13. Januar 2004 Der Ausbruch der Vogelgrippe in Asien
Am 13. Januar 2004 erklärte die Weltgesundheitsorganisation den Tod von drei Vietnamesen durch die "Vogelgrippe". Seitdem waren die Opferzahlen der Seuche astronomisch. Zum Glück allerdings noch nicht für Menschen, sondern für die Vögel, die getötet wurden, um die Seuche aufzuhalten.
13. Januar
Donnerstag, 13. Januar 2011
Autor: Florian Hildebrand
Sprecher: Florian Hildebrand
Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung
Sushi? Sind out. Pekingente? Mega-out. Wer asiatisch essen will, und das ist heute total angesagt, isst vietnamesisch. Keine rohen Fische, die vielleicht nicht mehr ganz frisch sind, keine Ente mit Geschmacksverstärkern. Die puren Lebensmittel - das ist vietnamesische Küche.
Es ist immer dasselbe. Zuerst fahren die Leute hin, und dann kommt die Küche her. Das fing an mit Italien, dann kam Spanien dran, Griechenland, die Türkei und so fort. Jetzt also Vietnam.
Wer nicht schon dort war, muss sich nicht mehr beeilen, denn erstens ist die Küche schon bei uns, und der internationale Tourismus dort ist bereits ziemlich in Fahrt. Vietnam? Da ist doch noch alles entlaubt von den amerikanischen Agent-orange-Bombern. "Apocalypse now" und so weiter. -
Ach was, keine Spur mehr von der Apokalypse des mörderischen US-Krieges vor 35 Jahren. Da Nang, während des Krieges immer heftig umkämpft wegen seines Naturhafens - heute schießen an den Stränden die Hotelhochhäuser in einem Tempo aus dem Sand, dass man dort bei einem Spaziergang regelrecht zur Seite springen muss. In den vietnamesischen Garküchen gibt es viel Vegetarisches zu bestellen, nur kurz angebratenes, knackig bleibendes Gemüse, und wenn Fleisch, ist die Auswahl überaus großzügig: ein bisschen Hund, ein paar Insekten, Rind und Schwein eher wenig, aber Huhn. Vor allem Huhn und Huhn in allen Variationen: in der Suppe, gebraten, gekocht, geschmort, als rotes, grünes, gelbes Curry. Es ist unfassbar, welche Mengen Geflügel da täglich in den Mägen der Gäste niedergedaut werden.
Was da an Massen von Federvieh verbraten wird, ist vielen erst klar geworden, als es damit erst mal schlagartig zu Ende war. Als nämlich die Vogelgrippe von Asien aus ihren Weg um die Welt nahm. Da mussten hunderte von Millionen angesteckter Tiere umgebracht werden. Eine Zahl, die man im Hirn kaum verdauen kann.
Diese Virenkrankheit hatte sich in den 1990er-Jahren bereits mit mehreren regionalen Auftritten in Südostasien angekündigt. Eine Tierseuche, dachten die Veterinärmediziner zunächst, die die Viecher unter sich ausmachen würden. Dachten sie. Am 13. Januar 2004 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO allerdings, die grassierende Vogelgrippe sei Ursache für den Tod von drei Vietnamesen. Das Virus war in der Zwischenzeit mutiert und schaffte es jetzt, auf den Menschen zu emigrieren.
Bis Ende 2009 sind weltweit 262 Erkrankte der Vogelgrippe erlegen, die meisten dort, wo Hühner und anderes Geflügel praktischerweise hinten im Hof eng mit Menschen zusammenleben und lebend auf dem Markt verkauft werden. Hier wie dort hat das Virus prächtige Chancen, sich auf wen immer auszubreiten.
In der Todesstatistik der Vogelgrippe liegt Indonesien an erster Stelle, gefolgt von Vietnam, Ägypten, China und Thailand.
Die Gefahr ist natürlich nicht vorbei nur, weil es heute bei uns dazu keine Frontbericht-erstattung mehr gibt. Erst im November 2010 sind in Mecklenburg-Vorpommern 17.000 Hühner und Gänse massakriert worden. Diagnose: Vogelgrippe vom Typ H5N2. Für den Menschen ungefährlich, aber ein möglicher Trittstein für eine Epidemie. Den Hühnern kann es gleich sein, ob sie - jedenfalls im Winter - krankheitshalber elektrisch niedergestreckt werden oder im Kochtopf landen. Wer gern vietnamesisch isst, der wird sich den Vogelmord tunlichst nicht allzu sehr zu Herzen nehmen, sonst müsste er oder sie ja zum Beispiel auf Folgendes verzichten: Huhngeschnetzeltes zusammen mit Spargeln, Frühlingszwiebeln, Bambusscheiben, weißem Pfeffer und frischem Koriander. Ein Gericht, bei dem man gerne den kontrollierenden Neuroapparat im Hirn ausschaltet und dafür den der Geschmacksnerven auf Hochtouren stellt.