Bayern 2 - Das Kalenderblatt


2

8. April 1960 Der Astronom Frank Drake beginnt mit der Suche nach Außerirdischen

Seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit extraterrestrischem Leben. Und so begann er 1960 systematisch mit Hilfe von Radioteleskopen nach außerirdischer Intelligenz im Universum zu suchen. Autor: Xaver Frühbeis

Stand: 08.04.2016 | Archiv

08.04.1960: Der Astronom Frank Drake beginnt mit der Suche nach Außerirdischen

08 April

Freitag, 08. April 2016

Autor(in): Xaver Frühbeis

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Es ist nicht viel los in Green Bank im amerikanischen Bundesstaat West Virginia. Ein Postamt, eine Bank, ein Supermarkt. Tankstelle, Schule, Münztelefon. Eins aber haben sie, was es nirgendwo sonst gibt. Eine Radiopolizei. Die Radiopolizisten von Green Bank wachen darüber, dass niemand etwas benutzt, das strahlt oder sendet. Rundfunk, Handys, Mikrowelle: alles verboten. Der Grund ist das große Radioteleskop in Green Bank. Radioastronomen horchen mit ihm ins Weltall hinaus. Sie empfangen Radiowellen, die von weit entfernten Sternen neben den sichtbaren Lichtwellen ausgesandt werden. Und wenn da jetzt irgend ein Rundfunksender oder ein Smartphone dazwischenfunkt, würde das die Radioastronomen verwirren und ihre Ergebnisse durcheinanderbringen. Darum ist Green Bank eine "radiofreie Zone".

Nach draußen telefonieren

An einem kalten Winterabend des Jahres 1960 sitzt der Astrophysiker Frank Drake mit seinen Teleskop-Kollegen in der Kneipe von Green Bank bei Fritten und Bier und erzählt von einer Idee, die ihm schon seit längerem durch den Kopf geht. Was, wenn irgendwo da draußen auf einem fernen Planeten intelligente Wesen säßen und sich uns bemerkbar machen wollten? Beispielsweise: mit Radiowellen. Die Signale würde man mit dem neu erbauten Radioteleskop von Green Bank auffangen können. Man müsste bloß ein paar zusätzliche Geräte installieren, und schon könnte es losgehen. Klar ist auch, wo man suchen müsste. Bei 21 Zentimetern: der Strahlungswellenlänge des interstellaren Wasserstoffs, den es überall in der Milchstraße gibt, und von der die intelligenten Lebewesen sicher annehmen werden, dass wir sie auch kennen.

Kontakt mit Epsilon Eridani

Und so beginnen am Morgen des 8. April 1960 zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit Wissenschaftler, das Weltall nach Lebenszeichen von Außerirdischen abzusuchen. Als erstes richtet Drake das Teleskop auf Tau Ceti, einen Stern im Sternbild Walfisch.

Doch nichts passiert. Tau Ceti schweigt. Gegen Mittag, als Tau Ceti am Horizont untergeht, schwenken Drake und die Kollegen das riesige Teleskop um auf den Stern Epsilon Eridani. Und da geschieht es. Nach wenigen Minuten erschreckt sie ein lautes, hochfrequentes Knattern aus dem Lautsprecher: acht Mal in der Sekunde. So etwas haben sie noch nie gehört. Sind das die Außerirdischen? Niemand hat sich Gedanken gemacht, was zu tun sei, wenn ein Signal kommt. Testhalber schwenken sie das Teleskop von Epsilon Eridani weg. Das Signal verschwindet. Sie schwenken wieder zurück, doch das Signal bleibt verschwunden. Was war das, was sie da empfangen haben? Als die Presse davon Wind bekommt, steht in den Zeitungen: Außerirdische nehmen Kontakt auf. Die Astronomen widersprechen, aber erklären können sie es nicht. Erst nach zehn Tagen taucht das Signal erneut auf, und nun können sie auch die Quelle bestimmen. Es ist ein Flugzeug, das hoch über ihnen von einer Seite des Himmels zur anderen fliegt und von der radiofreien Zone nichts weiß. Ein Störsignal, keine Außerirdischen.

In Green Bank hat man die Suche nach ein paar Monaten eingestellt. Anderswo wird bis heute fleißig weitergesucht. Doch leider haben die Aliens noch immer nichts von sich hören lassen. Vielleicht ist das ja das beste Zeichen dafür, dass es im Weltall wirklich intelligente Lebewesen gibt. Dass sie nämlich, ohne irgend welche Wellen loszuschicken, ruhig und zufrieden auf ihrem Planeten leben und ihre außerirdischen Gärten bestellen. So werden wir sie zwar niemals kennenlernen. Aber das ist vermutlich für sie nicht das Schlechteste.


2