30. Oktober 2017 Der ewig ruhelose Jack O’Lantern
Den Teufel austricksen – das ist Jack O’Lantern gelungen. Doch leider hat Jacks Plan dann doch einen entscheidenden Haken. Autor: Johannes Roßteuscher
30. Oktober
Montag, 30. Oktober 2017
Autor(in): Johannes Roßteuscher
Sprecher(in): Christian Baumann
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Viele von uns stellen sich die Frage, ob man den Teufel – wenn man ihn mal trifft – überlisten soll oder lieber nicht. Ehrlich gesagt: Die Antwort wissen wir auch nicht.
Aber wenigstens kennen wir einige wahre Geschichten, an denen man das Problem gut studieren kann.
Zum Beispiel die Geschichte von Jack, dem irischen Trinker. Der war ein recht lasterhafter Typ: wie schon erwähnt ein Trinker und auch noch ein Falschspieler.
Eines Nachts, es ist Herbst und schon etwas kühl, kommt Jack, leicht schwankend aus dem Pub. Direkt vor dem Pub aber wartet der Teufel auf ihn: "Hey Jack, Deine Zeit ist um. Mitkommen!"
Der Teufel macht nicht gern viele Worte.
Jack, auf der Stelle nüchtern, kneift ein Auge zusammen, mustert den Teufel kurz und ersinnt in sekundenschnelle einen Plan. "In die Hölle? Das ist weit, oder? Bin völlig ausgehungert. Das schaff ich nie." Jack verlangt, dass ihm der Teufel den letzten Apfel, der im nächsten Baum einsam am obersten Ast hängt, herunterholt. Er selbst: zu alt, zu schwach und auch noch betrunken. Der Teufel, der keine Lust hat auf lange Diskussionen, klettert hinauf.
Der Pakt mit dem Teufel
Aber jetzt Jack, von wegen alt und schwach: Blitzschnell zieht er sein Messer und schnitzt ein Kreuz in den Stamm des Apfelbaums. Der Teufel ist festgesetzt. Und flucht, dass sich Jack bald die Ohren zuhalten muss.
Jack, der auch kein Unmensch ist und wegen des pausenlosen Gefluches schon um sein Seelenheil fürchtet, bietet dem Zeternden an, ihm wieder herunter zu helfen. Bedingung: er muss nicht in die Hölle. Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht.
Der Teufel geht notgedrungen darauf ein. Jack verdeckt mit zwei Händen das Kreuz im Stamm, der Teufel klettert schnell herunter und macht sich übel gelaunt auf den Heimweg. Jack geht zur Feier des Tages gleich ins Pub zurück.
Noch ein paar Jahre lebt er fröhlich so weiter, bis er eines Abends, wieder im Herbst, im Pub vom Stuhl kippt. Nicht betrunken, sondern tot.
Umgehend macht er sich auf zur Himmelspforte. Auf dem Weg malt er sich schon aus, was man dort oben wohl trinkt. Aber Petrus denkt gar nicht daran, ihn einzulassen. Statt dessen liest er Jack dessen Sünden vor, setzt sein berühmtes abweisendes Gesicht auf… Dann eben Richtung Hölle. Am Eingang steht der Teufel persönlich. Den kennt Jack immerhin schon. Doch das ist kein Vorteil. "Du darfst hier nicht rein. Wir haben einen Pakt, wenn ich Dich erinnern darf."
Von der Rübe zum Kürbis
Jetzt ist Jack verunsichert. War seine List etwa doch nicht so schlau, wie gedacht? Jack grübelt. Wo soll er jetzt hin? Luzifer hat fast ein bisschen Mitleid. Aber Pakt ist Pakt. Satan geht in die Hölle hinein und kommt mit einem Stück glühender Kohle zurück, damit Jack in der Dunkelheit wenigstens ein bisschen Licht hat. Und damit sich Jack nicht gleich die Finger verbrennt, schenkt er ihm auch noch eine ausgehöhlte Rübe, in der Jack die Kohle tragen kann.
Und seither zieht Jack zwischen den Welten hin und her. In den Himmel darf er nicht und in die Hölle kann er nicht. Nur um die Zeit seines Todestages am 30. Oktober, kann man ihn sehen. Manche sagen auch, das ganze habe sich einen Tag später zugetragen, aber das kann nicht sein, denn da ist Reformationstag und Jack ist natürlich Katholik. Der Teufel übrigens auch. Die Rübe ist längst zusammengeschrumpelt und Jack hat sie durch einen Kürbis ersetzt, weil der mehr hermacht. Außerdem hat er sich mit den Jahren einen Künstlernamen zugelegt: Jack O‘ Lantern. Er scheint fast Gefallen gefunden haben an seiner Daseinsform. Was uns allerdings in der Eingangsfrage: soll man nun den Teufel überlisten oder nicht? auch nicht weiterhilft.