Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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27. November 1933 "Amt für Schönheit der Arbeit" gegründet

Das "Amt für Schönheit der Arbeit" war Teil der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" der Nationalsozialisten. Es gaukelte eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor, Arbeitsräume sollten schöner werden. Im Grunde diente das alles aber vor allem der Rüstungsindustrie. Autor: Thomas Grasberger

Stand: 27.11.2024 | Archiv

27.11.1933: "Amt für Schönheit der Arbeit" gegründet

27 November

Mittwoch, 27. November 2024

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Krista Posch

Redaktion: Frank Halbach

Manche Wörter klingen viel besser als das, was sich hinter ihnen verbirgt. Zuckerbrot zum Beispiel. Hört sich an wie eine Spezialität aus dem Schlaraffenland. In Wahrheit ist es nur altes, trockenes Graubrot, das in der Pfanne mit reichlich Butter goldbraun geröstet und anschließend mit ganz viel Zucker bestreut wird. Nicht ganz schlecht, aber letztlich doch nur eine schlichte Notlösung zur Verwertung von altem Brot. Mit einer Sachertorte oder einer Marzipan-Buttercreme ist es jedenfalls nicht zu vergleichen.

Zuckerbrot und Peitsche

Trotzdem avancierte dieses Zuckerbrot zu einer sprichwörtlichen Leckerei, was vermutlich vor allem daran lag, dass ihm gern eine schmerzhafte Alternative an die Seite gestellt wurde. Die entsprechende Redewendung ist hinlänglich bekannt: Zuckerbrot und Peitsche. Vor diese Wahl gestellt, dürften sich wohl nur die allerwenigsten für den Lederriemen entscheiden.

Darauf hoffte im späten 19. Jahrhundert auch der deutsche Reichskanzler Bismarck, als er die organisierte Arbeiterschaft mit Verboten und Sozialistengesetzen drangsalierte und allen anderen das Zuckerbrot seiner Sozialgesetzgebung hinhielt, um sie für das autoritäre Kaiserreich gefügig zu machen. Überraschenderweise gingen aber viele Arbeiter auf diese Schein-Alternative nicht ein. Auf ihren Flugblättern stand seinerzeit zu lesen: „"Sein Zuckerbrot verachten wir, seine Peitsche zerbrechen wir."

Braunes Zuckerbrot

Die soziale Frage war also weiterhin nicht gelöst. Im Gegenteil, sie verschärfte sich nach dem Ersten Weltkrieg in ganz Europa. Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht entgegennahmen, die ihnen von Teilen des Bürgertums hingehalten wurde, da war das alte "Zuckerbrot und Peitsche -Modell" plötzlich wieder hoch aktuell. Wobei "Zuckerbrot" viel zu schön, und "Peitsche" viel zu harmlos klingt für das, was Adolf Hitler schon lange plante. Nämlich: "Die Ausrottung des Marxismus mit Stumpf und Stiel". Also auf die brutalste Weise: "Wer sich nicht bekehren lässt, muss gebeugt werden."

So verschwanden gleich zu Beginn der braunen Herrschaft Tausende von Gewerkschaftern, Sozialdemokraten, Sozialisten und Kommunisten in den Konzentrationslagern. Und alle anderen Arbeitenden in der sogenannten "Volksgemeinschaft", die sollten mit Zuckerbrot auf Linie gebracht werden. Zum Beispiel durch die neu gegründete Freizeit- und Reiseorganisation "Kraft durch Freude". Oder durch Verbesserungen im Arbeitsalltag. Dafür wurde am 27. November 1933 das "Amt für Schönheit der Arbeit" gegründet. Als Organisation der Deutschen Arbeitsfront war es Teil der NSDAP.

Die Aufgaben des Amtes klangen vordergründig ganz gut: Arbeitsstätten sollten schöner werden, Arbeitsbedingungen besser, die Sicherheit höher. Aber diese schöne, neue Welt der Arbeit diente vor allem dazu, der Belegschaft vorzugaukeln, dass sie mit den Führern in einem Boot saß. Ein Trugschluss! Denn letztlich dienten all die Verbesserungen nur einer gesteigerten Produktivität, die stets im Dienste der "Stärkung des Wehrwillens mit allen Mitteln" stand. Was dann bekanntlich schnurstracks in den Weltkrieg führte. Am Ende erwies sich das braune Zuckerbrot wieder nur als eine Spielart der mörderischen Peitsche.


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