Bayern 2 - Notizbuch


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Varianten von Rheuma Einige Ausprägungen von Arthritis

Rheuma ist nicht gleich Rheuma. Tatsächlich gibt es etwa 300 verschiedene Arten von Rheuma. Hier einige der häufigsten Ausprägungen im Überblick.

Von: Katharina Hübel

Stand: 11.10.2021

Frau hält sich arthritisches Handgelenk | Bild: picture-alliance/dpa

Rheumatoide Arthritis

Bei den entzündlichen Immunerkrankungen ist die rheumatoide Arthritis, früher primär chronische Polyarthritis genannt, die häufigste Erkrankung. Sie betrifft ein Prozent der Bundesbürger. Bei der rheumatoiden Arthritis werden unter anderem Knorpel, Knochen und Sehnen angegriffen.
Es handelt sich dabei um eine Entzündungserkrankung des Bindegewebes, die sich vor allem an den Gelenken manifestiert. Es können daher auch Weichteile, Schleimbeutel, innere Organe oder Augen mitbetroffen sein.

Arthritische Hand einer älteren Dame.

Anfangs zeigt sich die Krankheit in leichter Ermüdbarkeit, flüchtigen Gelenkschmerzen und -schwellungen, erhöhter Temperatur und Schwäche in den Händen beim Anheben von Gegenständen. Typisch für die rheumatoide Arthritis ist die Morgensteife in den Gelenken, die im Laufe des Tages langsam nachlässt.

Die Symptome kommen in Schüben, steigern sich, meist beginnt es in den Händen, die Gelenke können im Verlauf der Zeit zerstört, auch deformiert werden. Die Funktion der Gelenke wird bis zur Unbeweglichkeit hin eingeschränkt, oft sind Sehnenscheiden mit betroffen.

Vaskultis

0,1 Prozent der deutschen Bevölkerung haben eine Vaskulitis: Das sind entzündliche Gefäßerkrankungen, die auch zu Rheuma zählen, weil die Grundursache der Erkrankung genau dieselbe ist wie bei den Arthritiden, also den entzündlichen Gelenkerkrankungen: das Immunsystem, das die falsche Information bekommen hat, körpereigene Strukturen zu zerstören. Bei dieser Gefäßerkrankung wird die Innenhaut der Gefäße angegriffen. Die Schwellung der Gefäßinnenwand bedeutet, dass der Blutfluss extrem langsam wird und das Blut nur noch als Rinnsal weiterfließt. Das Resultat ist, dass das Organ, das hinter der Entzündung steckt, minder versorgt wird.

Mögliche Symptome bei Vaskulitis zusätzlich zu den oben beschriebenen generellen Symptomen bei Rheuma:

  • Befall innerer Organe (Herz, Lunge, Niere)
  • Befall der Augen (Verlust der Sehschärfe)
  • Befall der Nerven
  • Befall der Haut (Absterben der Haut)

Dass es sich um eine Vaskulitis handelt, kann der Arzt mittels Biopsie beweisen, indem er ein Stück des Gefäßes entnimmt und unter dem Mikroskop anschaut. Bei einigen Vaskulitiden kann auch ein radioaktives Nachweisverfahren angewandt werden, welches hyperaktive, entzündete Zellen markiert und deren Lage optisch nachvollziehbar macht.

Axiale Spondyloarthritis/Morbus Bechterew

0,5 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an einem entzündlichen Rückenschmerz (einer axialen Spondyloarthritis, die zu einer Versteifung der Wirbelsäule führen kann (Morbus Bechterew)). Der entzündliche Rückenschmerz ist für die Rückenschmerzen bei fünf Prozent aller Menschen mit chronischen Rückenschmerzen verantwortlich. Beim Morbus Bechterew handelt es sich um einen entzündlichen Rückenschmerz, der meist in der Kreuz-Darmbein-Gegend beginnt. In Einzelfällen bilden sich schmerzhafte Knochenwucherungen bis hinauf in die Wirbelsäule.
Die Wirbelgelenke entzünden sich, können sich versteifen und dadurch den Rücken unbeweglich machen. Manchmal verkrümmt auch die Wirbelsäule, so dass nur noch ein gebeugter Gang möglich ist. Bei manchen Betroffenen wird die Beweglichkeit des Brustkorbs und damit die Atmung beeinträchtigt.
Im Gegensatz zum häufiger vorkommenden so genannten mechanischen Rückenschmerz zeichnet sich der entzündliche Rückenschmerz durch das nächtliche Aufwachen in der zweiten Nachthälfte aus, auch liegt eine Morgensteife vor. Wenn sich der Patient bewegt, werden die Rückenschmerzen weniger. Begleitet sind die Rückenschmerzen oft auch von Arthritis in den Hand- und Fußgelenken, manchmal sind auch Augen, Haut und Darm mit betroffen.

Kollagenosen

Der Begriff „Kollagenosen“ (entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes) umfasst eine Gruppe von ähnlich seltenen rheumatischen Erkrankungen wie die primären Vaskulitiden. Ihr Name ist irreführend, da er den Schein erweckt, die Krankheiten hätten ihre Ursache primär im Bindegewebe. Doch heute ist bekannt, dass auch ihnen Autoimmunprozesse zu Grunde liegen, wie bei allen entzündlichen Rheumaformen. Charakteristisch ist, dass Rheuma bei den Kollagenosen sprichwörtlich „unter die Haut“ geht. Frauen sind häufiger betroffen, ohne dass dafür der Grund bekannt ist. Da das Immunsystem auch bei den Kollagenosen aktiviert ist, sind die Patienten häufig schlapp, müde, erschöpft, ohne dass spezifische Organbeteiligungen vorliegen müssen.

Zu Kollagenosen gehören:

Systemischer lupus erythematodes (SLE)

Betrifft vor allem junge Frauen, beginnt häufig zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr. Gelenke, Haut und häufig auch innere Organe sind in Mitleidenschaft gezogen.

Sjögren-Syndrom

Beim Sjörgen-Syndrom sind die Drüsen, die Sekret nach außen abgeben, entzündet und die Entzündung zerstört diese Drüsen im Verlauf der Erkrankung. Der Mund wird sehr trocken, da kaum noch Speichel gebildet wird. Auch brennen die Augen, da zu wenig Tränenflüssigkeit produziert werden kann. Wenn die Drüsen des Urogenitaltraktes betroffen sind, kommt es zum Brennen der trockenen Schleimhäute im Vaginalbereich. Das Brennen und Jucken ist nicht nur sehr störend sondern zeigt auch an, dass die üblicherweise durch den Schleim geschützten Schleimhäute anfällig sind für bakterielle Infektionen.

Systemische Sklerose (SSc)

Bei der systemischen Sklerose (früher auch Sklerodermie genannt) verhärtet sich vor allem die Haut der Patienten, aber es können beispielsweise auch Lunge und Herz betroffen sein können.

Dermatomyositis/Polymyositis

Betrifft vor allem Frauen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Die Patienten leiden an Muskelschwäche, weniger an Muskelschmerzen. Auch bei diesen Erkrankungen können innere Organe befallen sein.

Antiphospholipid-Syndrom (APS)

Kann ohne Vorliegen einer anderen Kollagenose auftreten (primäres APS) oder in Begleitung eines SLE (sekundäres APS). Die Betroffenen bekommen Thrombosen und Embolien, weil die Blutgefäße sich verschließen, und haben das Risiko, Fehlgeburten zu erleiden, wenn sich die Thrombosen im Mutterkuchen entwickeln und damit die Blutversorgung des Embryos behindern.

zahlreiche Mischformen


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