14. November 1475 Landshuter Hochzeit wird gefeiert
Wer heute in Landshut dem bunten Festumzug zusieht, Fähnchen schwenkt und der jungen Braut im Prachtkleid zujubelt, glaubt gerne daran, dass die Geschichte dahinter ganz anders war. Doch die historische Landshuter Fürstenhochzeit war wenig romantisch und führte zu keiner innigen Ehe. Birgit Magiera
14. November
Dienstag, 14. November 2023
Autor(in): Birgit Magiera
Sprecher(in): Caroline Ebner
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Ach so eine Hochzeit ist was Schönes! Der November ist zwar nicht gerade der klassische Heiratsmonat, aber Bayerns wahrscheinlich berühmteste Hochzeit wurde an einem 14. November gefeiert: am 14. November 1475: die polnische Königstochter Hedwig und der spätere Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut geben sich in der Landshuter Martinskirche das Ja-Wort. Heutzutage, rund 550 Jahre später, wird dieses Spektakel alle vier Jahre mit enormem Aufwand nachgestellt und alle haben einen Riesen Spaß daran. Ende der Geschichte. Obwohl - genaugenommen ist diese Hochzeit der Anfang, und zwar der Anfang vom Ende.
Der reiche Georg und seine traurige Hedwig
Hätte man damals schon ahnen können, dass die Sache nicht gut ausgeht? Dass sich die niederbayerische Herrscherfamilie in den eigenen Untergang feiert? Der Reihe nach: Schon kurz nach der Hochzeit führt das junge Fürstenpaar eine Art Fernbeziehung: während Hedwig - zusammen mit ihrer Schwiegermutter - auf der Burg Burghausen residiert, verbringt Georg die meiste Zeit in Landshut, wo er vier Jahre später die Regierungsgeschäfte übernimmt. Dort, auf der Burg Trausnitz, lässt er‘s offenbar auch ordentlich krachen.
Der hochadelige Schürzenjäger
Eine zeitgenössische Quelle beschreibt den jungen Herzog als "einen solchen Frauenmann, dass noch lang hernach davon erzählt wurde". Wie praktisch, dass die Gattin zwei Tagesreisen weit weg ist. Bei ihr ist er nur selten und jedes Mal kurz. Das reicht für immerhin zwei herzogliche Schwangerschaften: Hedwig bringt zwei Töchter zur Welt: Elisabeth und Margarethe. Aber keinen Sohn und Erben.
Als sich Hedwig deshalb Vorwürfe anhören muss, kontert sie in Anspielung auf den abwesenden Ehemann in etwa: "Ja wer sollte mir denn so ein Söhnchen in den Ofen schieben?" - so überliefert durch einen Chronisten. Herzog Georg der Reiche, Herrscher über Niederbayern, steht also ohne potentiellen Nachfolger da. Er tut das Naheliegende und bestimmt seine Tochter Elisabeth und deren Ehemann Ruprecht von der Pfalz, zu seinen Erben. Zur Sicherheit adoptiert er seinen Schwiegersohn sogar.
Das kommt in den besten Familien vor
Aber da hat der Niederbayer die Rechnung ohne den Oberbayern gemacht: der sogenannte Hausvertrag der Wittelsbacher sieht nämlich vor, dass die Herrschaftsgebiete eines Familienzweiges, - sollte dieser ohne männliche Nachkommen bleiben - dem anderen Teil der Familie zufallen. Als Georg stirbt, immer noch sohn-los, sieht Herzog Albrecht IV von Bayern-München seine Chance und bricht das vom Zaun, was später der Landshuter Erbfolgekrieg heißen wird. Hedwig ist zu diesem Zeitpunkt auch schon verstorben und muss nicht mehr miterleben, wie die Soldaten des Münchner Herzogs Albrecht niederbayerische Dörfer und Städte belagern und verwüsten. Im Sommer 1505 endet der Krieg mit einem Schiedsspruch des Habsburger Königs Maximilian. Das Herzogtum Bayern ist damit nach mehreren Teilungen wiedervereint, auf Kosten der Landshuter Fürstenfamilie. Vielleicht war es ein schlechtes Vorzeichen, als die junge Braut Hedwig 30 Jahre zuvor, am 14. November 1475 auf dem Weg zum Traualter Rotz und Wasser geheult hat.