Thomas Harlan Vita Thomas Harlan
Thomas Harlan, 1929 in Berlin geboren, Sohn des Filmemachers Veit Harlan (Jud Süß) und der Schauspielerin Hilde Körber.
- 1939 Kinderfreundschaft mit Joseph Goebbels
- 1940 Führer der Marine-Hitlerjugend
- 1941 zwölfjährig in die Kriegsmarine übernommen
- 1943 Evakuierung nach Polen
Nach dem Krieg Abitur in Berlin, Philosophiestudium in Tübingen und Paris. Bekanntschaft mit Gilles Deleuze,Michel Tournier, Pierre Boulez, Marc Sabathier-Levêque, Klaus Kinski.
- 1958 Gründung Junges Ensemble - Theater in der Kongresshalle, mit Klaus Kinski
1960-64 Recherche in Polen über die Vernichtungslager Kulmhof, Sobibór, Bełżec und Treblinka. Das zutage geförderte Archivmaterial führt zur Einleitung von über 2.000 Strafverfahren gegen Kriegsverbrecher in der Bundesrepublik. 1963 ein Jahr unter Hausarrest wegen Geheimnisverrats in Polen. 1964 Anzeige wegen Landesverrats aufgrund der Benutzung von Vernehmungsprotokollen der deutschen Justiz in polnischen Veröffentlichungen. Zehn Jahre Entzug des deutschen Reisepasses.
1965 stirbt der Vater in Italien in den Armen von Thomas Harlan. Harlan schließt sich der linken Gruppierung Lotta Continua an und beginnt mit literarischen Arbeiten, die neben seinen Reisen und seinem Filmschaffen die folgenden Jahre prägen. 1974 reist er nach Chile, Bolivien und in die USA. Er engagiert sich für die chilenische Widerstandsbewegung gegen den Diktator Pinochet. Während der "Nelkenrevolution" 1975 in Portugal dreht Harlan als Mitglied des Revolutionsausschusses Torre Bela. Ab 1987 Reisen nach Russland und kreolische Sprachstudien auf Haiti.
Ab 2001 dauerhafter Aufenthalt in einem Lungensanatorium bei Berchtesgaden. Gestorben am 16. Oktober 2010.
Werke
- Rosa (Roman, 2000)
- Heldenfriedhof (Roman, 2006)
- Die Stadt Ys (Erzählungsband, 2007)
- Veit (Monolog, 2011)
BR-Hörspiele
- Rosa - Die Akte Rosa Peham (BR/WDR 2001), intermedium records
- Rosa - Die Reise nach Kulmhof (BR 2001)
- Heldenfriedhof - Der Roman des Enrico Cosulich (BR 2006)
- Ich bin nicht mehr in mir - das Leben des Enrico Cosulich (BR 2006)
- Hitler war meine Mitgift. Ein Gespräch mit Jean-Pierre Stephan (2011)
- Veit (2011)
BR-Porträt
- Leuchtkugeln aus Blut (BR 2001), von Michael Farin
Filme
- Torre Bela (1976, offizielle Selektion für das Festival in Cannes, Aufnahme in die Sammlung des MoMA, New York)
- Wundkanal (1984 Uraufführung Internationale Filmfestspiele Venedig, Einladung zur Berlinale)
- Souvenance (1990)
Filme über Thomas Harlan
- Notre Nazi (Robert Kramers Dokumentarfilm über die Dreharbeiten zu Wundkanal, 1984)
- Thomas Harlan. Wandersplitter. Eine "Anti-Biographie" (von Christoph Hübner/Gabriele Voss, 2006/2007)
Drehbuchmitarbeit
- Der Fall Sorge (später: Verrat an Deutschland, Regie: Veit Harlan 1954)
Nicht realisierte Filmprojekte, Drehbücher
- Katharina XXIII (1987)
- Kinematograf (1991)
- Octobre (1994)
- Orient Extreme (1995)
- Hiob (1996)
Theaterstücke
- Bluma (1953)
- Ich selbst und kein Engel - Chronik aus dem Warschauer Ghetto (1958)