Bayern 2 - radioTexte


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Lesung und Gespräch mit Barbara Yelin Therese Giehse: Ein Leben für die Bühne

Theaterfrau, politische Kabarettistin an der Seite von Erika Mann, Brechts „Mutter Courage“ – hier zu hören mit einer der seltenen Radiolesungen. Und ein Gespräch über Therese Giehse, mit der Comic-Künstlerin Barbara Yelin.

Stand: 27.02.2025

Bayern 2 Salon: Therese Giehse: Ein Leben für die Bühne

"Der Greis fiebert stark, er ist völlig erschöpft und möchte ruhen; die Mitreisenden erkennen ihn, sie dringen in sein Abteil. Und schon sind auch die Spürhunde der Neugier und der Furcht unterwegs – die Reporter und die Polizei. Sie wissen, dass er geflohen ist, sie sind entschlossen, ihn zu finden."

(Elisabeth Castonier, Flucht und Ende des Grafen Tolstoi)

Zeichnung aus der Comic-Biographie über Therese Giehse von Barbara Yelin

Sie hat die Geschichte des deutschsprachigen Theaters im 20. Jahrhundert auf besondere Weise geprägt: Therese Giehse, 1898 in München geboren, 1975 dort gestorben, gehörte zu den bedeutendsten Schauspielerinnen ihrer Zeit. Im Nationalsozialismus aus ihrem Land vertrieben und in die Schweiz geflohen spielte sie am Schauspielhaus Zürich die Hauptrolle in Bertolt Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“, später dann, in den 1950er Jahren, in Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“. Therese Giehse war Ensemble-Mitglied am Berliner Ensemble und an den Münchner Kammerspielen. Zu den Menschen, die ihr wichtig waren, gehören Katja und Klaus Mann. Mit beiden gründete sie Anfang 1933 die „Pfeffermühle“ und machte politisches Kabarett, gegen die Nazis, gegen den Hass, gegen die Dummheit.    

Zeichnung aus der Comic-Biographie über Therese Giehse von Barbara Yelin

Eine der denkwürdigen Selbstbeschreibungen von Therese Giehse: Sie sei ein „alleiniger Mensch“. Einer ihrer Leitsätze: Man dürfe kein bequemes, gefälliges Stadttheater machen, sonst mache man eine Bühne wie etwa die Münchner Kammerspiele kaputt. Das Haus, das Theater der Landeshauptstadt – und mit ihm auch das Literaturarchiv Monacensia – erinnern jetzt mit einer Veranstaltungsreihe an Therese Giehse, aus Anlass ihres 50. Todestages am 3. März. Es gibt einen Hörspaziergang auf ihren Spuren durch die Stadt, es gibt ein Wochenende mit Workshops und Einblicken in ihren Nachlass – und es gibt eine Therese-Giehse-Gala, an „ihrer“ alten Bühne. In ihrem Rahmen wird eine Comic-Biographie der Schauspielerin vorgestellt, gezeichnet und geschrieben von Barbara Yelin, die in eindrücklichen Büchern wie „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ oder „Irmina“ von der Geschichte des 20. Jahrhunderts erzählt.

Zeichnung aus der Comic-Biographie über Therese Giehse von Barbara Yelin

Im Bayern 2-Podcast „Buchgefühl – Gespräch und Lesung“ erzählt Barbara Yelin über eine unermüdliche Theaterfrau, für die das Spiel auf der Bühne Berufung war – und die ungern über sich selbst Auskunft geben wollte. Dazu ein Schatz aus dem Hörfunk-Archiv des Bayerischen Rundfunks: die einzige Aufnahme mit einer Lesung von Therese Giehse, von Elisabeth Castoniers Erzählung „Flucht und Ende des Grafen Tolstoi“ (auf dem Manuskript der Produktion von 1960 ihre handschriftliche Signatur, schwungvoll: Giehse). Mit diesem Tondokument gerät eine weitere Lebensgeschichte in den Blick: die der Schriftstellerin Elisabeth Castonier (1894-1975). Sie lebte zeitweise in München und musste als entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus Deutschland verlassen, im Mai 1933 wurden ihre Bücher verbrannt. Therese Giehse liest eine Erzählung von Elisabeth Castonier, Barbara Yelin erzählt über Therese Giehse, im Bayern 2-Podcast „Buchgefühl“, zu finden in der ARD-Audiothek. Redaktion und Moderation: Niels Beintker.


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