Bayern 2 - Notizbuch


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Von der Handsäge zum Harvester Forstwirtschaft gestern und heute

Der Wald, wie wir in hierzulande kennen, ist ein Kunstprodukt. Denn ohne menschliche Eingriffe gäbe es in Deutschland vor allem eine Baumart: die Buche. Doch weil wir Menschen den Wald nutzen, hat er sich verändert. Dominierte eine Zeit lang die schnell wachsende Fichte das Erscheinungsbild, setzen inzwischen immer mehr Waldbesitzer auf Mischwälder. So hoffen sie, dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Und so, wie sich die Wälder verändern, hat sich auch die Arbeit derer verändert, die ihn nutzen.

Von: Johanna Stadler, Elisabeth Frank, Leo Uhl, Max Kammermeier und Michael Pfatrisch

Stand: 30.12.2015 | Archiv

Waldarbeit gestern und heute: "Koa Hosen, ned amoi an Helm, koi Schuh"

Der Winter war und ist die Zeit für die Waldarbeit. Der Boden ist hart gefroren und deshalb befahrbar, das Holz ist trocken und deshalb gut zu fällen. Und früher war auch der Schnee ganz wichtig, denn in der 1950er und 1960er Jahres konnten die Arbeiter das Holz aus den Bergen nur bei ausreichend Schnee transportieren. Die Holzhauer luden dabei mehrere Stämme gleichzeitig auf einen Schlitten und fuhren damit auf eigens angelegten Bahnen ins Tal. Nur durch Manneskraft konnte gelenkt und gebremst werden.

Erfindung der Motorsäge - eine neue Ära der Waldarbeit

Echte Knochenarbeit, und immer wieder passierten Unfälle. Unfälle gab es auch, weil zweckmäßige und vor allem sichere Arbeitskleidung fehlte wie Schnittschutzhose und Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen. Helme wurden erst in den 1970er Jahren flächendeckend eingeführt. Die Arbeit mit der Motorsäge war dann eine wesentliche Erleichterung für die Waldarbeiter. Heute nicht mehr nachvollziehbar ist allerdings, dass damals ein Holzhauer erst ein Jahr im Wald gearbeitet haben musste, bevor er einen Motorsägekurs machen durfte.

Maschinen ersetzen heute die Muskelkraft

Auch Pferde und Schlitten gehören der Vergangenheit an. So wie einst die Motorsäge die Handsäge ersetzt hat und damit die Waldarbeit revolutioniert hat, so hat es in den 1990er Jahren der Harvester getan. Harvester sind mechanisierte Holz-Erntemaschinen, die breite Wege brauchen, sogenannte Rückegassen. Große, spezielle Forstmaschinen, sie werden Rückezüge genannt, holen das Holz aus dem Wald. Damit diese den Boden nicht zu sehr verdichten, sollte der gefroren sein. Doch das ist er in Zeiten des Klimawandels nur noch selten. Deswegen weiß manch Forstunternehmer heutzutage oft überhaupt nicht mehr, wann er fahren soll, ohne den Boden unter Druck zu bringen.

Arbeitgeber Forstwirtschaft

Für die Waldarbeiter ist die Arbeit heute deutlich sicherer geworden und auch produktiver. Schaffte ein kräftiger Holzhauer seinerzeit einen bis knapp drei Festmeter Holz pro Stunde, ernten die heutigen Forstwirte pro Tag rund 20 Festmeter. Ein Festmeter entspricht dabei einem Kubikmeter reiner Holzmasse. Inzwischen werden heutzutage in der Forstwirtschaft weniger Arbeitnehmer benötigt als früher. Und dennoch: Die Holzbranche bleibt weiterhin ein wichtiger Arbeitgeber. Allein in Bayern leben insgesamt 195.000 Menschen von Holz- und Forstarbeit.

Tipp!

Wer sich mehr mit Waldgeschichtlichem befassen möchte, kann das Waldgeschichtliche Museum St. Oswald besuchen.

Öffnungszeiten:
26.12. bis 30.04.: täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr
01.05. bis einschließlich 1. Novemberwoche: 9.00 bis 18.00 Uhr
2. Novemberwoche bis einschließlich 25.12. geschlossen

Anreise
Navi-Zieladresse: Klosterallee 4, 94568 St. Oswald



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