztin, ob es einen oder mehrere Embryos gibt und ob das kleine Herz schlägt. Anhand der Messung vom Scheitel bis zum Steiß wird der voraussichtliche Geburtstermin errechnet. Dieser kann nicht auf den Tag genau vorhergesagt werden, nur vier Prozent der Babys kommen am errechneten Termin auf die Welt. Dennoch ist es wichtig, den Termin zu errechnen, um im Verlauf der Schwangerschaft feststellen zu können, ob sich der Fötus altersgemäß entwickelt.
Seit Juli 2022 ist der NIPT (nicht-invasive Pränataltest) Kassenleistung, bei dem auf die Chromosomendefekte Trisomie 13, 18 und 21 gescreent wird.
"Beim NIPT ist mir wichtig zu betonen, dass man unbedingt vorher das Kind per Ultraschall anschauen muss. Es gibt zum Beispiel Fehlbildungen wie die Anenzephalie, also eine fehlende knöcherne Schädeldecke. Diese Kinder sind nicht lebensfähig. Wenn ich aber den Bluttest machen würde, käme raus, gesundes Kind, unauffälliger Chromosomensatz. Ich habe aber trotzdem ein schwer fehlgebildetes Kind. Und deswegen ist es wichtig, dass man, bevor man diesen Blut abnimmt, einen Ultraschall macht."
Dr. Angela Wohlfarth
Das Baby entwickelt sich rasant: Am Ende des zweiten Trimenons ist es rund 35 Zentimeter groß und wiegt zwischen 750 und 900 Gramm. Es beginnt, am Daumen zu nuckeln, zu greifen und hat im Mutterleib noch genügend Platz, um sich zu bewegen. Das Skelett verhärtet sich, das Geschlecht des Babys ist nun klar erkennbar. Ab der 24. Schwangerschaftswoche erreicht das Baby einen wichtigen Meilenstein: Käme es zu einer Frühgeburt, dann wäre das Frühgeborene mit optimaler medizinischer Versorgung nun auch außerhalb des Mutterleibs lebensfähig.
Viele Schwangere empfinden das zweite Trimenon als angenehmsten Teil der Schwangerschaft: Die Übelkeit der ersten Wochen ist verflogen. Der Bauch wächst, ist aber noch nicht so groß, dass er stört. Um die 18. Schwangerschaftswoche spüren viele werdende Mütter erste Kindsbewegungen.
Untersuchungen:
Zwischen der 19. und der 22. Schwangerschaftswoche folgt der zweite große Ultraschall. Hier klärt die Gynäkologin folgende Fragen: Wo sitzt die Plazenta? Entwickelt sich der Fötus zeitgerecht, entwickelt sich das Gehirn gut oder gibt es Auffälligkeiten? Schlägt das Herz regelmäßig, hat es zwei Kammern und zwei Vorhöfe? Hat das Kind eine Harnblase, einen Magen? “Wenn ich das alles unauffällig beschreiben kann, kann ich schon einiges an Fehlbildungen ausschließen“, sagt Dr. Angela Wohlfarth. Außerdem wird zwischen der 25. und 28. Woche der Glucosetoleranztest, auch “Zuckerbelastungstest”, durchgeführt. Damit wird festgestellt, ob ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel bereitet sich das Baby voll und ganz auf das Leben außerhalb des Mutterleibs vor. Es legt weiter an Gewicht und Größe zu. Um die 32. Woche herum bilden sich die feinen Lungenbläschen aus. Ungefähr bis zur 36. Woche dreht sich das Baby und liegt in Schädellage, also mit dem Köpfchen nach unten im Becken der Mutter.
Viele Schwangere empfinden die letzten Schwangerschaftswochen als beschwerlich: Oft schlafen sie nachts nicht mehr gut, der große Bauch drückt auf die Blase. Viele Frauen klagen über Wassereinlagerungen in den Beinen und Verdauungsprobleme.
Untersuchungen:
Zwischen der 29. und 32. Woche findet der dritte große Ultraschall statt. Die Gynäkologin untersucht, ob sich das Kind zeitgerecht entwickelt. Dies ist besonders jetzt wichtig, da am Ende der Schwangerschaft die Leistung der Plazenta abnehmen kann.
