Ilse Schiborr, fränkische Zeitzeugin Erlebte die Bombardierung Würzburgs
Ilse Schiborr spielte noch als Kind im mittelalterlichen Würzburg - der "Perle am Main" - mit den verwinkelten Gassen und den vielen Fachwerkhäusern. In der Nacht des 16. März 1945 muss sie mit ansehen, wie die Stadt zerstört wird, mit Bomben und Feuer. 5.000 Menschen sterben beim Angriff der englischen Piloten. 70 Jahre später erinnert sich Ilse Schiborr immer noch mit Schrecken an diesen Tag.
„Draußen vor dem Bunker empfing mich die Hölle. Ein orkanartiger Sturm wütete, der Himmel war blutrot gefärbt. Ich band mein nasses Handtuch um meine Haare und kroch mehr als ich rannte“, erinnert sich Ilse Schiborr an diesen Tag. Am nächsten Morgen muss die 17-Jährige erkennen: Die Stadt ihrer Kindheit ist nicht mehr, sie ist zu 90 Prozent zerstört. Und eine Weile ist unklar, ob diese Stadt wieder aufgebaut werden soll und kann. Ilse Schiborr, gebürtige Nürnbergerin, ist neun Jahre alt, als sie mit ihren Eltern nach Würzburg zieht. Wenig später trennen sich die Eltern, was sie sehr erschüttert. Und doch gibt es gute, leuchtende Tage am Main, bei den „Jungmädchen“, selbst noch im Krieg, im Tanzkurs. Im Bunker des Gauleiters erlebt sie als Funkerin angewidert mit, wie dort in den letzten Kriegsmonaten geschlemmt wird, während die Menschen draußen hungern. Die Nachkriegsjahre haust sie – wie Millionen andere – zusammengepfercht in engen Zimmern und Wohnungen. Dann heiratet sie einen Schauspieler, wird bald darauf Mutter und - nur Monate später – „Miss Würzburg“.
Ihr Erfolg als Mannequin
Ihr Aussehen, ihr Auftreten führen sie in die Modebranche, nach Kalifornien und zurück ins geliebte Würzburg, wo sie bis vor kurzem noch als Mannequin für Senioren auftrat. Im Herbst wird sie 88 – und erzählt von einer ganzen Menge Leben im Gespräch mit Norbert Joa – übrigens dem Würzburger von „Eins zu Eins. Der Talk“.