31. Oktober Zum Reformationstag
Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg. Sein Ruf nach Reformen läutete eine neue Epoche ein. Aber nicht nur die guten, auch die Schattenseiten der Reformation sollten erinnert werden.
Wer Protestant ist, ist nicht gleich Lutheraner. Unter den evangelischen Christen gibt es viele Strömungen: Lutheraner, Reformierte, Calvinisten und viele mehr. Eine große Gruppe, die sogenannten „Wiedertäufer“ wurde aber schon während der Reformation von den Anhängern Luthers verfolgt. Eine Schattenseite der Reformation.
In Augsburg hat es eine besonders große Gruppe des „linken Flügels“ der Reformation gegeben. Bis zu tausend Täufer gab es 1527/28, sagen die Quellen. Nach anfänglicher Duldung, durften sie sich bald nicht mehr in Kirchen versammeln und wurden schließlich 1528/29 ganz aus der Stadt vertrieben.
Die Wiedertäufer praktizierten die Erwachsenen, nicht die Säuglingstaufe wie andere lutherische Christen. Für Luther und andere Reformatoren: Ketzerei.
Luther forderte eine „Reform der Kirche an Haupt und Gliedern“. Das ging den Wiedertäufern nicht weit genug: sie wollten zurück zum biblischen Vorbild einer gewaltfreien, allein von Nächstenliebe regierten Christengemeinschaft, unabhängig von stattlicher Obrigkeit. Diese Auffassung barg Zündstoff. Für Luther waren die Wiedertäufer „Ketzer“ für die weltlichen Herren gefährliche Umstürzler. Ab dem Jahr 1529 wurden die Wiedertäufer gesetzlich verboten, verfolgt, verhaftet und vielfach zum Tode verurteilt. Oftmals denunziert von lutherischen Christen.
Das Lutherjubiläum 1517 sollte deshalb nicht nur an die Errungenschaften der Reformation erinnern. Auch Schattenseiten, wie der Täuferverfolgung sollte Raum gegeben werden, damit es ein Fest aller Kirchen der Reformation sein kann.