Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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30. Mai 1806 Andrew Jackson erschießt Revolverhelden

Männer ohne Nerven gibt es viele, als die USA noch halbwüchsig sind, doch nur wenige sterben aus Altersschwäche. Einer von denen, die es schaffen, ist Andrew Jackson. Am 30. Mai 1806 wäre es allerdings fast auch um ihn geschehen gewesen. Nur knapp überlebt er ein Duell.

Stand: 30.05.2011 | Archiv

30.05.1806: Andrew Jackson erschießt Revolverhelden

30 Mai

Montag, 30. Mai 2011, 09:50 Uhr

Autor: Thomas Morawetz

Sprecher: Johannes Hitzelberger

Redaktion: Nicole Ruchlak / Wissenschaft und Bildung

1767 - die wilde Gegend zwischen North und South Carolina, kurz vor dem Unabhängigkeitskrieg der Amerikaner von den Briten. Da kommt der kleine Andrew zur Welt. Er ist der Sohn irischer Einwanderer. Schule? Na ja, macht nichts, die anderen haben auch nicht mehr gelernt. Was soll er werden? Sattler? Versucht er, wird aber nichts draus. Dann hat Andrew Jackson eine schöne Idee: Rechtsanwalt! Solche braucht das junge, wilde Land, und allzu viel lernen muss man damals dazu auch nicht.

Also gut, Jurist. Mit gerade mal 21 Jahren tritt Jackson als Anwalt in Jonesboro auf. Das heißt, "auftritt" eigentlich der gegnerische Anwalt, ein gewisser Waightstill Avery. Bekannt, brillant, ein Magnet. Nur Jackson hört nicht gerne zu. Während der Verhandlung kritzelt er einen Zettel an Avery: "Sie haben mich beleidigt." Die Aufforderung zum Duell! Avery ist verwirrt, aber es hilft nichts. Die Sekundanten verhindern dann das Schlimmste: Die Anwälte schießen nicht aufeinander - sondern in die Luft. Jacksons Ehre ist wieder hergestellt.

Und die juristische Laufbahn kommt in Fahrt. Mit 31 wird er Richter am Obersten Gericht von Tennessee. Aber er will auch Oberbefehlshaber der Milizen werden, das liegt ihm. Blöd nur, dass ein gewisser John Sevier das auch will. Also gut, viel hin und her. Dann bringt Sevier beim Austausch von Beleidigungen Rachel ins Spiel, Jacksons Frau. Und der: "Was?! Du nennst ihren heiligen Namen!?" - Ja, da ist er empfindlich. Irgendwie hatte Rachel seinerzeit schneller Jackson geheiratet, als sich von ihrem bisherigen Mann scheiden lassen. Blöd. Beim Duell anschließend können die beiden aber wieder nicht aufeinander schießen. Sie beschimpfen sich gegenseitig so wüst, dass die Pferde mit den Duellpistolen ausreißen.

Aber dann! Drei Jahre später, 30. Mai 1806, Tagesanbruch am Red River in Logan County, Kentucky. Ein Mann steht Jackson gegenüber, acht Meter Abstand, ein gewisser Charles Dickinson. Vielleicht kein übler Kerl, viel weiß man nicht über ihn, nur dass er einer der besten Duellschützen von Tennessee ist. Er hat sich über eine Pferdewette ereifert, bei der Jacksons Pferd gewonnen hat, er hat behauptet, Jackson sei ein Feigling, Wortverdreher und Hundsfott.

Also acht Meter Abstand. Dickinson hat den ersten Schuss. Eine feine Staubwolke steigt aus Jacksons Mantel auf, aber Jackson steht. Ungerührt. Dickinson schreit: "Mein Gott, hab ich ihn verfehlt?" Dann hebt Jackson die Pistole, langsam, und erschießt den Mann. Gnadenlos. Erst jetzt wird klar, auch er ist verletzt. Dickinsons Kugel hat zwei Rippen durchschlagen und das Herz nur knapp verfehlt. Und dabei hatte Dickinson gut gezielt. Er hatte sich nur etwas verschätzt, Jacksons Mantel war eine Nummer zu groß. Jackson braucht Wochen, bis er wieder laufen kann.

Und es geht weiter auf dem Weg des Erfolgs. Eine Schlacht gegen die Creek-Indianer macht ihn zum Volkshelden. Während der ist sein linker Arm eingebunden. Da hat nämlich ein gewisser Thomas Hart Benton, der künftige Senator von Missouri, reingeschossen. Na ja, wieder so eine Ehrensache. Vielleicht hat es Jackson getröstet, dass er kurz zuvor noch Bentons Bruder Jesse eine Kugel in den Hintern geschossen hat. Auch wegen einer Ehrensache.

Dann geht es endlich richtig bergauf. Andrew Jackson wird noch der siebte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Ein Albtraum der Indianer und Gründer der Demokratischen Partei, der Democrats. Die Kugel vom Duell gegen Dickinson steckt ihm bis zum Tod neben dem Herzen. Ein Freund fragt ihn einmal, wie er das überleben konnte. Der perforierte Jackson sagt: "Er hätte mir ins Gehirn schießen können, ich hätte den Kerl noch umgebracht."


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