21. Februar 1891 Wrigley's Chewing-Gum gegründet
Schon immer hat der Mensch gerne Kaugummi gekaut, und heute weiß die Wissenschaft sogar warum. Kein Wunder, dass "Wrigley's Chewing-Gum", gegründet am 21. Februar 1891, ein Riesenerfolg wurde.
21. Februar
Dienstag, 21. Februar 2012
Autor(in): Susanne Tölke
Sprecher(in): Andreas Wimberger
Redaktion: Thomas Morawetz
Wann kam der Kaugummi zu uns? Richtig, im Jahr 1945. Zusammen mit der Blue Jeans, der Coca Cola und der Lucky Strike. „Chewing-gum“ war eins der ersten englischen Wörter, die deutsche Kinder damals lernten. Eltern und Lehrer waren weniger erfreut, drückte doch schon allein das ständige Kauen und Mahlen des Unterkiefers einen gewissen Mangel an Respekt vor dem jeweiligen Gegenüber aus, ganz zu schweigen von der Blase, die plötzlich aus dem Munde hervorquoll und mit einem lauten Knall platzte. Eltern, die mit Benimmregeln wie "Mit vollem Munde spricht man nicht“ oder "Mit dem Essen spielt man nicht“ aufgewachsen waren, standen der Kauerei hilflos gegenüber. Mussten die Kinder aber auch jede Unsitte übernehmen, die da von Amerika herübergeschwappt kam?
Kauen macht munter
Inzwischen sind wir klüger geworden, das Vorurteil gegen den Kaugummi lässt sich nicht länger halten. Bei Ausgrabungen am Bodensee stellte sich heraus, dass schon die Sammler und Jäger Birkenharz und Honig zu einer Art Steinzeitkaugummi verkneteten. Kauen beruhigt nämlich, und Kauen erlaubt uns, unsere Aggressionen wegzubeißen. Das brauchte der Homo sapiens vor 9.000 Jahren genauso wie heute.
"Im Triebleben sind 9.000 Jahre so gut wie gar nichts", sagt der Psychologe Hermann-Josef Berk, der sich mit dem Kauen beschäftigt hat. "Wir alle werden als Wildschwein geboren. Jede Erziehung und jede Kultur steht vor dem Problem, ein Hausschwein daraus zu machen." So komisch es klingt, der Kaugummi kann dabei gute Dienste leisten. Das fand schon Professor Hollingworth heraus, der 1939 an der Columbia-Universität in New York die erste große Kaugummi-Studie durchführte. Sein Ergebnis: Kaugummi entspannt nicht nur die Muskulatur, er fördert auch die Aufmerksamkeit und verringert die Müdigkeit. Das müssen auch die Kunden William Wrigleys gemerkt haben, der vor gut hundert Jahren eine Drogerie in Chicago betrieb. Als Werbegeschenk legte er seinen Kunden Kaugummi bei, den er selbst herstellte.
Kauen macht klug
Als er merkte, dass die Kunden nicht wegen der Seife, sondern wegen des Kaugummis kamen, gründete er am 21. Februar 1891 die Firma "Wrigley's Chewing-Gum". Sein Produkt setzte sich gegen die Konkurrenz durch und ist heute noch Marktführer. Im zweiten Weltkrieg wurden die GIs mit "Wrigley's Chewing-Gum" versorgt, damit sie sich Stress, Angst und Wut von der Seele kauen konnten. Die Nachfrage war so groß, dass der Stoff in Amerika knapp wurde. Wrigley nahm den Kaugummi vom Markt und belieferte nur noch die in Übersee stationierten Soldaten. Heute verbraucht jeder Amerikaner durchschnittlich 143 Streifen Kaugummi pro Jahr, in Deutschland sind es immerhin 60 Stück pro Jahr und Kopf.
Und auch bei uns kam der Kaugummi zu wissenschaftlichen Ehren: Professor Siegfried Lehrl von der Universität Erlangen prüfte im Jahr 1999 die geistige Leistungsfähigkeit von Kauern und Nichtkauern. Und was soll man sagen: Die Kauer wussten zu jeder Frage 30 Prozent mehr als die Nicht-Kauer. Der Grund: Die Bewegung im Munde regt das Denken an. Laut Professor Lehrl sollte in den Schulen mehr gekaut werden.
Das einzige Problem, das noch gelöst werden müsste, ist das der Entsorgung. Wer schon einmal einen Chewing-Gum an der Schuhsohle hatte, weiß, wovon ich rede.