28. Januar 1810 Andreas Hofer wird verhaftet
Wer Andreas Hofer wirklich war, lässt sich heute kaum noch rekonstruieren, so übermächtig ist die legendäre Tradition, die sich um den Tiroler Volkshelden gebildet hat. Am 28. Januar 1810 wurde er verhaftet.
28. Januar
Montag, 28. Januar 2013
Autor(in): Herbert Becker
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Redaktion: Thomas Morawetz
Und von der Hand die Binde
Nimmt ihm der Korporal;
Und Sandwirt Hofer betet
Allhier zum letzten Mal;
Dann ruft er: "Nun, so trefft mich recht!
Gebt Feuer! Ach, wie schießt ihr schlecht!
Ade, mein Land Tirol!
Ade, mein Land Tirol!"
Ergreifend, wirklich ergreifend, diese letzte Strophe der Tiroler Landeshymne. Und nicht nur die letzte! Die ganze Hymne lässt patriotische Herzen höher schlagen. Schließlich beschreibt sie das Ende von Andreas Hofer. Wie kaum ein anderer steht er, der Anführer des Tiroler Bauernaufstandes von 1809, für Unerschrockenheit und Freiheitsliebe, Heimattreue und Gottesfurcht. Damit verkörpert er die Tiroler Eigenschaften schlechthin. Beziehungsweise die österreichischen. Oder die deutschen. Oder sonst welche. Hofer ist eine Symbolfigur - für Linke wie für Rechte.
Ein Schwarzer Bart - die Leute folgen
Wie er wirklich war ... ah, das ist längst hinter dem Mythos Hofer verschwunden.
Fest steht: Er war ein strammes Mannsbild, Wirt und Viehhändler von Beruf, groß und kräftig, mit einem dichten, schwarzen Bart. Einer, dem die Leute folgten. Drum stand er an der Spitze derer, die die Selbstverwaltungsrechte der Tiroler wieder herstellen wollten, nachdem der mit Frankreich verbündete bayerische König die Macht übernommen und ganz und gar unakzeptable Gesetze erlassen hatte. Allgemeine Wehrpflicht! Neue Verwaltungsstrukturen! Impfzwang! Nichts davon war mit dem Selbstverständnis der Tiroler vereinbar!
Die Tiroler griffen zu den Waffen und stellten sich ihren mächtigen Feind beherzt entgegen. In den Tälern, Schluchten und Wäldern ihrer Heimat waren sie ihm überlegen.
In drei Schlachten am Bergisel fügten sie ihm empfindliche Niederlagen zu. Sie nahmen die Stadt Innsbruck ein und errichteten eine von Andreas Hofer geführte Regierung. Freilich, der war überfordert. Es mangelte ihm an Bildung, an Erfahrung, an Überblick. Als sich erneut bayerische und französische Truppen Tirol näherten, floh er. Er wusste, dass der Kampf vorbei war - und ließ sich doch zum Weitermachen überreden.
Die vierte Bergiselschlacht verloren die Tiroler. Im hereinbrechenden Winter zerstreute sich Hofers Gefolge rasch. Dennoch setzte er, angetrieben von reaktionären Klerikern, seinen Widerstand fort. Im Passeiertal hielt er sich versteckt - bis ein gewisser Franz Raffl, der "Judas von Tirol", den Verfolgern für 1500 Gulden seinen Aufenthaltsort verriet.
"Franzl, Franzl, das verdank ich dir!"
Am 28. Januar 1810 wurde Andreas Hofer von französischen Soldaten festgenommen, drei Wochen später von einem Militärgericht zum Tod verurteilt und tags darauf erschossen.
Tatsächlich sollen seine letzten Worte "Franzl, Franzl, das verdank ich dir!", gewesen sein. Doch das hören seine Verehrer ungern. Dieses "Ade mein Land Tirol" passt besser in ihr Hofer-Bild. Und was die bayrische Polizei über den Helden notierte, gefällt ihnen schon gleich gar nicht. Der Hofer Andre, heißt es in einem Bericht, habe sein Ansehen vorzüglich seinem Barte zu danken gehabt! Ein Mann ohne Kopf und Charakter sei er gewesen. Was für eine Frechheit! Und doch ... es kommt der Wahrheit vermutlich ziemlich nah - auch wenn die Beamten Hofer als eher "gutartigen Fanatiker" charakterisieren und ihm ein weiches Herz bescheinigen. Großen Mut gestehen sie ihm nicht zu; er sei immer ein paar Stunden oder Meilen hinter seinen Horden gewesen. Immerhin, so der Bericht, habe Innsbruck den Umstand, dass es nicht von den Bauern in Brand gesetzt oder geplündert wurde, allein ihm zu verdanken.