14. Februar 1876 Alexander Graham Bell patentiert Telefon
Es waren weniger seine technischen Fähigkeiten, die Alexander Graham Bell am 14. Februar 1876 das Patent für das Telefon einbrachten. Vielmehr hatte er sich große Mühe gegeben, dass ihm keiner zuvorkommen konnte.
14. Februar
Dienstag, 14. Februar 2012
Autor(in): Andreas Miekisch
Sprecher(in): Andreas Wimberger
Redaktion: Thomas Morawetz
Mit Patenten ist es so eine Sache: „The winner takes it all“ - alles für den Sieger, wenig oder nichts für die Anderen. So gilt Alexander Graham Bell bis heute als der Erfinder des Telefons, obwohl mindestens ein halbes Dutzend Forscher mehr zu dessen Entwicklung beigetragen haben als er. Bell ging sogar bei einem von ihnen in die Lehre, denn als Taubstummenlehrer hatte er von Technik zunächst nicht besonders viel Ahnung.
Tod in bitterer Armut
Bereits 1860 - also ganze 16 Jahre vor der Patentanmeldung von Alexander Graham Bell - stellt Antonio Meucci in New York seinen drahtlosen Fernsprechapparat öffentlich vor. Dann aber verunglückt er, wird vorübergehend arbeitsunfähig. Um das Überleben zu sichern, verkauft seine Frau, für die er das Telefon ursprünglich erfunden hatte, sämtliche Entwürfe und Arbeitsmodelle. Einige erwirbt Alexander Graham Bell. Meucci macht sich nach seiner Genesung zwar wieder an die Arbeit und beantragt 1871 ein Patent auf seine Erfindung, für die endgültige Anerkennung fehlt ihm zwei Jahre später aber das Geld. Damit verliert er in Amerika sämtliche Ansprüche. Als er wenigstens seine Pläne zurück haben will, behauptet Bell, dass er sie verloren habe. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten stirbt Meucci 1889 in bitterer Armut.
Aber obwohl Bell Meuccis wertvolle Unterlagen besitzt, schafft er es nicht, ein Patent anzumelden. Das gelingt ihm erst mit Hilfe des Prominentenanwalts Gardiner Greene Hubbard, an dessen Tochter er sich herangemacht hat. Für den Schwiegersohn in spe formuliert der Jurist die technisch unausgereiften Passagen im Patentantrag so geschickt, dass sie rechtlich unangreifbar sind. Und tatsächlich wird Bells Patentantrag anerkannt, obwohl er nicht einmal einen funktionierenden Prototyp vorweisen kann - was bis dahin eine unabdingbare Voraussetzung gewesen war. Trotzdem übersteht sein löchriges Patent in den Folgejahren an die 600 Prozesse.
Bestechung mit enormen Folgen?
Auch die mit Elisha Gray, eines anderen Geprellten von Bell. Denn der 14. Februar 1876 geht nicht nur als der Tag in die Geschichte ein, an dem das längst überfällige Patent aufs Telefon angemeldet wird. Nein, es ist auch der Tag, an dem ein so wichtiges Patent gleich zweimal beantragt wird - und dabei war Bell angeblich zwei Stunden früher dran als Gray.
Weil aber ein Angestellter im Patentamt später ganz offen zugibt, bestochen worden zu sein, liegt die Vermutung nahe, dass Bell betrogen haben könnte. Möglicherweise hat er vor dem 14. Februar ein provisorisches Patent in der Behörde hinterlegt, parallel dazu aber weitergeforscht. Solange er noch Probleme mit dem Prototyp hatte, wollte er das Patent vielleicht nur einreichen, wenn es unbedingt nötig gewesen wäre - also wenn die Gefahr bestand, dass ein Anderer ihm zuvorkäme. Für die Umkehrung der Eingangsreihenfolge konnte dann ja der bestochene Sachbearbeiter sorgen. Das war damals einfacher als heute, denn bis eine Mitteilung auf Papier oder zu Fuß in eine andere Abteilung gelangte, waren zwei Stunden schnell vorbei - schließlich gab es ja noch kein Telefon.