Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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27. Dezember 1904 "Peter Pan" uraufgeführt

Peter Pan - "der Junge, der nicht erwachsen werden wollte" ist die Verkörperung der Lust an Abenteuern. Er ist zeitlos und vereint die Kinder aller Welt. Ersonnen hat die Figur der Schriftsteller Sir James M. Barrie. Alle Rechte an seinen Peter Pan vermachte Barrie, einem Londoner Kinderkrankenhaus. Autor: Katharina Hübel

Stand: 27.12.2023 | Archiv

27.12.1904: "Peter Pan" uraufgeführt

27 Dezember

Mittwoch, 27. Dezember 2023

Autor(in): Katharina Hübel

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Frank Halbach

Manchmal braucht es nicht viel, dass Menschen denken, man sei verrückt geworden. Stellen Sie sich vor, jemand fantasiert von einem Jungen, der in nichts Weiteres als Eichenlaub und Spinnweben gekleidet ist und noch all seine Milchzähne hat. Der sich mit Vögeln wie mit Feen unterhalten kann, nicht in die Schule möchte und auch später mal nicht ins Büro. Wozu auch?

Ein seltsamer Junge

Er kann fliegen. Er trägt Feenstaub bei sich, um damit recht erfolgreich Kinder aus der Realität in ein parallel existierendes Land zu entführen, in dem die schlimmsten Alpträume wahr werden. In dem Mordanschläge auf sie ausgeübt werden - von einer sehr zarten, aber auch sehr eifersüchtigen Fee - und wo wütende Piraten ihnen nach dem Leben trachten. Und sie können nicht einfach daraus erwachen und alles war nur ein böser Traum. Dieser seltsame Junge ist auch noch Anführer einer Bande von verlorenen Jungs, Kindern, die keine Eltern und kein zu Hause mehr haben. Was ihn noch seltsamer macht: Er hat schon einmal seinen Schatten verloren, weil sich dieser bei einer Flucht im Fenster eingeklemmt hatte und abgerissen war - man konnte ihn dann aber einfach wieder von Hand annähen. Wie praktisch. Immer wieder taucht in dieser Geschichte ein Krokodil auf, das von einem lauten Ticken begleitet wird, da es nun mal eine Uhr verschluckt hat. Mit Gong. Als wäre das alles nicht schon wirr genug.

Ein Klassiker

Doch diese Geschichte, die am 27. Dezember 1904 im Duke of Yorks Theatre im Londoner Westend uraufgeführt wurde, wurde nach anfänglicher heftiger Ablehnung von Theatern und Publikum zum absoluten Klassiker. In England vergeht kein Weihnachten ohne diese Geschichte.
Fast hätte Charlie Chaplin einen Stumm-Film aus ihr gemacht. Erich Kästner hat sie ins Deutsche übersetzt. Leonard Bernstein ein Musical daraus komponiert. Sie wurde am New Yorker Broadway ein absoluter Kassenschlager - und hat es bis nach Hollywood und auf die großen Kinoleinwände dieser Welt geschafft. Kate Bush, Ralph Siegel, Metallica und Taylor Swift vereint nicht viel - außer: Dass sie sich von dieser Geschichte zu Songs haben inspirieren lassen. Wenige Geschichten haben eine solche Kraft. Vor allem: Wenige so verrückte Geschichten. Verfasst wurde sie von James Matthew Barrie. Der schottische Autor hat vielleicht ein Stückchen seines eigenen Schicksals hineinverwoben in diese Welt der verlorenen Kinder. Sein älterer Bruder starb, kaum Teenager, beim Eislaufen. Barrie hörte kurze Zeit später auf zu wachsen - vielleicht aus psychischen Gründen - und blieb zeitlebens ein Meter fünf und fünfzig groß. Erwachsen werden wollte er sowieso nie - wie der Junge aus seiner Geschichte. Und auch Barrie war Anführer von einer Truppe verlorener Jungs: Als Erwachsener adoptierte er fünf Vollwaisen. Ihnen ist auch das - bei seiner Premiere in London - als so bizarr wahrgenommene Theaterstück gewidmet: Peter Pan.


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