10. Juli 1985 Rainbow Warrior versenkt
Die Rainbow Warrior, das Flaggschiff von Greenpeace, machte auf den ersten Blick wenig her. Aber die Aktionen der Besatzung machten viele Schlagzeilen. Zu viele, fand der französische Geheimdienst, und versenkte die Rainbow Warrior am 10. Juli 1985. Autorin: Brigitte Kohn
10. Juli
Montag, 10. Juli 2017
Autor(in): Brigitte Kohn
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Wer die Rainbow Warrior besichtigen will, muss mit Tauchausrüstung nach Neuseeland reisen. Dort liegt das ehemalige Flaggschiff der Umweltorganisation Greenpeace vor der Küste der Nordinsel auf dem Meeresgrund. Seeanemonen ranken sich um herunterbaumelnde Kabel, kleine blaue Fische schwimmen über dem Deck, Hummer liegen in den dunklen Kabinen. In einer davon starb ein Mensch: der Greenpeace-Fotograf Fernando Pereira. Er ertrank, als die Rainbow Warrior Ziel eines Attentat wurde. Taucher aus aller Welt erschaudern, wenn sie das Loch im Rumpf sehen, das die Bomben gerissen haben: Bomben des französischen Geheimdienstes. Aber der Reihe nach.
Direkte Konfrontation – keine Gewalt
Das Schiff, ein ehemaliger Fischkutter, wurde im April 1978 von Greenpeace in Dienst gestellt. Seinen Namen fand der Gründer der Organisation Bob Hunter in einer Legende der Hopi-Indianer.
Die Rainbow Warrior zog aus für den Schutz der Wale und Robben, gegen Treibnetzfischerei und gegen alle Versuche, das Meer als Müllkippe für radioaktiven Abfall und Giftmüll aller Art zu missbrauchen. Die Besatzung suchte die direkte, aber gewaltfreie Konfrontation mit den Gegnern. Das ist das Markenzeichen von Greenpeace seit den Anfängen 1971: Taten statt Worte und medienwirksame Bilder, die das Gewissen der Weltöffentlichkeit wachrütteln. Ohne Risiko ging das nicht ab. 1980 wurde die Rainbow Warrior von einem französischen Marineschiff gerammt, als die Besatzung gegen die Entladung von Atommüll zur Aufbereitung in La Hague protestierte.
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Im Juli 1985 plante Greenpeace eine Kampagne gegen die Atombombentests des französischen Militärs auf dem Südseeatoll Mururoa. In dieser Region hatten Amerikaner und Franzosen mehr Atomexplosionen durchgeführt als irgendwo sonst auf der Welt.
Die polynesische Bevölkerung litt unter rätselhaften Krankheiten, Babys mit durchsichtiger Haut und ohne Knochen wurden geboren und starben qualvoll. Trotzdem wollte Frankreichs Geheimdienst den Atommachtstatus der "Grande Nation " mit aller Macht verteidigen und schreckte sogar vor einem Attentat nicht zurück, um die geplante Aktion zu verhindern – offensichtlich mit Wissen und Billigung höchster Regierungskreise.
Geheimdienst in Aktion
Kampftaucher befestigten Sprengladungen am Rumpf der Rainbow Warrior, die im Hafen von Auckland in Neuseeland vor Anker lag. Am 10. Juli 1985 trieb ein lauter Knall die Besatzung an Land. Nur der portugiesische Fotograf Fernando Pereira wollte noch schnell seine Fotoausrüstung aus der Kabine retten; er ertrank, als der zweite Sprengsatz detonierte.
Die neuseeländische Öffentlichkeit war entsetzt über das Attentat. Die Agenten wurden vor Gericht gestellt, aber Frankreichs Drohung mit Wirtschaftssanktionen sorgte für eine Verkürzung der Haftstrafen. Greenpeace erhielt hohe Schadensersatzzahlungen und freute sich über zahlreiche neue Mitglieder und Spenden aus aller Welt. Doch die Rainbow Warrior war nicht mehr zu retten. Man versenkte sie nach dem Abschluss der Untersuchungen wieder im Meer. Maori-Häuptlinge sangen traditionelle Lieder und verbrannten Kräuter, so, wie es sich bei einem Begräbnis für einen echten Krieger gehört.