Eine lange Flugreise ist nicht unbedingt ein Vergnügen. Erst ist man aus lauter Angst, die Maschine zu verpassen, viel zu früh auf dem Flughafen. Dann, beim Einsteigen, nerven die anderen Passagiere, weil sie alle viel zu viel Handgepäck dabeihaben, und ist man schließlich in der Luft, gibt´s erst Mal nix außer einer Tüte Salzbrezeln. Wenn die wegknabbert ist, nickt man ein - um nach drei Minuten wieder hochzuschrecken: Der Pilot begrüßt seine Gäste und teilt ihnen in dem für Flugkapitäne so charakteristischen weltmännisch-beiläufigen Tonfall mit, dass "die Maschine nun die Reiseflughöhe von zehntausend Metern erreicht hat und sich mit einer Geschwindigkeit von neunhundert Stundenkilometern bewegt." Irgendwann werden Spaghetti Bolognese aus der Mikrowelle serviert; der Fluggast verdreht die Augen und raunzt: "Was für ein Fraß".

Was für ein Fraß?!

Was für eine Unbescheidenheit!!

Der Wahnsinn!

Es ist doch der Wahnsinn: in einer Höhe von zehntausend Metern! - bei einer Geschwindigkeit von neunhundert Stundenkilometern! - Spaghetti zu essen! - und noch Rotwein dazu zu trinken! Wenn man unseren Großvätern gesagt hätte, dass das möglich ist … also, die hätten sich ans Hirn getippt!!!

Die Entwicklung der Luftfahrt ist so unglaublich schnell gegangen. Es war ja erst Anfang des letzten Jahrhunderts, dass Menschen begannen, mit wackeligen Kisten bessere Luftsprünge zu vollführen. Aber bereits 1910 erreichte ein Flieger die Geschwindigkeit von hundert Stundenkilometern. 1920 waren es schon mehr als dreihundert Ka-Em-Ha, noch im selben Jahrzehnt wurde die Fünfhunderter-Marke überschritten, und 1947 durchbrach ein amerikanisches Flugzeug die Schallmauer. Heute liegt der Rekord bei sage und schreibe 3500 Stundenkilometern. Drei-tausend-fünf-hundert!

Mit Spaghetti ist da natürlich nix mehr.

Nix mehr mit Pasta

Nein, und dann die ganzen anderen Rekorde: Das längste Flugzeug, das schwerste Flugzeug, das Flugzeug, das am höchsten stieg. Die erste Nonstop-Überquerung des Atlantik, die erste Nonstop-Alleinüberquerung des Atlantik, die erste Nonstop-Alleinüberquerung des Atlantik durch eine Frau. Schließlich der erste Nonstopflug rund um die Erde... aber hier wird es wirklich ein bisschen albern. Da flog doch 1949 ein umgebauter Langstreckenbomber vom Typ Boeing B-50 mit einer Besatzung von vierzehn Mann 37.000 Kilometer weit - nur, weil die US-Luftwaffe demonstrieren wollte, dass sie, wenn nötig, an jedem Punkt der Welt Atombomben abwerfen konnte. Vier Mal musste die Maschine, die "Lucky Lady II", in der Luft betankt werden, bevor sie am 2. März wieder auf der texanischen Airforce Base landete, von der sie knapp 94 Stunden vorher gestartet war.

Der Chefingenieur hieß übrigens David Parmalee; sollte das ein italienischer Name sein, ließe dies gewisse Rückschlüsse auf die Bordverpflegung zu...

Ah, ja, nein, Entschuldigung. Irgendwann kommt einem wirklich das Interesse an diesem ganzen Höher-, Schneller-, Weiter-Zirkus abhanden, und man denkt halt mehr an die naheliegenden Dinge. Und mal ehrlich: sooo schlecht sind jetzt die Spaghetti im Flugzeug auch wieder nicht.