31. August 1848 Uraufführung des Radetzkymarsches
Ein Walzerkönig, dessen berühmtestes Werk ein Marsch ist. Ein Sohn, der die Marseillaise spielt, um Aufruhr in der Monarchie zu vermeiden. Und ein Vater, der nicht will, dass Johann Strauß Geige spielt. Autor: Frank Halbach
31. August
Montag, 31. August 2020
Autor(in): Frank Halbach
Sprecher(in): Caroline Ebner
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Bambababambababambambam (Radetzkymarsch gesungen)
Kennt jeder. Kein Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker kommt ohne aus. Kein Walzerkönig ohne… Marsch. Ja, Marsch. Die berühmteste Komposition des Walzerkönigs Johann Strauß Vater ist ein Marsch: der Radetzkymarsch, uraufgeführt am 31. August 1848. Ein zutiefst patriotisches Werk.
Ein kaisertreuer Revoluzzer
Bambababambababambambam (Radetzkymarsch gesungen)
Die Widmung des Radetzkymarschs: "Zum Siegesfest zur Rückkehr der tapferen k. u. k. Armee in Italien". Der Namenspatron des Marschs ist Feldmarschall Johann Joseph Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky von Radetz. Strauß Vater ist: konservativ, monarchistisch, kaisertreu – wie es sich eben für einen Hofballmusikdirektor am Kaiserhof gehört. Sein Ältester heißt auch Johann Strauß, aber Sohn und ist der mit den gaaanz berühmten Walzern: "Wiener Blut", "An der schönen blauen Donau", Kaiserwalzer", und, und, und…
Als guter Sohn, macht er während sein Vater den Radetzkymarsch aufführt, natürlich auch Musik.
Bababambambababababam (Marseillaise gesungen)
Er spielt die Marseillaise. Im Gasthof "Zum Grünen Tor". Jetzt ist die französische Hymne, verfasst 1792, am Abend vor der Kriegserklärung Frankreichs gegen Österreich, zackig, schmissig, mitreißend. Wie der Radetzkymarsch. Aber irgendwie wirkt sie als Lied der französischen Revolution…nun ja: revolutionär. Und dass Strauß Sohn sie auch noch dreimal wiederholt, macht es nicht besser. Um solche Revoluzzer kümmert sich in Wien die k. u. k. Stadthauptmannschaft. Und die hat mal wieder nichts verstanden. Denn um Revolutionen zu vermeiden, muss man revolutionäre Lieder spielen. Bei der Vernehmung gibt der Junior an:
"Die Marseillaise wurde verlangt, was ich wiederholt ablehnte. Da in mich diesfalls immer mehr und heftiger gedrungen wurde, und ich anderweitiges unangenehmes Aufsehen oder einen Exzess fürchtete, musste ich nachgeben und dieselbe sogar wiederholen."
"Du bist mein Sohn, Johann!"
Keine Rede also von einer Spannung zwischen Kaisertreuem und Revolutionär. Beider Musik, Juniors Jugendsünde und Seniors Marsch zum Siegesfest des Kaiserreichs waren konjunkturbedingt. Das Jahr des Radetzkymarsches war allerdings das letzte in dem der Vater der Sohn in punkto Output in die Schranken weisen konnte: 18 zu 13 nach Werken steht es da. Und der Papa hat die Zeiten nach dem Radetzkymarsch kommen sehen. Er hatte seinem Sohn strikt verboten, Komponist zu werden oder an der Geige zu üben, der Sohn - wie immer – folgte nicht.
Der junge Strauß erinnert sich: "Was? schreit er, du spielst Geige? - er hatte keine Ahnung gehabt. Es gab eine heftige und recht unerquickliche Szene."
Johann Vater nahm dem Junior die Geige weg. Genutzt hat es bekanntlich nichts. Denn die Mutter besorgte dem Sohn eine neue.