5. November 1913 Ludwig III. zum König proklamiert
Manch einer wartet lange auf seine Chance, und wenn sie dann kommt, ist sie auch gleich wieder vorbei. Als Ludwig III. endlich bayerischer König wird, wirft ihn die Revolution direkt wieder vom Thron. Autorin: Birgit Magiera
05. November
Dienstag, 05. November 2019
Autor(in): Birgit Magiera
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Der Letzte macht das Licht aus. Das gilt auch im Hause Wittelsbach. Dessen Mitglieder haben in Bayern mehr als 700 Jahre lang geherrscht. Der letzte dann – das war in dem Fall König Ludwig III. Also der Ludwig, über den vergleichsweise wenig bekannt ist. Ludwig II war ja der mit den Schlössern – bavarian superstar, Touristenmagnet, Mythos – und: der Cousin des späteren dritten Ludwigs. Der erste Ludwig wiederum war deren gemeinsamer Großvater. Der hat in seiner Antike-Begeisterung München römisch-griechisch umgestaltet und um einige Prachtstraßen bereichert. Ludwig dem III., seinem Enkel, blieb tatsächlich kaum mehr, als das bayerische Königreich nur ein paar Jahre lang zu Ende zu regieren.
Langsam ausfädeln…
Berühmt ist eigentlich nur sein allerletzter Regierungstag gegen Ende des Ersten Weltkrieges, Anfang November 1918: seine Majestät geht im Englischen Garten spazieren, als ein Passant ihn angesprochen haben soll, dass doch jetzt Revolution sei und er nachhause gehen könne. Was er dann auch tut und auf Anraten seiner engen Regierungsvertrauten mit Familie die Stadt und auch zeitweise das Land verlässt. Aber was war davor?
Zunächst eine sehr lange Wartezeit im Prinzen-Status: mit 18 Jahren sieht er seinem gleichaltrigen Vetter, Ludwig II. bei der Thronbesteigung zu. Die beiden sind sich nicht grün, zu unterschiedlich im Charakter und in den Auffassungen. Während der Märchenkönig kein großes Interesse an Staatsführung zeigt, sie eher als quälende Pflicht empfindet und später seine Minister gar nicht mehr persönlich empfängt, beschäftigt sich Prinz Ludwig schon früh mit Politik und Regierungsgeschäften. Außerdem macht er in Landwirtschaft: zusammen mit seiner Frau, Prinzessin Therese, bewirtschaftet Prinz Ludwig sein Gut Leutstetten bei Starnberg und verwandelt es in einen modernen Vorzeige-Betrieb, in dem er auch regelmäßig selbst im Stall steht. Daher sein weit verbreiteter Spitzname "Millibauer".
Millibauer auf dem Thron?!?!
Ludwigs politische Ambitionen bekommen Aufwind, als der ungeliebte Vetter und Märchenkönig im Starnberger See zu Tode kommt und dessen Bruder Otto zwar offiziell als nächster auf dem Thron sitzt, wegen seiner Geisteskrankheit aber nicht regieren kann. Das tut der Onkel, also Ludwigs Vater Luitpold, als Prinzregent. Auch er findet Politik nur mäßig spannend. Leider ist der alte Herr zäh. Und als Luitpold 1912 im hohen Alter von 91 Jahren stirbt, - ist da immer noch der geisteskranke König Otto. Auch Prinz Ludwig wird "nur" Prinzregent, darf aber an die Macht. Im Jahr darauf dann endlich die Königswürde: Am 5. November 1913 wird er zum König proklamiert. – eine Verfassungsänderung macht‘s möglich. Doch das royale Glück währt nur kurz: Erster Weltkrieg, Revolution, Weimarer Republik.
Noch vom österreichischen Exil aus entbindet er alle Soldaten und Beamte von ihrem Eid auf seine Person, eine offizielle Abdankung verweigert er.
Ludwig III., letzter König von Bayern, hat zwar das Licht ausgemacht – zugesperrt hat er das Haus Wittelsbach aber nie. Er hat reichlich Nachfahren gezeugt, auch männliche… Bayerns Monarchisten haben noch Hoffnung.