24. März 1882 Robert Koch berichtet von seiner Entdeckung des Erregers der Tuberkulose
Robert Koch entdeckte den Erreger der Tuberkulose und wurde zum Begründer der modernen Bakteriologie und Mikrobiologie. Noch heute trägt eines der wesentlichen wissenschaftlichen Institute seinen Namen. Spätestens seit Corona kennt das RKI und seine Statistiken ziemlich jeder. Autorin: Yvonne Maier
24. März
Freitag, 24. März 2023
Autor(in): Yvonne Maier
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Wahrscheinlich hatte kaum einer gedacht, dass er an diesem Tag einer medizinischen Sensation beiwohnen würde, am 24. März 1882. Die Physiologische Gesellschaft traf sich in einem Tagungssaal in Berlin. Der Vortragende: Robert Koch. Bis vor ein paar Jahren war er noch unbekannter Provinzarzt in Posen gewesen, im Osten des Deutschen Reichs. Heute liegt das Gebiet in Polen.
Klitzekleine Organismen? Absurd!
Eigentlich wollte Robert Koch Lehrer werden, hatte das Studium aber dann doch abgebrochen. Medizin sollte es werden - eine Wissenschaft im Umbruch. Viele dachten noch immer, dass schlechte Luft, die aus der Erde hinauf an die Oberfläche dringt, für Krankheiten verantwortlich sei. Oder auch eine schlechte Moral und ein liederlicher Lebensstil. Doch schon während seines Studiums hört Robert Koch faszinierende Vorlesungen des Professors Jacob Henle, einem Anatom. Der vertrat eine fast absurd klingende These: Klitzekleine Organismen verursachen Infektionen und damit Krankheiten. Verrückt! Doch der Grundstein war gelegt.
Robert Koch wurde aber natürlich nicht sofort Ober-Bakteriologe des Deutschen Reichs, erst wurde geheiratet, dann ging es 1870/71 ins Feldlazarett, Deutsch-Französischer Krieg. Hier lernte der junge Arzt einiges, aber vor allem: dass Soldaten an Wunden sterben können, auch wenn die eigentlich gar nicht so gravierend sind. Irgendetwas "infizierte" die Soldaten, und es gab kein Heilmittel. Robert Koch ließ nicht locker und entdeckte den Milzbrand-Erreger. Das bekamen die wichtigen Leute in Berlin dann auch mit und 1880 wurde aus dem Provinzarzt mit Kriegserfahrung der Leiter der bakteriologischen Abteilung des ganz neu gegründeten "Kaiserlichen Gesundheitsamts" in Berlin. Ab jetzt nahm seine Forschertätigkeit richtig Fahrt auf. Sein Meisterstück präsentierte er an jenem Frühjahrstag 1882: das Tuberkulose-Bakterium. Nicht schlechte Luft oder der Lebensstil tötete jedes Jahr tausende Menschen, nein! Ein unsichtbares Bakterium, das sich über Aerosole verbreitet, beim Atmen, Sprechen oder Singen. Robert Koch - ein Held.
Rücksichtsloser Forscher
Nicht ganz. Denn der Bakteriologe war auch ein Mann seiner Zeit - und das bedeutet: Kolonialzeit. Das Deutsche Reich wollte auch dazugehören, zu den Kolonialmächten Europas - und die Interessen und die Menschenwürde der afrikanischen Bevölkerung war da natürlich nicht im Fokus. Auch Robert Koch nahm in seinem Kampf gegen die Schlafkrankheit in Ostafrika wenig Rücksicht auf die Einheimischen. Er testete dort zum Beispiel ein giftiges Medikament, Ataxyl, das arsenhaltig war. Die Nebenwirkungen waren enorm, die Patientinnen und Patienten klagten über Schmerzen, Schwindelgefühle und Übelkeit und einige erblindeten sogar. Viele wollten sich von dem deutschen Arzt gar nicht behandeln lassen - Robert Koch schlug dann vor, die Kranken in "Konzentrationslagern" zu sammeln und dort zu therapieren. Und das, obwohl sich Ataxyl schon während dieser Tests als Sackgasse herausgestellt hatte. 1905 beendete Robert Koch abrupt seine Mission gegen die Schlafkrankheit - er war nach Schweden eingeladen worden. Für die Entdeckung des Tuberkulose-Bakteriums erhielt er nämlich den Medizinnobelpreis.