11. Juli 1804 US-Vizepräsident Burr duelliert sich mit Hamilton
Ein politischer Disput, der unter die Gürtelline geht und in aller Öffentlichkeit ausgetragen wird. In den USA ist das keine Seltenheit und war es auch früher nicht. So geraten Alexander Hamilton und Vizepräsident Aaron Burr dereinst derart aneinander, dass es zum Duell kommt. Autor: Hellmuth Nordwig
11. Juli
Donnerstag, 11. Juli 2024
Autor(in): Hellmuth Nordwig
Sprecher(in): Christian Baumann
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Vorweg eine Warnung: In den nächsten Minuten geht es zur Sache. Es wird um Mord gehen, um Macht und um Sex. Um zwei Menschen, von denen in Kürze nur noch einer übrig bleiben wird, beschädigt für den Rest seines Lebens. Allerdings liegt das Ganze schon ein bisschen zurück, in den Anfängen der USA.
Als unsere Geschichte spielt, ist es nicht einmal drei Jahrzehnte her, dass britische Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent ihre Unabhängigkeit erklärt haben. George Washington hat diesen militärischen Erfolg errungen, er wird der erste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Zu seinem persönlichen Sekretär ernennt er seinen Mitstreiter Alexander Hamilton. Einen selbstbewussten, energiegeladenen Mann, der bald die Finanzen des jungen Landes nach dem Unabhängigkeitskrieg in den Griff bekommen wird. Sein entschlossener Blick ziert deshalb die 10 Dollar-Banknote. Weniger Steuern für Reiche – dann kommt die Wirtschaft von selbst in Ordnung, das ist seine Überzeugung. Die ist ja auch heute noch verbreitet.
Zwei sind sich nicht grün
Hamilton ist als Politiker ganz und gar von sich überzeugt und macht andere gerne verächtlich. Das trägt ihm einige Händel wegen Rufmords und Ehrverletzung ein, was sein Ansehen aber eher steigert. Genau wie eine Affäre, zu der er sich von der verheirateten Maria Reynolds verführen lässt. Ihr geht es um Sex, so scheint es, fast ein Jahr lang – doch dahinter steckt Marias Gatte, der Hamilton schließlich erpresst. Tausend Dollar wechseln den Besitzer und Maria wieder den Mann. Hamilton selbst macht die Sex-Affäre öffentlich und hat damit, so findet er jedenfalls, beste Voraussetzungen, um weiter Strippen in der Politik zu ziehen.
Einer muss weichen
Die läuft nämlich nicht nach seinem Geschmack. Im Jahr 1800 wird Thomas Jefferson zum Präsidenten gewählt, nach einem Krimi, für den es 35 Wahlgänge braucht. Sein Vizepräsident heißt Aaron Burr. Für Hamiltons Begriffe ein Weichei, der für so unwesentliche Dinge eintritt wie Rechte für neu Eingewanderte und sogar für Frauen. Stets vorsichtig, die Worte sorgfältig abwägend und auch mal zu Kompromissen bereit. Nein, so einen kann man nicht nochmal wählen, das sieht zum Glück auch dessen eigene Partei so. Unterstützt allerdings, um nicht zu sagen eingefädelt, nicht zuletzt vom politischen Kontrahenten Hamilton. Der beleidigt den Vizepräsidenten nach Strich und Faden. Was teils bis heute als salonfähig gilt in den USA.
Bis Hamilton den Bogen überspannt, angeblich als er Burr des Inzests bezichtigt. Für den 11. Juli 1804 fordert der seinen Widersacher zum Duell heraus. Schweigend rudern beide frühmorgens von New York über den Hudson in den Staat New Jersey, denn dort droht keine Strafverfolgung. Hamilton hat am Vorabend sein Testament gemacht und ist entschlossen, die erste Kugel nicht an Burr zu verschwenden. Ein Fehler - tags darauf stirbt Alexander Hamilton an seinen Schussverletzungen. Aaron Burr lebt noch mehr als drei Jahrzehnte, doch er ist politisch erledigt und wird von manch einem auch heute noch als Verräter angesehen.