23. September 1980 Bob Marley tritt in Pittsburgh, Pennsylvania, zum ersten Mal auf
Seine Musik ist der Sound von Jamaika: Reggae. Aber für Bob Marley war es nicht nur Musik, sondern auch die "Kraft des Volkes" und Kritik an Rassismus und an jahrhundertelanger Ausbeutung von Schwarzen. Darauf weist der Musiker immer wieder hin und wird zur Ikone des Rastafari.
23. September
Donnerstag, 23. September 2021
Autor(in): Frank Halbach
Sprecher(in): Krista Posch
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Eins-ZWEI-drei-VIER…um-TSCHA, um-TSCHA schlägt die Trommel: Offbeat, der Rhythmus der Karibik, der Takt Jamaikas: Reggae… Bob Marley! Dread-Locks, bunte Wollmützen und T-Shirts, Kiffen, schönes Wetter und - Rastafari.
Rastafari
Eine Religion, die viele cool und lässig finden: das Leben einfach so nehmen, wie es kommt. Dabei ist Rastafari nicht weniger als eine spirituelle Antwort auf Rassismus und Unterdrückung, die Bibel aus afrikanischer Sicht. Wie das Volk Israel leben die Schwarzen in Verbannung und warten auf den, der sie zurück in ihre Heimat führt. Das schaffte der berühmteste Rasta, Bob Marley, zwar nicht, aber mit seiner Musik gab er nicht nur den Schwarzen in der Karibik und den USA ein neues Selbstbewusstsein.
Als Sohn einer dunkelhäutigen Sängerin und eines Hauptmanns der britischen Armee wuchs er in den Slums von Kingston auf. Dort mischten sich in den 1950er und 60er Jahren Rythm and Blues, Folklore aus Westafrika, Calypso aus der Karibik und Rock’n Roll. Heraus kam: Reggae.
Und wer heute Reggae sagt, der meint meist Bob Marley - weil sich mit ihm die gesamte Musikszene änderte. Natürlich schüttelt damals so mancher kluge weiße Radioredakteur den Kopf und wirft die Schallplatten, begleitet von rassistischen Kommentaren über Rasta und Reggae in den Mülleimer. Aber Marleys Reggae ist eben mehr als Musik – er ist ein Statement, er ist Kritik an Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit, an jahrhundertelanger Ausbeutung von Sklaven.
Der "erste Rock-Superstar aus der dritten Welt"
Es ist nicht nur seine Musik, sondern auch diese Botschaft, die Bob Marley zum verklärten Superstar macht, den "ersten Rock-Superstar aus der dritten Welt".
Auf Jamaika herrscht währenddessen keineswegs eitel Sonnenschein: Als ein Ausrufezeichen gegen die dramatisch zunehmende politische Gewalt auf der Insel organisiert die sozialdemokratische People’s National Party 1976 ein großes Friedenskonzert: "Smile Jamaika", die Gallionsfigur dafür kann natürlich nur Bob Marley sein.
Zwei Tage vor dem Konzert brechen Unbekannte in Marleys Haus ein und schießen auf Bob, seine Frau und seinen Manager. Alle drei werden verletzt, Bobs Ehefrau und sein Manager schwer. Man vermutet die Attentäter im Umfeld der rechten Jamaica Labour Party oder der amerikanischen CIA. Doch Bob Marley spielt bei "Smile Jamaika" – und wird noch berühmter.
1980 befindet sich die lebende Legende am Zenit ihres Ruhms. Doch zugleich beginnt die Öffentlichkeit sich zunehmend Sorgen um Bobs Gesundheitszustand zu machen. Marley wiegelt ab und kündigt neue Aufnahmen und neue Tourneen an. Doch dazu kommt es nicht: am 23. September 1980 gibt er im Benedum Center im Stanley Theater in Pittsburgh, Pennsylvania, sein letztes Konzert. Ein halbes Jahr später stirbt er im Alter von 36 Jahren an einem Gehirntumor. Warum? Warum so früh? fragen seine Fans. Manche fanden eine Antwort in Bob Marleys Worten:
"Eines Tages wird alles perfekten Sinn ergeben. Was jetzt angeht: Lache über die Verwirrung, lächele dich durch die Tränen und erinnere dich immer wieder daran, dass nichts ohne Grund passiert.“