18. Juni 1967 Das Monterey Pop Festival endet
Es war der musikalische Auftakt zur Hippie-Kultur: Das Monterey Pop Festival. Es war das erste in der Reihe der großen Rock-Festivals – die Mutter aller Popfestivals. Autorin: Isabella Arcucci
18. Juni
Donnerstag, 18. Juni 2020
Autor(in): Isabella Arcucci
Sprecher(in): Caroline Ebner
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
US-amerikanische Kampfhubschrauber nähern sich im Tiefflug. Wer wie ein Vietnamese aussieht wird erschossen. Soldat oder Zivilist – egal. Flugzeuge werfen Kanister mit Napalm ab, das Häuser und Menschen verbrennt. Giftiger Sprühregen aus Kampfjetdüsen, der grünen Dschungel in ein Meer aus Baumgerippen verwandelt und Babys schon im Mutterleib zu Krüppeln macht….
Zeitgleich, 12 000 Kilometer vom Kriegsschauplatz Vietnam entfernt, im kalifornischen Monterey. Vier junge Männer, fast noch Buben, dreschen ihre Gitarren mit voller Wucht auf den Bühnenboden, bis sie zerbersten. "Talkin `bout my generation" brüllen die Jungs in ihre Mikros, während Securities sich hektisch bemühen, das Bühnenequipment vor der Zerstörungswut der Musiker zu retten. Die britische Popband "The Who" bringt das Gefühl zum Ausdruck, welches sie selbst und ihr junges Publikum bewegt: Zorn auf die ältere Generation, auf Bevormundung und ein politisches System, das für Krieg und rassistische Unterdrückung verantwortlich ist.
Monterey – das wahre "Woodstock"
Doch trotz dieses Ausbruchs bleibt alles friedlich beim Monterey Pop Festival im Jahr 1967. "Music, love and flowers! "So steht es auf dem Banner, das unterhalb der Bühne hängt. Zwei Jahre vor Woodstock ist Monterey das erste Popfestival der Geschichte. John Philips von "The Mamas and the Papas" ist einer der Hauptorganisatoren, Mick Jagger und Paul McCartney gehören zu den Unterstützern des Events. Sie wollen dafür sorgen, dass Pop als Kunstform genauso anerkannt wird, wie der bereits etablierte Jazz, der in Monterey schon lange sein eigenes Festival hat. Bereits erfolgreiche Bands wie "The Mamas and the Papas" oder "Simon and Garfunkel" treten neben Newcomern wie Janis Joplin, Jimi Hendrix und "The Who" auf. Ganz aus dem Rahmen fällt dagegen der klassische indische Musiker Ravi Shankar. Doch die Initiatoren des Monterey Pop Festivals wollen nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein politisches Statement setzen: gegen Rassendiskriminierung, für einen kulturellen Austausch. Die meisten Künstler verzichten auf ihre Gage und ein Großteil des Gewinns wird für wohltätige Zwecke, wie den "Negro College Fund", gespendet. Zwei Tage dauert das Spektakel – und wird ein riesiger Erfolg. An die 90 000 Besucher!
Der Höhepunkt des Summer of Love
Als das Festival am 18.06.1967 endet, hat der Summer of Love seinen kulturellen Höhepunkt erreicht. Das Monterey Pop Festival ist nicht nur der Auftakt der Hippiekultur, sondern auch die Geburtsstunde der Musikfestivals, wie wir sie heute kennen. Allein: so pur, so ganz der Musik hingegeben wie im Sommer 1967 würde es nie wieder sein.
Als der indische Sitar-Spieler Ravi Shankar mit seinen Musikern die Bühne betritt, bittet er die Zuschauer, während seiner Darbietung dieser klassischen, religiösen Musik nicht zu fotografieren oder zu rauchen. Mehrere Tausend junge Menschen lauschen daraufhin ganze drei Stunden lang muxmäuschenstill und gebannt. Ein Moment des Friedens inmitten einer lauten, wundgeriebenen Welt.