14. März 1784 Wilhelm Herschel findet Balkenspiralgalaxie
Wilhelm Herschel ist jemand, den so allerhand interessiert. Musik hat es ihm angetan, also fuchst er sich rein und komponiert erfolgreich drauf los. Auch das All findet er spannend, folglich bildet er sich fort und entdeckt Wegweisendes am Sternenhimmel wie Balkenspiralgalaxien. Autor: Hellmuth Nordwig
14. März
Donnerstag, 14. März 2024
Autor(in): Hellmuth Nordwig
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Nun, dieser Text könnte ebenso gut von Caroline Herschel handeln. Sie war eine der ganz wenigen Frauen in der Astronomie des 18. Jahrhunderts. Zum Beispiel hat sie acht Kometen entdeckt, sie war so verdienstvoll wie unterschätzt. Aber wie so oft wird sie auch dieses Mal nur am Rande auftauchen.
Nämlich als Schwester von Wilhelm Herschel, dem im Laufe eines langen Lebens viele wichtige astronomische Entdeckungen gelungen sind. Dass er da auch mal eine Spiralgalaxie mit einer balkenförmigen Struktur in der Mitte findet, wäre kaum der Rede wert - er hat zahlreiche ähnliche Objekte am Nachthimmel identifiziert. Aber wir müssen uns hier nun mal nach dem Kalender richten. Und deshalb ist heute eben nicht die Entdeckung des Uranus durch Wilhelm Herschel unser Thema - sie wäre gestern dran gewesen -, sondern die der Galaxie namens NGC-4394. Oder, ganz nach Belieben, auch von NGC-4450. Beide sieht Wilhelm am 14. März 1784 zum ersten Mal durch sein selbst gebautes Teleskop. Und weil in einer klaren Nacht recht viele Galaxien und Sternhaufen dokumentiert werden wollen, darf wie immer Caroline zu Füßen des großen Bruders sitzen und geduldig Buch führen.
Zum Sternendiktat, bitte
Wer in der London Portrait Gallery das etwa zur gleichen Zeit entstandene Porträt des dort William Herschel genannten betrachtet, dem fallen vor allem drei Dinge auf: Ein äußerst wacher Blick, der - so will es der Künstler - natürlich nach oben, zu den Sternen gerichtet ist; nach unten gezogene Mundwinkel und ein deutlich vorspringendes Kinn.
Glaubt man Esoterikern, ist Letzteres ein Kennzeichen eines ungeduldigen und impulsiven Charakters. Das muss natürlich nicht stimmen. Aber der Mann wirkt jedenfalls so, als wüsste er ganz genau, was er will.
Musik und All
Doch das ist zunächst nicht die Astronomie. Wilhelm Herschel ist Musiker - er spielt schon als Jugendlicher Oboe und Geige in der "Kur-Hannoverschen Fußgarde". Als der Siebenjährige Krieg ausbricht, ist Herschel gerade 18 Jahre alt, und seine Einheit wird nach England verlegt, wo der Kurfürst zugleich als König regiert. Herschel bleibt auch nach seiner Militärzeit auf der Insel und schlägt sich als Musiker durch. Mal kopiert er Noten, mal hilft er beim Orgelspielen aus. Später leitet er ein Orchester in Bath, das lange Zeit sein Lebensmittelpunkt ist. Es ist eine Blütezeit der Musik in Europa: Johann Sebastian Bach ist noch keine zehn Jahre tot, und schon verändert sich der Stil deutlich. Verspielte und galante Stücke entstehen, auch von Wilhelm Herschel. Der komponiert in wenigen Jahren 24 Symphonien und zahlreiche weitere Werke.
Und ganz nebenbei bringt er sich selbst die Astronomie bei. Weil er kein Geld für ein gutes Fernrohr hat, baut er eigenhändig das seinerzeit größte Teleskop. "Man kann lernen, die Sterne zu sehen, wie man lernen kann, eine Fuge zu spielen", soll er einmal gesagt haben - zu seiner Schwester Caroline, die ihm nicht nur zeitlebens den Haushalt führt, sondern der genau wie Wilhelm bedeutende Entdeckungen am Sternenhimmel zu verdanken sind.