12. Juni 1963 "Cleopatra" uraufgeführt
Platter Kitsch oder ein publikumswirksamer Monumentalfilm? "Cleopatra", der teuerste Hollywoodfilm aller Zeiten. Andererseits: Wenn interessiert das? Wirklich wissen, will man doch nur: Wie war das damals während der Dreharbeiten mit Elizabeth Taylor und Richard Burton? "Hammse?" oder "Hammsenich?" Autor: Thomas Grasberger
12. Juni
Mittwoch, 12. Juni 2024
Autor(in): Thomas Grasberger
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Frank Halbach
Immer wieder scheint eine bestimmte Frage das Kino-Publikum ganz besonders umzutreiben: "Hammse?" oder "Hammsenich?" Gemeint ist, ob die Stars eines Spielfilms wirklich etwas miteinander gehabt haben, nämlich "echten Sex" – vor laufender Kamera. Oder ob nicht doch alles nur gespielt war? Im Jahr 1980 zum Beispiel wurde das lebhaft diskutiert, als Jack Nicholson und Jessica Lange auf der Leinwand – respektive auf einem Küchentisch – zu sehen waren: "Wenn der Postmann zweimal klingelt", dann klingeln auch die Kinokassen, denn dann brodelt es in der Gerüchteküche – von wegen "Hammse?" oder "Hammsenich?"
Der teuerste Film aller Zeiten
17 Jahre zuvor war an wackelnde Küchentische auf der Leinwand noch nicht zu denken. Wenn damals im Kino von Vögeln die Rede war, dachte alle Welt an Alfred Hitchcocks ornithologischen Thriller von 1963. Im selben Jahr, am 12. Juni 1963, wurde in New York City ein Spielfilm uraufgeführt, der später mit vier Oscars ausgezeichnet wurde. "Cleopatra" mit Elizabeth Taylor in der Titelrolle – ein 40-Millionen-Dollar-Historienspektakel, das inflationsbereinigt noch heute als der teuerste Film aller Zeiten gilt. Und als der kommerziell erfolgreichste seines Kinojahrgangs. Die immensen Kosten für Gold-Kostüme und Monumental-Kulissen waren schon nach drei Jahren wieder hereingespielt, was vor allem der Cleopatra ein geheimnisvolles Lächeln ins makellose Antlitz zauberte. Denn Elizabeth Taylor, die Frau mit der Sanduhrfigur, hatte nicht nur eine Million Dollar Gage bekommen, soviel wie kein Filmstar je zuvor, sondern war als Koproduzentin auch am Gewinn beteiligt, was ihr weitere sieben Millionen eingebracht haben soll. Viel Geld also für Whiskey, Schönheitsoperationen, Yachten, Ehemänner und was kapriziöse Filmdiven halt sonst noch so brauchen.
Hammse!
Dabei hatte es lange so ausgesehen, als würde der Wüstensandalen-Streifen nie produziert. Mal war das Drehbuch nicht komplett, mal fehlte es an Kulissen, dann erkrankte die Hauptdarstellerin zweimal schwer. Und schließlich musste auch noch der Marcus Antonius ersetzt werden. Ein gewisser Richard Burton übernahm die Rolle, als die Dreharbeiten in Rom endlich losgingen. Taylor und Burton kannten sich nur flüchtig, was sich aber bald ändern sollte. Und wieder fragte alle Welt: "Hammse?" oder "Hammsenich?" Die Antwort lautete: Ja, sie hamm! Zwar nicht vor laufender Kamera, dafür aber dahinter umso leidenschaftlicher. Die Affäre der beiden Filmstars sollte zum großen Aufreger werden, denn Taylor und Burton waren verheiratet, allerdings nicht miteinander. Was die Boulevardpresse ausführlich kommentierte. Auch Radio Vatikan und der Papst verdammten den liederlichen Ehebruch. Und erzkonservative Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus wollten Taylor und Burton gar die Wiedereinreise in die USA verweigern. Als die zwei 1964 vor den Traualtar traten, beide zum X-ten Mal, schien endlich wieder Ruhe einzukehren. Aber lang dauerte es nicht, bis erneut die Frage auftauchte: Hammse? Ja, sie haben … sich scheiden lassen. Und kurz danach: Hammse wieder? Ja, sie hatten wieder … geheiratet. Ach ja, Hollywood, dort hammse doch immer was zu erzählen.