8. März 1935 Der treue Hund Hachikô tot aufgefunden
In Japan gilt der Hund Hachikô als Inbegriff von Treue. Jahrelang wartete er Tag für Tag am Bahnhof darauf, dass er sein verstorbenes Herrchen wie gewohnt abholen könnte. Am 8. März 1935 ist er gestorben.
08. März
Donnerstag, 08. März 2012
Autor(in): Isabella Arcucci
Sprecher(in): Andreas Wimberger
Redaktion: Thomas Morawetz
Hachikô war zum treu sein geboren. Er war ein japanischer Akita-Hund. Diese hochgewachsene, zur Familie der Spitze gehörende alte Hunderasse ist berühmt für ihr loyales Wesen.
Treuester Freund
Aus der nordjapanischen Provinz Akita kam Hachikô als Welpe nach Tokyo zu Prof. Ueno. Die beiden wurden ein Traumpaar! Denn so wie Hachikô dazu geboren war, zu lieben und zu ehren, so war Prof. Ueno dazu geboren, geliebt und geehrt zu werden. Nicht nur von seiner Frau, auch von seinen Studenten, die ihrem kränklichen Professor sogar ein Ferienhäuschen auf dem Land schenkten. Seine schwache Gesundheit machte Prof. Ueno von Jugend an zu schaffen, und seine Ehe blieb kinderlos. Wer wollte auch schon Kinder in eine Welt wie diese setzen, mag der Professor gedacht haben. Das große Erdbeben, welches Tokyo 1923 fast vollständig zerstört hatte, lag erst wenige Monate zurück.
Doch alles Traurige konnte Prof. Ueno vergessen, wenn er allmorgendlich mit Hachikô zum Bahnhof Shibuya spazierte, um zur Universität zu fahren und abends vom Bahnhof wieder nach Haus. In der Gegend um den Bahnhof Shibuya, wo heute schrille Leuchtreklamen glitzern, konnte man zu jener Zeit an dunklen Winterabenden die Sterne funkeln sehen. Weit und breit nur Felder über die Hachikô tollte. Hachikô wurde des Professors Ersatzkind - und treuester Freund. Jeden Morgen um neun Uhr begleitete der Hund sein Herrchen zum Bahnhof und jeden Abend um fünf wartete Hachikô an der gleichen Stelle auf dessen Heimkehr. Jeden Tag, jahrelang.
Sehnsüchtiges Warten
Doch eines Tages kam Prof. Ueno nicht wieder am Bahnhof Shibuya an. Er brach während einer Vorlesung zusammen und starb. Prof. Uenos Witwe konnte den Hund ihres Mannes nicht behalten und gab Hachikô dem Gärtner.
Doch Hachikô wollte keine neue Familie. Schließlich musste er doch auf die Heimkehr seines Herrchens warten. Jeden Morgen um neun und jeden Abend um fünf trottete Hachikô zum Bahnhof Shibuya und wartete sehnsüchtig auf Prof. Ueno. Im strömenden Regen, in schwüler Hitze und bei Schneesturm. Es war ihm gleich, ob die Bahnhofshändler mit Steinen nach ihm warfen, oder sein trauriges Gesicht mit Schminke vollschmierten. Hachikô wartete. Der Bahnhof Shibuya wurde größer und lebhafter. Hachikô saß im Gewühle aus Pferdewagen, Rikschas, Autos und Imbissbuden - und wartete. Jahrelang. Bis ein ehemaliger Student von Prof. Ueno Hachikô wiedererkannte. Er schrieb Zeitungsartikel über den treuen Hund und machte ihn so zum Liebling der Nation! Die Bahnhofshändler schenkten Hachikô nun Fleischspieße, und die Stadt Tokyo ließ eine Bronzestatue zu seinen Ehren errichten.
Hachikô war auch das egal. Er wartete weiter auf Prof. Ueno, zehn lange Jahre. Manche behaupteten, er käme nur zum Bahnhof wegen der Fleischspieße. Doch Hachikô verstand die Lästereien der Menschen nicht, und sie wären ihm wohl auch genauso egal gewesen, wie die anfänglichen Fußtritte der Händler.
Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann erfüllte sich Hachikôs wohl sehnlichster Wunsch, Prof. Ueno wiederzusehen, am 8. März 1935. An jenem Morgen brach Hachikô in der Nähe des Bahnhofs zusammen und starb.
Sein ausgestopfter Körper steht heute in einem Museum in Tokyo. 2011 fanden Forscher Hachikôs Todesursache. Hachikô litt an Würmern und Krebs. Eines der Geschwüre hatte sich ins Herz des treuen Hundes gefressen.