"Wenn ein Baby zu klein ist, muss man unterscheiden zwischen sogenannten SGA (small for gestational age) Babys, auch “Klein aber fein” Babys genannt, und IUGR (interuterine growth restriction, Wachstumsretardierung). Bei SGA Babys ist ihre Größe oft genetisch bedingt, die Eltern sind auch eher zierlich, Bei IUGR Babys ist die kleine Größe pathologisch bedingt, es wird also von der Plazenta nicht gut versorgt. Das wäre ein Grund für eine frühere Einleitung der Geburt."
Dr. Angela Wohlfarth
Ab der 32. Woche finden die Vorsorgeuntersuchungen alle zwei Wochen statt. Unter Umständen kontrolliert die Gynäkologin nun per CTG (Kardiotokographie) die Herztöne des Kindes und eventuelle Wehentätigkeit.
Ab der 32. Woche wird die Mutter auf eine Hepatitis B-Infektion untersucht. Fällt der Test positiv aus, muss das Baby wenige Stunden nach der Geburt gegen Hepatitis geimpft werden. Bei einer Rhesusunverträglichkeit bekommt die Mutter eine sogenannte Anti-D-Prophylaxe. Außerdem achtet die Frauenärztin auf Anzeichen einer Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung), da diese für Mutter und Kind lebensbedrohlich sein können.
Seit Januar 2023 können sich werdende Eltern außerdem bei der sogenannten “U0”-Untersuchung schon vor der Geburt beim Kinderarzt zu zahlreichen Fragen der Säuglingspflege beraten lassen: Welche Impfungen braucht das Kind? Wie sieht eine sichere Schlafumgebung aus? Worauf muss man beim Stillen achten? Die Beratung soll Eltern dabei helfen, sich optimal auf ihr Neugeborenes vorzubereiten.
Fast jede zweite Schwangerschaft in Deutschland gilt als Risikoschwangerschaft. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es zu Komplikationen kommt. Betroffene müssen lediglich unter Umständen öfter untersucht werden.
"Der Wohlstand macht sich auch an den Müttern bemerkbar. Der Prozentsatz von Müttern mit Diabetes, Adipositas und den Folgeerscheinungen wie Bluthochdruck, steigt. Außerdem gibt es immer mehr Schwangere über 40."
Dr. Angela Wohlfarth
Kriterien für eine Risikoschwangerschaft
- Alter der Schwangeren unter 18 oder über 40 Jahre beim ersten Kind
- Vielgebärende (mehr als vier Kinder)
- Übergewicht
- Problematischer Verlauf früherer Schwangerschaften und Geburten, z.B. Fehlgeburten, Frühgeburt, Kaiserschnitt
- Mehrlingsschwangerschaft
- Mütterliche Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, schwere psychische Erkrankungen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
- Rauchen oder Alkoholkonsum
- Einnahme bestimmter Medikamente etc.
Eine Geburt dauert mehrere Stunden, von der ersten bis zur letzten Wehe können sogar Tage vergehen. Der Vorgang lässt sich in vier Phasen einteilen: Eröffnungsphase, Übergangsphase, Austreibungsphase und Nachgeburtsphase.
Die Eröffnungsphase dauert am längsten. Diese Phase beschreibt den Zeitraum bis der Muttermund geöffnet ist und dauert bei der ersten Geburt zwischen acht und 14 Stunden. Sie beginnt mit leichten Kontraktionen der Gebärmutter, im Laufe dieser Zeit werden die Wehen immer intensiver, die Abstände verkürzen sich. Auf die Eröffnungsphase folgt eine relativ kurze Übergangsphase, bei der sich der Muttermund vollständig öffnet. Die Wehen folgen schnell aufeinander und sind schwer auszuhalten. Viele Frauen sind in dieser Phase demotiviert und gereizt. Als nächstes folgt die Austreibungsphase. Bei der ersten Geburt kann diese Phase bis zu zwei Stunden dauern. Die Frau spürt nun starke Presswehen, dazwischen gibt es längere Pausen. Von jeder Wehe wird das Köpfchen des Babys tiefer durch den Geburtskanal geschoben. Schließlich kommt das Baby auf die Welt. Die Geburt gilt erst als abgeschlossen, wenn auch die Nachgeburtsphase beendet ist: Bei den Nachwehen zieht sich die Gebärmutter erneut zusammen. Dadurch löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand ab und verlässt die Gebärmutter durch die Scheide.
