Bayern 2 - Das Kalenderblatt







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22. April 1889 Oklahoma Land Run

Das Ende des Wilden Westens: Der Oklahoma Land Run, im Zuge dessen das letzte Territorium der First Nations, der sogenannten „Indianer“, besiedelt wurde. Am Vormittag des 22. April versammelten sich Tausende, um nach dem ein Wettrennen um ein möglichst gutes Stück Land zu beginnen. Autorin: Ulrike Rückert

Stand: 22.04.2025 | Archiv |Bildnachweis

22.04.1889: Oklahoma Land Run

22 April

Dienstag, 22. April 2025

Autor(in): Ulrike Rückert

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Frank Halbach

Die Sonne strahlte vom blauen Himmel, der Blick schweifte weit über grüne Hügel und waldige Senken. Reiter und Wagen drängten sich in einer langen Reihe bis zum Horizont. Am 22. April 1889 verschenkte die Regierung der Vereinigten Staaten Land – achttausend Quadratkilometer für Bauernhöfe und neue Städte - mit einem Wettrennen!

Das Landnahme-Spektakel

Fünfzigtausend Glücksjäger gingen an den Start zum „Oklahoma Land Run“. Punkt zwölf Uhr ertönten Signalhörner. Ein Aufschrei brandete durch die Menge. In halsbrecherischem Tempo stürmten die Reiter davon. Kutschen karriolten hinterdrein, die Fahrer peitschten wild auf ihre Pferde ein. Schwere Planwagen donnerten ihnen in gewaltigen Staubwolken nach. Auf den Eisenbahngleisen, die die Prärie durchschnitten, rumpelten vollgestopfte Züge neben der wilden Jagd her.
Einen Pfosten in den Boden schlagen, den Markstein der Vermesser suchen, die Daten notieren, sich bei einem der improvisierten Grundbuchämter registrieren lassen – und man war Landbesitzer. Oder man prügelte sich mit einem Rivalen. Es gab bei weitem nicht genug Grundstücke für alle, und man hörte sogar von Mord und Totschlag.

Beobachter der Native Americans verfolgten das Spektakel mit düsteren Befürchtungen. Das neue Siedlungsland lag mitten im sogenannten Indianerterritorium, dem heutigen Bundesstaat Oklahoma. Hierhin hatten die USA jahrzehntelang indigene Völker deportiert, die anderswo den Weißen im Weg waren. Dutzende Stämme ganz verschiedener Größe und unterschiedlicher Kultur waren hier zusammengedrängt. Dieses Land, hatte man versprochen, sollte ihnen gehören, so lange das Gras wächst und das Wasser fließt – für immer.
Aber viele Weiße wollten das nicht dulden. Illegale Landbesetzer waren schon in Scharen eingedrungen. Agitatoren hatten die Freigabe eines Streifens verlangt, der keinem Stamm zugeteilt war. Dieses Ziel war mit dem sensationellen Wettrennen erreicht. Aber, so eine Zeitung: „Die wirkliche Bedeutung liegt darin, dass es der erste Schritt zu einer vollständigen Öffnung des Indianerterritoriums und zu einem neuen Staat ist.“

Die Minderheit von Oklahoma

Eins der letzten Kapitel im Landraub an den Ureinwohnern begann. Die Regierung führte gleichzeitig einen Vernichtungsfeldzug gegen ihre Kultur, bemäntelt als Rettungsaktion: Wenn sie an ihren Traditionen festhielten, seien sie zum Untergang verurteilt; um zu überleben, müssten sie sich völlig den Weißen anpassen, und wenn nicht freiwillig, dann unter Zwang. Dafür sollte das Reservatsland, das jedem Stamm gemeinschaftlich gehörte, aufgeteilt und den Mitgliedern als Privateigentum übertragen werden. Die Grundstücke wurden dabei so berechnet, dass große „Überschüsse“ für weiße Siedler entstanden.
Die Stämme wehrten sich, aber wenn sie sich nicht beugten, wurde ihnen das Land trotzdem abgenommen und, mit vier weiteren Wettrennen und einer Lotterie, an Siedler vergeben.
Das Gras wuchs und das Wasser floss noch immer, als Oklahoma 1907 Bundesstaat wurde. Aber die Ureinwohner Amerikas waren nur noch eine kleine Minderheit auf dem Land, das ihnen für alle Zeit versprochen worden war.







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