Was kleine Kinder alles können
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Teilweise sind die Muster im Gehirn schon vorgebahnt. Für motorische Fähigkeiten wie Sitzen oder Greifen gibt es die Verknüpfungen zwischen Nervenzellen von Anfang an. Doch sie werden erst aktiviert, wenn das Kind findet, dass es an der Zeit ist, etwas Neues auszuprobieren: sich im Liegen umzudrehen, über den Boden zu robben oder zu winken.
Kein starres Lernschema
Wann das ist, bestimmt das Kind jedoch selbst - die Eltern können den Zeitpunkt kaum beeinflussen. Manche Kinder laufen bereits mit zwölf Monaten, andere lassen sich sechs Monate länger Zeit. Auch die Reihenfolge, in der ein Baby bestimmte Fähigkeiten erlernt, ist unterschiedlich. Entsprechende Tabellen in Elternratgebern können also nur grobe Anhaltspunkte liefern.
Auch sonst tun Eltern gut daran, gelassen zu bleiben. Wenn ihr Kind wieder und wieder Gegenstände zu Boden wirft oder Türme baut und einstürzen lässt, tut es das nicht, um Vater oder Mutter zu "ärgern", sondern um Naturgesetze und kausale Zusammenhänge zu verstehen. Bei solchen Spielen erkundet das Gehirn Ursache und Wirkung, erforscht, wie Vorgänge logisch miteinander verknüpft sind. Experimente von Entwicklungspsychologen zeigen: Die Kinder gehen dabei fast so systematisch vor wie Wissenschaftler.
Laufender Umbau im Gehirn
Nach der Geburt entsteht im Gehirn eine große Zahl von Synapsen, also Verknüpfungen zwischen Nervenzellen. Ein Babygehirn ist also flexibler als das eines Erwachsenen. Bahnen, die im Laufe der Entwicklung nicht benötigt werden, baut das Gehirn im Laufe der ersten Lebensjahre wieder ab. Dagegen entwickelt sich der präfrontale Kortex, zuständig für Planen und zielgerichtetes Handeln, erst lange nach der Pubertät ganz aus - Kinder sind deshalb spontan und entdeckungsfreudig und noch als Jugendliche oft "verplant".
Auch bei der Sprachentwicklung arbeitet das Gehirn auf Hochtouren. Denn bevor Kinder ein Ding benennen können, müssen sie erst verstanden haben, worum es sich handelt, "Kategorien" bilden, wie das die Wissenschaft nennt. Neueste Forschungen zeigen: Das geschieht schon lange, bevor das Baby zu sprechen beginnt. Es bereitet sich Monate lang darauf vor. Auch sonst steckt in Kleinkindern viel mehr, als Forscher bisher dachten. Inzwischen wissen sie: Es kommt darauf an, Kindern ein Umfeld zu bieten, in dem sich all ihre Fähigkeiten zum richtigen Zeitpunkt entfalten können. Mehr Förderung braucht es nicht.