Bei einer stationären Geburt bleiben Mutter und Kind ungefähr zwei bis drei Nächte nach der Geburt auf der Wöchnerinnenstation im Krankenhaus. Eine ambulante Geburt, bei der Mutter und Kind schon wenige Stunden nach der Geburt nach Hause gehen, ist dann möglich, wenn die Frau es wünscht und es keine Komplikationen bei Mutter und Kind gab. “Mutter und Kind muss es gut gehen: Die Mutter muss Wasser lassen können, ihr Kreislauf muss stabil sein. Die U1 (erste Untersuchung nach Geburt) des Kindes muss unauffällig sein”, sagt Dr. Angela Wohlfarth. Frauen, deren Kind zu früh auf die Welt kam oder die während der Geburt viel Blut verloren haben, wird von einer ambulanten Geburt abgeraten.
Nur vier Prozent der Babys kommen am errechneten Termin auf die Welt. Bis zu drei Wochen vor und zwei Wochen nach dem errechneten Termin ist alles im normalen Bereich. In den meisten Fällen dürfen die Frauen über den errechneten Termin hinausgehen. Nach zehn Tagen gibt es eine Empfehlung zur Einleitung, ab 14 Tagen der dringende Rat zur Einleitung. Bei einer Geburtseinleitung werden künstliche Hormone verabreicht, um die Wehentätigkeit in Gang zu bringen.
"Es gibt Frauen, die wollen nach zehn Tagen eingeleitet werden. Und es gibt Frauen, die gern noch warten wollen. Wenn bei ihnen und dem Kind alles in Ordnung ist, hat man noch etwas Spielraum."
Dr. Angela Wohlfarth
Nach 14 Tagen ist der Spielraum allerdings zu Ende. Denn die Versorgungsleistung der Plazenta lässt ab dem errechneten Termin nach. Das kann Stress für das Baby bedeuten und es kann zu Komplikationen kommen. Auch das Risiko einer Totgeburt steigt.
"Ein wichtiger Grund für einen geplanten Kaiserschnitt ist der Wille der Mutter. Es gibt Frauen, die vielleicht schon eine traumatische Geburt erlebt haben oder einfach Angst vor einer vaginalen Geburt haben."
Dr. Angela Wohlfarth
Medizinische Gründe für einen primären, also geplanten Kaiserschnitt sind Anomalien bei der Plazentalage (Plazenta praevia, die Plazenta verdeckt den Muttermund), Querlage des Babys, oder wenn die Mutter schon drei oder mehr Kaiserschnitte hatte.
Ein Notkaiserschnitt wird gemacht, wenn die Herztöne des Kindes abfallen, wenn das Kind nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, es zu einem Geburtsstillstand oder zu unerwarteten Blutungen kommt, beispielweise durch eine vorzeitige Plazentalösung.
Laut WHO sind nur zehn Prozent der Kaiserschnitte medizinisch notwendig. In Deutschland kommen aber ungefähr dreißig Prozent der Kinder per Sectio zur Welt. Dies liegt einerseits an den Müttern, die sich einen Kaiserschnitt wünschen, andererseits gibt es systemische Gründe.
"Eine spontane Geburt kann man nicht planen. Der primäre Kaiserschnitt wird vereinbart und nach einer halben Stunde oder einer Stunde ist die Sache gelaufen. Der Mehraufwand einer vaginalen Geburt wird bei der Vergütung aber bisher nicht berechnet. Das heißt, wenn ich nur aufs Geld schaue, ist es für die Kliniken lukrativer, so viele geplante Kaiserschnitte wie möglich durchzuführen, leider."
Dr. Angela Wohlfarth
Beratende Ärztinnen und Ärzte hätten hier viel Verantwortung, da sie mit ihrer Meinung Schwangere verunsichern und ihre Entscheidung beeinflussen könnten.
Nur wenige Geburtskliniken in Deutschland bieten vaginale Geburten auch bei Zwillingen oder der sogenannten Beckenendlage an, bei der das Baby sich nicht wie üblich vor der Geburt mit dem Kopf nach unten gedreht hat und mit dem Hintern oder den Füßen zuerst geboren wird.
