19. Februar 1855 Erster internationaler Wetterdienst
Riesenpleite: Im Krimkrieg versenkte ein Orkan die alliierte Flotte, da wurde die Pariser Sternwarte beauftragt, eine Organisation zu schaffen, die künftig vor Stürmen warnen sollte. Beobachtungsdaten waren da – und seit neuestem auch die Telegrafie. Am 19. Februar 1855 wurde der erste internationale Wetterdienst gegründet.
19. Februar
Freitag, 19. Februar 2010
Autor(in): Susanne Tölke
Redaktion: Thomas Morawetz
Wie wird das Wetter morgen? Eine Frage, die den Menschen beschäftigt, seit er sesshaft geworden ist und Landwirtschaft betreibt. Die Babylonier waren die ersten, die systematisch den Himmel beobachteten. In den Ruinen der Stadt Ninive fand man Tausende von Tontafeln, auf denen die Priester des Königs Assurbanipal das Wetter und die Konstellationen der Gestirne notiert hatten - um den König zu beraten. Auch die Griechen betrieben systematische Wetterkunde. Metéoron - die Himmelserscheinung, so nannten sie Phänomene wie den Regenbogen oder die Sternschnuppen. Die Meteorologie ist also eine ganz alte Wissenschaft. Manche ihrer Sätze gelten auch noch nach mehr als 2000 Jahren. Aristoteles, zum Beispiel, entdeckte den Zusammenhang zwischen dem Halo, einem leuchtenden Bogen in der Nähe der Sonne oder des Mondes, und einem bevorstehenden Wettersturz. Er schrieb: „Bei doppeltem Halo wühlt Neptun wütend das Meer auf.“
Noch heute reffen die Segler ihre Segel, wenn sie den leuchtenden Bogen am Himmel sehen. Es sei denn, sie haben die Computer-Wetterkarte des Internationalen Wetterdienstes an Bord - dann haben sie es schon drei Stunden früher gewusst. Bei schweren Stürmen ist das eine lebenswichtige Information. Drei Stunden sind genug Zeit, um die eigene Haut zu retten.
Diese Erkenntnis führte im Jahr 1855 zur Gründung des Internationalen Wetterdienstes: Im Jahr zuvor hatte ein Orkan über dem Schwarzen Meer getobt. Er zerstörte die alliierte Flotte der englischen, französischen und türkischen Marine, die im Krimkrieg gegen Russland kämpfte. Angesichts der Katastrophe beauftragte Kaiser Napoleon III. den Leiter der Pariser Sternwarte, Urbain Le Verrier, eine internationale Organisation zu schaffen, die rechtzeitig vor Stürmen warnen konnte. Es gab zu jener Zeit zwar viele Messstationen in Europa, doch jede sammelte nur die eigenen lokalen Daten. Es fehlte die internationale Vernetzung. Monsieur Le Verrier hatte die geniale Idee, wie man den Austausch der Daten bewerkstelligen könnte - durch Telegrafie! Am 19. Februar 1855 stellte er in Paris sein Konzept vor und begründete damit den Internationalen Wetterdienst. Schon drei Jahre später wurde das erste transatlantische Kabel verlegt, die Messdaten konnten nun auch mit den USA ausgetauscht werden.
Zwar gibt es auch heute noch keine absolut sichere Wettervorhersage, doch die Prognose wird immer besser. Inzwischen weist sie nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes bis zu einem Zeitraum von 48 Stunden eine Trefferquote von 95 Prozent auf. Je größer der Zeitraum, desto größer die Unschärfe, aber selbst bis zu 144 Stunden im Voraus beträgt die Quote noch 75 Prozent.
Die Wettervorhersage, über die man sich vor Jahrzehnten noch lustig machte, ist also sehr viel präziser geworden. Der Grund dafür sind Hunderte von Satelliten, die heute die Erde beobachten. Sie messen die Wärme, die von der Erdoberfläche ins All strahlt. So werden die Temperaturen errechnet, die in den Wolken oder direkt über der Land- und Wasseroberfläche herrschen. Anhand der Daten lässt sich immer genauer vorhersagen, wie das Wetter morgen sein wird, und der Zuschauer bekommt im Fernsehen immer deutlichere und schönere Satellitenbilder zu sehen. An der Grundtätigkeit der Meteorologen hat sich allerdings nichts geändert. Noch immer messen sie Luftdruck, Luftdichte, Luftfeuchtigkeit, Windstärke und Windrichtung, Sonnenstrahlung, Bewölkung und Niederschlag.
Die kurzfristige Wettervorhersage ist allerdings nur ein Teil der Meteorologie. Genauso wichtig ist die langfristige Klimaforschung, und da zeichnen sich gerade die bayerischen Meteorologen durch besonderes Durchhaltevermögen aus. Seit 1781 beobachten sie auf dem Hohenpeißenberg das Wetter rund um die Uhr und beraten mit ihren Forschungsergebnissen zum Klimawandel auch die Regierung. Ganz genauso wie damals in Ninive - nur wissenschaftlich fundierter.