Weihnachts-Brauchtum Christkind oder Weihnachtsmann? Geschenkt!
Das Christkind hat seine Wurzeln in der lutherischen Reformation, vom protestantischen Sachsen aus eroberte es ganz Deutschland. Auch der Weihnachtsmann war eine Antwort auf den heiligen Nikolaus. Er sollte gütig sein und nicht so streng wie der einstige katholische Bischof. Von Norddeutschland aus gelangte der Weihnachtsmann mit deutschen Auswanderern nach Amerika und von dort – mit viel Werbung und Kommerz – wieder zurück zu uns.
Weihnachten war zwar in der Geschichte des Christentums schon immer ein heiliges Fest – die Geschenke aber gab es am 6. Dezember, dem Namenstag des heiligen Nikolaus. Das änderte sich mit der Reformation. Martin Luther übertrug die Tradition des Schenkens und Beschenkt-Werdens vom 6. auf den 24. Dezember. Nicht ein (katholischer) Heiliger, sondern das Jesuskind selbst sollte die Menschen glücklich machen.
"Das Christkind ist weder eine bayerische noch eine katholische Erfindung, sondern wurde als symbolische Figur im protestantischen Sachsen geschaffen. Und von Sachsen aus trat es seinen Siegeszug in ganz Deutschland an."
Matthias Morgenroth, BR-Journalist
Abkehr vom Nikolaus
So wie Luther sich vom heiligen Nikolaus als Geschenkebringer behutsam distanzierte, so vollzogen Reformpädagogen aus Norddeutschland im 19. Jahrhundert eine klare Abkehr von dem damals noch häufig furchteinflößenden Bischof. Sie schufen den Kindern eine märchenhafte Figur wie den Nikolaus, jedoch ohne Rute, ohne Strafgewalt und Drohpotential – der Weihnachtsmann war geboren. Deutsche Auswanderer brachten den Weihnachtsmann mit nach Amerika, wo er mehr und mehr zur drolligen, kumpelhaften Figur mutierte.
"Ethnologen haben schon 1932 die deutsche Weihnachtslandschaft kartiert und einen Weihnachts-Limes entdeckt. Südlich davon war das Land vom Christkind besiedelt, im protestantischen Norden hingegen dominierte schon damals der Weihnachtsmann."
Matthias Morgenroth, BR-Journalist
Vom Kinderglauben zum Kommerz
Mit seinem Rentierschlitten und viel Glöckchengebimmel kehrte der Weihnachtsmann schließlich nach Deutschland zurück – in Werbespots, auf Plakaten und im Internet. Wer aber wirklich an Heiligabend die Geschenke bringt… das bleibt ein Geheimnis.