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29. Juli 1954 Erster Teil des Romans "Der Herr der Ringe" erscheint

Mit „Der Herr der Ringe“ gelang J.R.R. Tolkien nicht weniger als der Urtext der modernen Fantasy-Literatur. Seitdem bevölkern Hobbits, Elben und Orks jedes Bücherregal. Autor: Frank Halbach

Stand: 29.07.2020 | Archiv

29.07.1954: Erster Teil des Romans "Der Herr der Ringe" erscheint

29 Juli

Mittwoch, 29. Juli 2020

Autor(in): Frank Halbach

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

"Ein Ring sie zu knechten,
sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben
und ewig zu binden."

So lautet die Inschrift auf einem der berühmtesten Gegenstände der Fantasy-Literatur. Sie ziert die Innenseite des Einen Rings, des Rings der Macht.

Zugegeben, ganz neu war die Idee von einer epischen Erzählung um einen Ring mit der Lizenz zur Weltherrschaft nicht. Richard Wagner hatte sie bereits in seinem vier Abende füllenden Musikdrama-Zyklus "Der Ring des Nibelungen" auf die Bühne gebracht. Und dennoch gelang dem Schöpfer von "Der Herr der Ringe" mit dieser neuen alten Story nicht weniger als der Urtext der Fantasy-Literatur: Gut gegen Böse, schöne Elben, hehre Helden, sture Zwerge, hässliche Orks, der schrecklich dunkle Lord – das sind auch heute noch die Zutaten anständiger Fantasy-Welten.

Komplizierte Welten

Dabei schwebte dem Professor für englische Sprache an der Universität Oxford nicht weniger vor, als eine eigene englische Mythologie zu entwerfen – und er scheute dafür keinerlei Mühen: Tolkien erfand etwa die Elbensprachen "Sindarin" und "Quenya" inklusive Wortschatz, Grammatik und Aussprache – was nebenbei bemerkt die Sprecher unvermeidlicher Hörbuchausgaben vor einige Herausforderungen stellte:

(übend)"pedin" – ich spreche, "pedig" – du sprichst, "pêd" – er/sie/es spricht, "pedum" – wir sprechen… (seufzt).Und wenn die Gefährten vom Auenland in das Reich des dunklen Herrschers reisen, dann (grübelnd)...steht das Auenland – "trann" – im Lokativ und das schwarze Land – "Mordor" – im…äh…Allativ…oder im Respektiv…?

Komplizierte Sprachen

Tolkiens Detailversessenheit präsentiert seine Welt „Mittelerde“ bis in kleinste Winkel zu Ende gedacht. Ihre Historie umfasst Zeitalter vor und nach der auf weit über tausend Seiten erzählten Handlung.

Apropos Seiten: Obwohl Tolkien den "Herrn der Ringe" in sechs Bücher untergliederte, wollte er sein Werk in einer Gesamtausgabe veröffentlicht sehen. Aber die Verleger spekulierten darauf, dass kostengünstigere Einzelbände sich verkaufsfördernd auswirken würden. Und so erschien am 29. Juli 1952 Teil 1: "The Fellowship of the Ring" – "Die Gefährten", in der sich zuallererst vier Hobbits, menschenähnliche Wesen, etwa einen Meterzwanzig groß, mit pelzigen Füßen, sich auf ihr großes Abenteuer aufmachen. Im Gegensatz zu Tolkiens Elben und Orks haben sich die Hobbits in der internationalen Fantasy-Literatur nicht wirklich durchgesetzt. Bei den wahren Tolkien-Anhängern besitzen sie aber Kultstatus, schließlich symbolisieren sie, dass auch die kleinsten den Untergang der Welt abwenden können, wenn sie über sich hinauswachsen.

Dementsprechend reagierten die Hobbit-Fans sehr verschnupft, als sich Elke Heidenreich einst in einer bekannten ZDF-Literatursendung outete: "Da krieg ich Zustände, ich hasse es, wenn Menschen mit Pelzohren Wunderdinge tun." Dabei soll man die Zustände doch wegen des dunklen Lord kriegen und wegen des schrecklichen Rings der Macht. Sie wissen schon, "Ein Ring sie zu knechten…" Aber kennen Sie auch den Wortlaut in der Originalsprache von Mordor?

"Ash nazg durbatulûk,
ash nazg gimbatul,
ash nazg thrakatulûk
agh burzum-ishi krimpatul."


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