24. September 1970 Luna 16 bringt Mondgestein zur Erde
Erst über ein Jahr nach der ersten Mondlandung der USA schafft es die Sowjetunion am 24. September 1970, mit der unbemannten Sonde Luna 16 erstmals Gesteinsproben vom Mond zu holen.
24. September
Mittwoch, 24. September 2014
Autor(in): Florian Hildebrand
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Illustration: Angela Smets
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Sie sind so überflüssig wie unausrottbar: Gastgeschenke bei Staatsbesuchen. Silberne Kerzenständer und vergoldete Bierhumpen, Gemälde und Skulpturen, bis hin zu Taschentüchern mit Monogramm, Eierwärmern, Ohrschützern und Schnupftabakdosen. Ein offenes Einfallstor für alle Grausamkeiten und Geschmacklosigkeiten. US-Präsident Richard Nixon toppte sie alle: zusammen 400 Proben Mondgestein soll er anderen Staatsoberhäuptern aufgenötigt haben. Unschätzbare lunare Fundstücke ... davon hat man inzwischen die Hälfte abgeschrieben: gestohlen, vermisst oder zerstört, jedenfalls weg. Unwiederbringlich. Das Kilo davon hatte einst 250 Millionen Dollar Transport gekostet - 250 Millionen. Und dann wird das Material verschlampert.
Verschlampte Mondbrocken
Erst 2008 war der NASA eingefallen, mal nachzuhaken, was aus all den
Mond-Brocken und -bröckchen geworden ist, die sie so freigebig an Nixon herausgerückt hatte. Das Ergebnis lässt einen schon staunen. Selbst etliche einschlägige Forscher waren ihrer lunaren Leihgabe wissenschaftlich nie näher getreten - sie hatten sie verschenkt, verliehen, vergessen oder, man glaubt es nicht, weggeworfen.
Die Russen haben ihrem Mondgestein vermutlich etwas mehr Ehre angedeihen lassen. Einfach, weil es sie noch viel mehr Mühe und Geld gekostet hat, an das außerirdische Material heranzukommen.
Die russischen Raumfahrttechniker hatten sich mächtig angestrengt. Sommer 1969: die Vereinigten Staaten bereiteten sich vor, auf dem Mond zu landen.
Doch vorher wollte Moskau wenigstens mit einer unbemannten Mission auf Luna niedergehen und den USA buchstäblich die besten lunaren Brocken vor der Nase wegschnappen. Man war mitten im Kalten Krieg. Nur: Die Technik spielte nicht mit. Fünf sowjetische Sonden hoben in den Weltraum ab. Sie sollten landen, Mondmaterial aufnehmen und zur Erde zurückkehren. Doch bei den einen versagte die Rakete, eine knallte mit voller Wucht auf den Mondboden und ging dabei zu Bruch, und die übrigen blieben samt Rakete in einer Erdumlaufbahn hängen. Bald dämmerte es Moskau, vor Neil Armstrong und Buzz Aldrin würde es wohl mit ersten Mondproben nichts werden. Zähneknirschend ließ man sich von da an Zeit, und mit Luna 16 klappte es dann auch.
Endlich der Stein des Anstoßes ...
Am 24.September 1970 beglückte die Sonde die russische Seele erstmals mit Bruchstücken vom Mond. Über ein Jahr nach der ersten Apollo-Landung.
Aber schon die nächste Mission schlug wieder fehl. Luna 18 landete auf dem Mond, war aber offenbar über die ungewohnte Aussicht dermaßen sprachlos, dass sie sogleich auf immer verstummte. Und so ging es fort: Luna 20 erfolgreich, Luna 23 gescheitert, eine Luna 23a abgestürzt, Luna 24 erfolgreich. Am Ende ihrer Hartnäckigkeit standen die sowjetischen Mondstrategen vor einem bescheidenen Häufchen von 300 Gramm Mondgestein. Dabei ist es bis heute geblieben. Dagegen die USA: fast 400 Kilo.
Aber egal wie viel die anderen verschleudern und verschludern, auch ein Häufchen Staub und Steinchen kann einem unendlich viel wert sein. Man muss nur hartnäckig genug darum gekämpft haben.