9. Februar 1982 "Da Da Da" veröffentlicht
Sprechgesang, sparsam instrumentiert, international 13 Millionenmal verkauft. Stefan Remmler meinte, weltweit sei man überzeugt, das sei ein typisch deutsches Lied. Da Da Da! Autorin: Anja Mösing
09. Februar
Donnerstag, 09. Februar 2017
Autor(in): Anja Mösing
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Eigentlich ist er irgendwie doof. Total doof! Aber auf ne Art, dass er auch schon fast wieder gut ist. Also: richtig gut! Um nicht zu sagen: cool. Minimal, das war er auf jeden Fall. Und genau damit hatten die Typen maximalen Erfolg. Ihr Song war ein prickelnder Kontrast. Ihr ganzes Auftreten auch! Zumindest für alle, die damals komplette Teenager waren. Mental oder in echt.
Aha!
"Geht nur das, was Du verstehst? Aha."
Hey, Mann! Was war das denn für eine Frage?! Ausgerechnet von einem Schlagersänger! Schlagersänger, das waren bis dahin sehnsuchtsvolle Burschen wie Rex Gildo, Roland Kaiser oder Costa Cordalis: immer große Emotionen im Gepäck. Immer mit viel Mimik, glutvollen Augen und sobald sie vor ihrem Publikum standen: mit ganz großen Gesten. Auch auf den Bühnen der Fernseh-Studios, gerade da.
Als die drei Männer der Band Trio ihre Single "Da Da Da" am 9. Februar 1982 veröffentlichten, konnten sie so leicht cool sein. Unfassbar! Sie machten einfach ihr Ding. O.k., sie spielten jetzt nicht mit dem Rücken zum Publikum. Aber sie ließen es in Ruhe. Sogar bei Dieter Thomas Heck in der ZDF-Hitparade. Da traten sie auch auf, zwischen all den typischen Schlagersängerinnen und Schlagersängern: Stefan Remmler, der schlaksige Sänger von Trio, zwar schön im Anzug, aber darunter kein ordentliches Hemd, nur ein T-Shirt. Und allein schon, dass er seinen Kaugummi während des Auftritts nicht raus nahm, dass er einen kahl rasierten Stoppelschädel hatte und für die Kameras keine großen Sachen machte: unerhört.
Da Da Da!
"Ich lieb Dich nicht, Du liebst mich nicht. Da Da Da!"
Das hat er einfach gesungen. Also Sprechgesang. Ernst, aber jetzt nicht extra-ernst, irgendwie normal. Das war prickelnd. Kein entschuldigendes, anbiederndes Lächeln in die Kameras.
Auch nicht, als er sein mini Casio-Keybord aus der Tasche zog und ein paar Töne drauf spielte. Auch nicht, als er das Kehlkopf-Mikro benutzt hat, das wie ein kleines Headset um seinen Hals gespannt war und seinen Gesang blechern verfremdete. Anbiedern ans Publikum? Fehlanzeige.
Die Steigerung war der Standschlagzeuger Peter Behrens: immer hat der mit unbewegtem Gesicht getrommelt, fast wie ein ernster Clown und gern unter einem roten Sonnenschirm. Das schon. Und der E-Gitarrist Kralle Krawinkel spielte richtig gut und mit tief in die Stirn gezogener Strickmütze.
Trio, das war Coolness made in Norddeutschland, aus Großenkneten, wo die drei Männer ihren Bandsitz hatten. Ein Haus mitten auf dem platten Land, zwischen Bremen und Cloppenburg. Vollkommen unglamourös. Alles, was sie machten, führte die Standards typischer Schlagersänger ad absurdum.
Ging natürlich auch leicht zu Beginn der Neuen Deutschen Welle. Für ihre Fans waren Trio und ihre Songs ungefähr so cool wie Joseph Beuys damals in der deutschen Kunst-Szene war: provokativ, plakativ und politisch.
Als das Geld irgendwann nur so herein prasselte, weil Da Da Da zuerst die deutschen Hitparaden, dann die englischen stürmte, da hätte man jedem von ihnen trotzdem zugetraut, laut zu kreischen: "Jetzt kuck Dir das an! Irre!"