Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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2. Januar 1942 USA schicken 33 deutsche Agenten in den Knast

Er könnte ein Topspion sein, denken die Nationalsozialisten und heuern Gottlieb Adolf Wilhelm Sebold an, kurz bevor der wieder zurück in die USA geht. Sebold aber marschiert direkt zur amerikanischen Botschaft und wird als Doppelagent zig deutsche Agenten auffliegen lassen. Autor: Sebastian Kirschner

Stand: 02.01.2025

02.01.1942: USA schicken 33 deutsche Agenten in den Knast

02 Januar

Donnerstag, 02. Januar 2025

Autor(in): Sebastian Kirschner

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Eines gleich vorweg: Diese Geschichte könnte sich nach dem Anhören selbst zerstören. Zu sensibel sind die Details, um die es geht. Spionage, Geheimoperationen, Doppelagenten. Und da soll ja nichts schieflaufen. Denn Perfektion gehört quasi zum Job eines Spions.

Beispiel: Ein James Bond steckt schon mal in einer verzwickten Situation. Aber nur, um dann die Gegner noch besser im Visier zu haben. Eine mission impossible? Gibt es nicht! Ob CIA, MI 6 oder KGB – alles ist dort bis ins Letzte geplant und vorhergesehen. Wenn es sein muss, auch mithilfe der Lizenz zum Töten. Was zählt, ist der Auftrag. Und den führt Bond aus, koste es, was es wolle.

Nicht alles 007

Soweit zumindest die Theorie, der gut gepflegte Mythos von Geheimagenten. Dass es auch anders geht, zeigt der Fall eines Rings von Nazi-Spionen in den USA. Genauer gesagt, einer der größten aufgedeckten Spionagefälle in den Vereinigten Staaten. Immerhin hatte am 2. Januar 1942 das Gericht 33 deutsche Agenten zu insgesamt mehr als 300 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Leiter des FBI, J. Edgar Hoover, jubelte seinerzeit: Der größte Erfolg der US-Spionageabwehr!

Doppelagent

Was war passiert? Alles fängt an mit Gottlieb Adolf Wilhelm Sebold. Geboren 1899 in Mühlheim an der Ruhr, tätig als Maschinentechniker in Industrie- und Flugzeugwerken. Und seit 1936 als William Sebold auch US-Staatsbürger.
Im Februar 1939 kehrt er nach Deutschland zurück, weil er seine Mutter besuchen will. Doch schon bald kontaktieren ihn Gestapo und deutscher Geheimdienst. Deren Ziel: Sebold solle zurück in den USA für das Deutsche Reich als Agent arbeiten. Und Sebold willigt ein, aus Angst um seine Familie.

Die Operation läuft an. In Hamburg bildet man ihn zum Spion aus: Nachrichten codieren, Mikrofotografien erstellen und vieles mehr. Sein künftiger Deckname: Harry Sawyer. Sobald er im Frühjahr 1940 in New York City eintrifft, soll er Kontakt zum Kopf des Agentenrings aufnehmen, dem deutschen Spion Fritz Duquesne. Die Aufgabe des Rings: Unruhe unter Gewerkschaftern stiften, Bombenanschläge planen, Sabotageakte verüben, Informationen beschaffen, die im Kriegsfall nützen. Denn noch sind die USA mehr als ein Jahr vom Kriegseintritt entfernt.

Was der deutsche Geheimdienst jedoch nicht weiß: Sebold arbeitet auch für das FBI. Schon kurz nachdem die Gestapo auf ihn zugekommen war, hatte er im US-Konsulat davon berichtet – und sich als Doppelagent angeboten. Das FBI verschafft ihm ein passendes Büro in New York für Treffen mit deutschen Agenten: verwanzt und ausgestattet mit Polizeispiegeln. Nach rund einem Jahr haben sie genug Beweise, um die Nazis zu düpieren und ihren Ring mit 33 Agenten zu enttarnen.

Doch nicht nur hier unterlaufen dem deutschen Geheimdienst peinliche Fehler. Operation Pastorius 1942 etwa, auch grandios gescheitert. Nazi-Agenten landen nachts mit U-Booten an der US-Küste. Als sie einen Augenzeugen bemerken, bitten sie ihn nur höflich, sie nicht zu verraten. Schon klar, was dann passiert, oder? – Das Erfreuliche bei all diesem Scheitern: Nicht auszumalen, wenn diese Coups gelungen wären.


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