Im Klinikum Nürnberg können Mütter auch unter diesen Bedingungen eine vaginale Geburt anstreben. Solche Geburten benötigen besonders viel Personal: Man braucht Geburtshelfer mit Expertise, Narkoseärzte, Kinderärzte und ein Kinderpflegeteam.
"Ich sage diesen Frauen immer, vor 40 Jahren hätte man darüber gar nicht diskutiert, da hätten sie überall normal entbinden können. Dann war die Devise, Kaiserschnitt ist das Medium der Wahl, ist am sichersten. Aber auch beim Kaiserschnitt können schwerste Komplikationen auftreten, vor allem bei Folgeschwangerschaften. Es gibt in der Geburtshilfe nun wieder eine Trendwende hin zur normalen Geburt, aber die Expertise ist verloren gegangen. Zum einen braucht der Geburtshelfer eine gewisse Erfahrung, zum anderen braucht die Klinik einen gewissen Hintergrund: Rund um die Uhr einen Anästhesisten, eine Kinderklinik im Haus. Das können viele Kliniken nicht bieten."
Dr. Angela Wohlfarth
Geburt in der Klinik: 98 Prozent der Kinder kommen in Deutschland in einer Klinik zur Welt. Die Frauenklinik oder Geburtsklinik ist entweder eine eigenständige Einrichtung oder als Abteilung an ein Krankenhaus angeschlossen.
In einem sogenannten Perinatalzentrum Level 1 ist eine Neugeborenenintensivstation und eine Kinderklinik angebunden. In diesem Zentrum der höchsten Versorgungsstufe kommen zum Beispiel Frühgeburten zur Welt. Aber auch Frauen ohne Risikoschwangerschaft können hier entbinden, zum Beispiel, wenn sie ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben.
Hebammengeleiteter Kreißsaal: In Deutschland gibt es derzeit 28 hebammengeleitete Kreißsäle. Besonders ist daran nicht der Kreißsaal an sich, sondern das Konzept: Der Kreißsaal ist zwar Teil der Geburtsklinik, hier haben aber nur Hebammen Zugang. Es findet keine Intervention durch Ärzte statt. Wenn es unter der Geburt Komplikationen gibt oder die Gebärende stärkere Schmerzmittel möchte, kommt ein Gynäkologe hinzu. Der Hebammenkreißsaal vereint die Sicherheit einer Geburtsklinik mit der Atmosphäre eines Geburtshauses oder einer Hausgeburt.
"Der Hebammenkreißsaal ist ein Ort, an dem Frauen ungestört ihr Kind bekommen können, ohne dass man alle Register der Geburtshilfe ziehen muss. Gleichzeitig können sie jederzeit auf das komplette Versorgungsangebot einer Klinik zurückgreifen."
Dr. Angela Wohlfarth
Geburtshaus oder Hausgeburt: An der außerklinischen Geburt schätzen viele Frauen, dass sie die betreuenden Hebammen meistens schon während der Schwangerschaft kennengelernt haben. Geburtshäuser sind weniger “steril” als Kliniken, die Atmosphäre erinnert eher an das eigene Wohnzimmer.
Eine Geburt im Geburtshaus, eine Hausgeburt oder eine Geburt im Hebammenkreißsaal ist für risikoarme Schwangere geeignet. Es gibt viele Ausschlusskriterien, wie maternale Gerinnungsstörungen, Bluthochdruck, Präeklampsie, Gestationsdiabetes, Plazentalageanomalie, Frühgeburtlichkeit, Lageanomalie, Beckenendlage, Mehrlinge. Die Schwangerschaft muss unkompliziert verlaufen und Mutter und Kind gesund sein. Außerdem muss sich die Mutter eine Geburt ohne starke Schmerzmittel vorstellen können.
Für Dr. Angela Wohlfarth spricht bei einer risikoarmen Schwangerschaft nichts gegen eine außerklinische Geburt.
"Der größte Unterschied zwischen Geburten in der Klinik und außerklinischen Geburten ist die Schnelligkeit, in der man Mutter und Kind im Notfall helfen kann."
Dr. Angela Wohlfarth