14. August 1969 Premiere von "Spiel mir das Lied vom Tod"
Eine epische Geschichte aus Rache, Gier und Mord: Einer der berühmtesten Western, nicht zuletzt wegen des Soundtracks mit der Mundharmonika. Autor: Thomas Grasberger
14. August
Montag, 14. August 2017
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Es ist eine Binsenweisheit, dass Musik in Kinofilmen eine wichtige Rolle spielt. Sie untermalt das Geschehen auf der Leinwand und verstärkt die Geschichte, die erzählt werden soll. Weniger selbstverständlich ist es, wenn die Rollen vertauscht sind. Wenn ganze Passagen des Films eigens zum Rhythmus der Klänge inszeniert werden. Dann wird der Komponist quasi zum Drehbuchautor. Wie der Römer Ennio Morricone, im Jahr 1968.
Wild-West-Oper
Morricone hatte den Soundtrack für den Film seines alten Schulkameraden Sergio Leone längst geschrieben, als die Dreharbeiten in der weiten Wüstenlandschaft von Utah und Arizona begannen. "C´era una volta il West" – es war einmal der Wilde Westen – lautet der italienische Titel dieses filmischen Meisterwerks, das bald als "König der Western" gefeiert wurde – zumindest in Europa. In bundesdeutschen Lichtspielhäusern war der Film erstmals am 14. August 1969 zu sehen und zu hören. Und auf den Kinoplakaten stand damals natürlich der deutsche Titel: „"Spiel mir das Lied vom Tod". Was dem musikalischen Anteil an der 165-minütigen Erschießungsorgie viel eher gerecht wird. Schließlich sollte Morricones Wild-West-Oper zu einer der bekanntesten Filmkompositionen überhaupt werden. Ihre Leitmotive ziehen sich wie ein roter Faden durch diesen Abgesang auf den amerikanischen Traum vom Westen. Und bei Millionen von Zuschauern stellten sich die Nackenhaare auf, wenn sie den Soundtrack des Italo-Westerns im Kinosessel zum ersten Mal hörten.
Zu Beginn des Films mussten sie allerdings erst einmal elend lange fünf Minuten und 43 Sekunden warten, auf einem staubigen Bahnhof, zusammen mit drei nicht minder staubigen Gesellen. Nichts passiert. Es herrscht lähmende Stille, die nur vom Summen lästiger Fliegen und dem Quietschen eines alten Windrads unterbrochen wird.
Bis plötzlich der harte Schnitt kommt und eine Dampfeisenbahn über den Kinozuschauer hinwegdonnert, um pfeifend und schnaubend an jenem gottverlassenen Bahnhof im Nirgendwo zu halten. Ein unbekannter Fremder steigt aus. Er hat nicht viel bei sich. Eine Tasche, einen Revolver und … ein Musikinstrument.
Das Ende vom Lied?
Morricones legendäre Titelmelodie erklingt mit dem Sound einer klagenden Mundharmonika. Sie wird zum wichtigsten Gegenstand des Films. Denn nicht umsonst trägt der geheimnisvolle Fremde, unnachahmlich gespielt von Charles Bronson, den Spitznamen "Harmonica". Er reist an, um der schönen Witwe Jill zu helfen, deren Familie im Auftrag eines landgierigen Eisenbahnbarons ermordet wurde. Jill beugt sich nicht, sondern wehrt sich gegen den gedungenen Mörder Frank und seine Bande. Unterstützt wird sie vom Fremden mit der Mundharmonika. Der hat nämlich noch seine eigene Rechnung offen – mit dem Killer Frank, der viele Jahre zuvor den Vater des Fremden sadistisch ermordet hat. Und so verpasst am Ende der Fremde dem Killer die verdiente Kugel, und drückt dem Sterbenden noch die Mundharmonika zwischen die Zähne. So wie der es einst bei ihm gemacht hatte. Als er noch ein Bub war, und miterleben musste, wie der Vater von Frank getötet wurde. …. Naja, so war das halt damals, im Wilden Westen. Ein ewiges Hauen und Schießen. Und das Ende vom Lied? Immer dasselbe.