Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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8. April 2007 Erika LaBrie heiratet den Eiffelturm

Erika LaBrie war schon als Kind war von verschiedenen Gegenständen fasziniert und baute zu ihnen intensive Beziehungen auf. Als sie zum ersten Mal den Eiffelturm in Paris gesehen hatte, entwickelte sie eine besondere Beziehung zu dem Bauwerk. Erika LaBrie begann den Eiffelturm regelmäßig zu besuchen. Autor: Simon Demmelhuber

Stand: 08.04.2024 | Archiv

08.04.2007: Erika LaBrie heiratet den Eiffelturm

08 April

Montag, 08. April 2024

Autor(in): Simon Demmelhuber

Sprecher(in): Caroline Ebner

Redaktion: Frank Halbach

Ach Liebe, du alte Krawallschachtel! Was machst du nur mit uns! Da läuft endlich einmal alles rund, alles passt, und plötzlich - peng!- gehen im Blut tausend Sternwerfer an. Der Magen schlägt Purzelbäume, das Herz springt aus der Spur, die Augen saugen sich an einem magnetischen Menschen fest und wir wollen nur noch eins: vom Zentrum dieser Schwerkraftfalle eingesogen, verschluckt, verschlungen werden. Und wenn du uns erst einmal so weit hast, Liebe, ist wirklich alles zu spät.

Liebe auf den ersten Blick

Genau wie bei Erika LaBrie. Die Amerikanerin ist 32, als es sie so richtig erwischt. Es passiert an einem eisigen Januartag 2004, mitten in Paris. Erika stapft gerade mit einer Freundin durch den verschneiten Champ de Mars, da schießt er plötzlich himmelwärts jauchzend vor ihr auf: ein filigranes Netzwerk aus Pfeilern und Streben, schlank, elegant, 300 Meter hoch und 7000 Tonnen schwer. Mit einem Schlag spürt sie statt schneidender Kälte nur noch eine pulsierende Wärme, die sie Woge um Woge durchströmt. Sie hat sich verliebt, der Eiffelturm hat ihr Herz im Sturm erobert.

Da ist sie wieder: diese Liebesnot und Liebesseligkeit, die ausschließlich Gebäude oder Dinge in ihr erregen. Für Erika sind Gegenstände nicht leblos. Sie sind beseelte, empfindungsfähige Wesen, die erotisches Begehren wecken und innige Verbundenheit schenken. So war es schon immer, aber noch nie so heftig, noch nie so unbedingt. Drei Jahre lang nützt sie nun jede Gelegenheit, um den Freund zu sehen. Sie sucht seine Nähe, liebkost seinen Leib, genießt seine Gegenwart, sie plaudert mit ihm, turtelt, fühlt sich wiedergeliebt und angenommen. Klar bemerkt sie die verstörten, belustigten, mitleidigen oder verächtlichen Blicke und Scheibenwischergesten der Leute. Aber sie spinnt nicht. Sie hat sich das nicht ausgesucht, nicht ausgedacht. Es ist, wie es ist. Es ist ihr einfach geschehen, wie Liebe eben geschieht.

Es ist, was es ist ...

Damit das Verstecken, das Schämen und Heimlichtun ein Ende hat, will Erika mit ihrem Liebsten vor aller Augen Hochzeit halten. Am 8. April 2007 ist es so weit. Ein paar Freunde und Angehörige haben sie nach Paris begleitet. Die kleine Gruppe schließt auf der zweiten Plattform des Eiffelturms einen schützenden Kreis um Erika. Aber die Braut zögert. Die vielen Gaffer mit den stochernden Richterblicken setzen ihr zu und ausgerechnet jetzt verlässt sie der Mut. Ist das vernünftig? Ist das real? Aber auf einmal klärt sich alles. Sie spürt die Gegenwart des Geliebten und fühlt, wie ein tiefes Ja in ihr aufsteigt.

Der Zweifel ist verflogen. Erika spricht ein kurzes Ehegelöbnis, die Trauzeugen winden einen weißen Schal um ihre Hand und eine Strebe des Bräutigams, der Lebensbund ist besiegelt. Amtlich abgesegnet ist die Heirat damit zwar nicht, aber immerhin darf sie den Namen des Gatten annehmen und heißt jetzt offiziell Erika La Tour Eiffel. Doch darauf kommt es gar nicht an. Was wirklich zählt, weiß nicht der Eintrag im Pass, sondern ihr Herz: "Es ist, was es ist, sagt die Liebe". So steht es bei Erich Fried. Und so ist es. Genau so, und kein bisschen anders.


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